Herzlich willkommen im Fake-Blog von C. Müller-StratenMittwoch, 19. Januar 2022Handtasche der Fa. Braccialini, die das Fälschen von Markenartikeln thematisiert. Ziel dieses Blogs ist es, zeitnah Informationen zu Themen des Buches "Fälschungserkennung" anzufügen, die erst nach Drucklegung bekannt wurden und die nicht in den 2. Band eingefügt werden. Beide Bände sind zusammen mit einer ausführlichen Bibliographie (interaktive CD) erschienen und über den Buchhandel erhältlich. Impressum Gefälschte Bernstein-InklusenMittwoch, 19. Januar 2022Der im Internet hochgeladene Artikel "Echt falsch" trägt im Buch "Wissensdinge". Geschichten aus dem Naturkundemuseum, Berlin 2021 (besprochen in MUSEUM AKTUELL 278, 2022) die nicht viel bessere Überschrift "Echt gefälscht". Hier die Internetversion des Texts:"Solch kunsthandwerklich bearbeiteten Bernsteine befinden sich in der Bernsteinsammlung des Danziger Arztes Georg Carl Berendt, die zu den Schätzen des Museums für Naturkunde zählt. Obwohl die beiden Objekte im Laufe der Zeit stark nachgedunkelt sind und dabei einiges an Transparenz eingebüßt haben, erkennt man in dem einen Bernstein einen Fisch, nämlich einen Dreistachligen Stichling, Gasterosteus aculeatus, in dem anderen einen Frosch. Da es vor 55 Millionen Jahren, als der Bernstein gebildet wurde, noch gar keine Stichlinge gab, muss es sich beim ersten Objekt um eine Fälschung handeln. Auch fossile Frosch-Einschlüsse in Baltischem Bernstein sind bisher unbekannt. Tatsächlich gab es in der Vergangenheit geschickte Handwerker, die sich auf die Anfertigung solcher Fälschungen verstanden. Dabei wurden mumifizierte Tiere in ausgehöhlte Bernsteine eingebracht, eine Ziernaht verdeckt die zugeklebte Öffnung. Seit Ende des 16. Jahrhunderts lassen sich derartige Stücke in Sammlungskatalogen nachweisen. Sie wurden als Talisman am Körper getragen und sogar als Kunstkammerstücke gehandelt. Das Sammeln von Bernstein war unter den gebildeten Ständen und in Adelshäusern sehr populär und so mancher Fürst versuchte seine Konkurrenten durch besonders ausgefallene Objekte zu übertrumpfen. Da bis in das späte 18. Jahrhundert hinein die Auffassung bestand, Bernstein entstünde im Meer, mussten vornehmlich Wassertiere wie Fische oder Frösche für falsche Bernsteinobjekte herhalten. Mit der Unterscheidung zwischen Lebewesen des Meeres und des Süßwassers nahm man es dabei nicht so genau. Schon damals zweifelte der französische Naturphilosoph George-Louis Buffon die Bildungsweise des Bernsteins als ein Produkt des Meeres an und entlarvte entsprechende „Belegstücke“ als Fälschungen. Dieser Auffassung folgte auch sein Zeitgenosse Nathanael Sendel. Er bildete in seiner Historia Succinorum von 1742 eine den unsrigen Stücken ganz ähnliche Fälschung ab, welche neben einer Fliege einen Frosch enthält. Die gleiche Machart weist darauf hin, dass unsere Bernsteinobjekte in derselben Werkstatt angefertigt wurden. Da der Herzog von Mantua 1588 zwei ganz ähnliche Objekte von einem Danziger Händler für seine allseits berühmte Wunderkammer erwarb, stammen vermutlich auch unsere Objekte aus dieser frühen Zeit. Christian Neumann" Thomas (Tom) Sack, TS-Kunsthandel e.K., Invenit Ltd., Kunsthaus Schaumburg, Sack Echte KunstSamstag, 25. September 2021Die erfundenen Künstler Cara Gano, Ernst Cuno, Joe Kapingo, Hans Spiegel (1911-1999) und weitere Fälschungen von Kirchner, Klimt, Cézanne und Spitzweg. https://www.wikiwand.com/de/Tom_Sack https://de.wikipedia.org/wiki/Tom_Sack Fälschungen von FossilienDonnerstag, 26. August 2021
"Im nächsten Schritt geht es zu Präparatoren, die die oft unscheinbaren Versteinerungen ansehnlich machen. Es ist verlockend, hier nachzuhelfen, um den Preis zu steigern. Mitunter werden Fragmente mehrerer Fossilien zusammengefügt, durchaus auch unterschiedlicher Spezies, wie der Journalist John Pickrell im Buch „Flying Dinosaurs: How Fearsome Reptiles Became Birds“ beschreibt. Der berühmteste Fall ist Archaeoraptor liaoningensis, ein Fund aus der chinesischen Provinz Liaoning: 1999 von „National Geographic“ als Verbindungsglied zwischen Vögeln und Dinosauriern gefeiert, später als Fälschung entlarvt. Ein Vogel war mit einem Dino-Schwanz versehen worden. Laut Pickrells Quellen dürften mehr als die Hälfte der Fossilien in chinesischen Museen „geschönt“ sein. Manchmal wurde eine fehlende Gliedmaße nachmodelliert, manchmal noch mehr.
„Manipulationen gibt es nicht nur bei chinesischen Proben“, sagt Rauhut. Unter den Fischsauriern aus Deutschland seien „relativ wenige Stücke, wo nicht nachgebessert wurde“. Solche Verschönerungen werden teilweise offen kommuniziert. „Mir wurde bereits von einem Händler gesagt: Vorsicht, wir haben an dieser Stelle etwas nachgearbeitet.“ Für Forscher sind solche Hinweise sehr wertvoll. „Daher lohnt es sich, ein gutes Verhältnis zu den Händlern zu haben.“ Zudem gibt es Methoden, um Manipulationen zu erkennen. Mit UV-Licht werden Klebestellen sichtbar und Computertomographie zeigt Materialunterschiede." Quelle: Ralf Nestler: Schwarzmarkt, Fälschungen und Vorwürfe: Fossilienforschung in Schwierigkeiten. In: Der Tagesspiegel v. 25.8.2021
Literatur: Pickrell, J: Flying Dinosaurs: How Fearsome Reptiles Became Birds, 215 S., Columbia University Press 2014 ISBN 0231171781 Ernst Haiger: Quellenkunde deckt Fälschungen im Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden aufSamstag, 19. Juni 2021Wie in der Presse zu lesen, sind Schriftstücke des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr (MHM) in Dresden mit Unterschrift von Claus Graf Schenk von Stauffenberg als Fälschung erkannt worden. [1] Beide Schriftstücke kamen Tuchel merkwürdig vor, speziell die vom Üblichen abweichende äußere Form. Besonders gilt dies für Nr. 2. Die Adresse des Oberkommandos des Heeres – heute Sitz der GDW –- „Bendlerstr. 54“ ist falsch, weil es diese Hausnummer dort nie gegeben hat. Das „Hoheitszeichen“ (Reichsadler mit Hakenkreuz) im Kopf war für ein Schreiben dieser Art „ausgesprochen unüblich“. Anmerkungen: Neuere naturwissenschaftliche Untersuchungen belegen unsere quellenkundliche Analyse von 2011: Die Berliner Leonardo-Büste der Flora ist ein Fake des 19. Jh.Mittwoch, 21. April 2021Unser Beitrag in "Fälschungserkennung" geht kunsthistorisch allerdings viel weiter und benennt auch die Quelle für die falsche Flora: ein Apollo-Kopf! VINCENT NOCE schreibt in dem Beitrag "Not a Leonardo! Clue to wax bust’s attribution lies inside a sperm whale" vom 15.4.2021 in The Art Newspaper: "A Leonardo, or not? Scholars and scientists are locking horns—and the media is frantic. No, they are not fighting over the Salvator Mundi, or even the drawing nicknamed the Bella Principessa. But rather a wax bust of the goddess Flora, bought by the Berlin Royal Museums in 1909 as a work by the Florentine master, sparking controversy around the world. Two years after the purchase, more than 730 articles had been recorded all over Europe, arguing for and against the Leonardo attribution, says Ina Reiche, who led a study proving that the work was in fact more likely by the 19th-century English sculptor Richard Cockle Lucas, or a contemporary inspired like him by Old Masters. No safe market for fakes: 21 countries target illegal goods in Europe-wide stingFreitag, 25. September 2020Nearly 28 million counterfeit and illegal goods were seizedEurope-wide operation Aphrodite has brought together 21 countries* to target counterfeit goods trafficking. The eight-month operation was co-led by the Italian Finance Corps (Guardia di Finanza) and the Irish National Police (An Garda Síochána) with support from Europol. From December 2019 to July 2020, law enforcement authorities tracked online sales of a large variety of counterfeit items, culminating in checks in warehouses, shops and marketplaces in Belgium, Cyprus, Greece, Ireland, Italy, Portugal, Romania and Spain. Law enforcement find fake COVID-19 medical equipment among the seizuresThe operation led to 123 social media accounts and 36 websites selling counterfeit products to be taken down. During the operation, law enforcement authorities seized nearly 28 million illegal and counterfeit goods among which were 800 000 counterfeit items of clothing, sportswear, footwear, personal accessories, IPTV set-top boxes and toys. Ten people were arrested in Greece and 37 others were reported to the judicial authorities in Greece, Italy and Portugal. More than €700 000 was also seized. The COVID-19 outbreak led the involved authorities to adapt the initial scope of the operation to focus on issues triggered by the pandemic. As a result, counterfeit and not compliant medical equipment was also seized, including 27 million medical facemasks, by the Italian Finance Corps (Guarda di Finanza). Fake goods hidden behind online dealsDigital platforms, such as websites, social media and instant messaging services are abused by criminal groups to sell often harmful counterfeit products. Illegal vendors advertise counterfeit goods with pictures and prices of fake products on social media. They also use hidden links in posts on social media to redirect users to marketplaces located outside of the EU. Offers for counterfeit goods also grew on e-commerce platforms and subsequently, their share of the market increased. Criminals invite unsuspecting buyers to pay with prepaid cards, by wire transfer or other forms of electronic payment and web-based services as the goods are delivered through legal couriers. The COVID-19 pandemic intensified the sale of counterfeit goods on the physical market too. Europol’s Intellectual Property Crime Coordinated Coalition (IPC3) coordinated the operation and collected the results and detected existing links between the individuals involved. Europol’s IPC3 facilitated the information exchange and provided technical and analytical support to the participating countries. Europol’s IPC3 is co-funded by EUIPO (European Union Intellectual Property Office) to combat intellectual property crime. Participating countries:*Austria, Belgium, Bulgaria, Cyprus, Czechia, Denmark, France, Greece, Hungary, Iceland, Ireland, Italy, Lithuania, Malta, Moldova, the Netherlands, Portugal, Romania, Spain, Ukraine, United Kingdom Source: Europol Russian Avant-Garde at the Museum Ludwig: Original and Fake. Questions, Research, ExplanationsFreitag, 25. September 2020An exhibition of Museum Ludwig, Cologne, September 26, 2020–January 3, 2021 Der größte Präsident der Vereinigten Staaten requirierte Fälschungen und Kopien für die USAFreitag, 18. September 2020Zu einem Zeitpunkt, an dem der größte US-Präsident aller Zeiten die Menschheit mit seltsamen Erkenntnissen über das Waldland Österreich mit seinen explodierenden Bäumen verwirrt und Menschen, die bei Waldbränden ihr Hab und Gut verloren haben, damit trösten will, dass es bald wieder kühler wird, müssen wir doch noch einmal auf dessen wenigen kulturellen Leistungen zurückblicken. Wir wissen nämlich jetzt, was der größte Präsident der Vereinigten Staaten 2018 getan hat, als er der erstaunten Menschheit mitteilte, nicht zum amerikanischen Friedhof Belleau Wood im Dept. Aisne-Marne bei Paris kommen zu können, um der gefallenen US-Soldaten zu gedenken, über die er sich im Privaten wie in der Öffentlichkeit mehrfach verächtlich geäußert haben soll ("suckers" und "loosers"). Etwas verkürzt ausgedrückt: "because of the rain", etwas ausführlicher: weil von seinem adäquat genialen Stab als präsidentialer Helikopter nur ein Schonwetter-Heli eingeplant worden war. Eine Autofahrt quer durch Frankreich über 90 km war den Sicherheitsberatern zu riskant. Also blieb der größte Präsident aller Zeiten für sechs Stunden dort, wo er sich standesgemäß einquartiert hatte, in der Residenz des US-Amerikanischen Botschafters Jamie McCourt in Paris, dem Hôtel de Pontalba im 8. Arrondissement. Das Palais ist derart mit Dekoware und Antiquitäten vollgestopft, dass es normalerweise besichtigt werden kann. Das Hôtel de Pontalba. Quelle: Wikimedia Commons/Mouloud47 Nun aber kam der größte Präsident, der die Zeit nicht nutzen wollte, um auf Tuchfühlung mit der Pariser Bevölkerung gehen, und sah sich ein bißchen im gut gesicherten Palais um. Und da fiel sein geschultes Auge auf das eine oder andere Objekt, requirierte es und ließ es, im Gegensatz zum eigentlich Zweck dieser Beeindruckungsstrategie für ausländische Botschaften ("Art in Embassies"), "für die USA-Bevölkerung" einpacken und am nächsten Tag in die Airforce One befördern, während der größte Präsident auf einem anderen Gefallenenfriedhof weilte. Eingepackt wurden:
Von Botschafter McCourt soll nicht viel Widerstand gekommen sein. Später witzelte der größte Präsident, dass der Botschafter die Kunstwerke in sechs Jahren zurückbekommen würde, wenn seine zweite Amtszeit ablaufen sei. Die requirierten Objekte haben im Oval Office ihren Platz gefunden, die griechischen Götter beispielsweise auf der schönen Kamineinfassung. Die Londoner Kunsthändlerin Patricia Wengraf, der die Gruppe gut bekannt ist, wies jedoch darauf hin, dass die Figurengruppe keineswegs so alt ist, wie sie zu sein scheint, sondern vom Neapolitaner Luigi Avolio stammt, der sie als 16. oder 17. Jh. ausgegeben hatte. In einer Ausgabe der "Antiques Roadshow" (das Vorbild unseres "Kunst & Krempels") hatte sie die Figuren bereits als wertlose "20th century fakes of wannabe 17th century sculptures” bezeichnet.[i] Es ist ja nicht das erste Mal, dass der untrügliche Blick des größten Präsidenten auf Fälschungen hereinfällt. [ii] Auch die Franklin-Büste und das Franklin-Gemälde erwies sich mittlerweile als Nachahmung. Das Original hängt übrigens nur in einer Entfernung von einer Meile von Oval Office in der National Portrait Gallery. Joseph Siffred Duplessis (1725-1802): Benjamin Franklin, Anmerkungen Der erwartbare Showdown um die Nebrascheibe hat begonnenMontag, 7. September 2020Um 2008 erschien die Diskussion um Alter und Funktion der Nebrascheibe abgeschlossen. Nun aber begannen die nicht unbedingt besten Freunde von Harald Meller den Showdown um das dubiose Objekt. Die Nebrascheibe: jünger und unbedeutender als bisher angenommen Das ist eine der ersten Erkenntnisse, zu dem Harald Mellers Kontrahenten Prof. Dr. Rupert Gebhard und Prof. Dr. Rüdiger Krause in einer kommenden Veröffentlichung gelangen.[i] Solch ein Fazit war eigentlich nach der Beweisführung von Meller, dass die Hauptfunde vom Kranzberg [ii]eine billige Fälschung (mit Kugelschreiber auf amerikanischen Goldblech) seien, nicht anders zu erwarten. Unerwartet ist aber die umständliche Vorgehensweise der beiden Wissenschaftler. Gebhard & Krause haben in einer Metaanalyse die Dokumente zur Entdeckung der Himmelsscheibe durch zwei Raubgräber gründlich untersucht, die Aussagen aus den beiden Gerichtsverhandlungen gegen die Raubgräber hinzugezogen und alle bisher veröffentlichten Forschungsergebnisse wissenschaftlich geprüft. Sie gehen in einem ersten Schritt davon aus, daß die Nebrascheibe auf keinen Fall durch die sog. Beifunde datiert werden könne. Sie kommen zum Schluss, dass die Fundstelle und die Fundumstände der Himmelsscheibe, die 2002 in einer wissenschaftlichen Nachgrabung untersucht worden war, in der Fachliteratur nicht korrekt beschrieben und dargestellt wurden. "Die zugrundeliegenden Quellen wurden in den folgenden Jahren ungenügend oder auch gar nicht veröffentlicht." (Anm. 1) Gebhard & Krause konnten sich in Halle bereits vor mehreren Jahren die verschiedenen Fundstücke mikroskopisch ansehen. Kamen andere Untersuchungen der Gegenstände (s.u.) zu dem Ergebnis, sie seien aus derselben Kupfersorte, hegen die beiden Autoren besonders aufgrund der Bleiisotope Zweifel daran. Vor allem die Himmelsscheibe passe neben drei weiteren Stücken nicht zu den anderen. Hinsichtlich der Erdanhaftungen an der Scheibe, den Schwertern, Beilen und Armreifen, die angeblich alle aus dem gleichen Hortfund stammen, gab es, dem damals hinzugezogen Experten zufolge, sehr wohl deutliche Unterschiede zwischen den Fundstücken. So war die Erde an den Beilen anders als an der Scheibe. Zudem sollte die Himmelsscheibe den Raubgräbern zufolge nur wenige Zentimeter unter heitigen Niveau gefunden worden ein, die Waffen aber deutlich tiefer. Damals vertrat Harald Meller vom Landesamt für Archäologie von Sachsen-Anhalt die Auffassung: „Relevant ist, dass wir naturwissenschaftlich nachweisen können, aufgrund der Erdanhaftungen, dass die Schwerter, die Himmelsscheibe und die Beifunde zusammengehören. Und dass das alles auch dort perfekt auf den Mittelberg passt.“ Zusätzlich kommen beide Autoren durch motivgeschichtliche Untersuchungen zu dem Ergebnis, daß die Nebrascheibe aufgrund ihrer Bildmotive und der Art ihrer Darstellungen vermutlich nicht aus der frühen Bronzezeit (ca. 2200 – 1600 v. Chr.), sondern aus der Eisenzeit (ca. 800 – 50 v. Chr.) stammt. Ganz ähnliche Motive finden sich beispielsweise auf vielen keltischen Münzen aus dieser Zeit, aber auch auf dem sog. Kurzschwert von Allach. Wäre die Himmelsscheibe tatsächlich 1000 Jahre jünger, würden vielen Spekulationen der Mellerschen Archäomystik in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Zur Erinnerung: "Die Himmelsscheibe von Nebra gelangte erst etwa vier Jahre nach ihrer Entdeckung in die Hände von Archäologen. Ihre Auffindungsgeschichte wurde nach den Aussagen des ersten Ankäufers, der Finder und der Beobachtung von Beschädigungsspuren am Objekt rekonstruiert. Zugleich erfolgte noch vor dem ersten Kontakt mit den Findern eine Nachgrabung an einem vom ersten Ankäufer als solchen bezeichneten Fundort, dem Mittelberg, auf dem zwar die Reste einer eisenzeitlichen Befestigung, aber keinerlei Hinweise auf eine Nutzung oder Begehung des Berges im 2. Jahrtausend v. Chr. festgestellt wurden." Und sie fügen genüsslich hinzu: "Eine abschließende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt." Zusammenfassend stellen sie fest: 1. Die oberflächennahe Auffindung der Scheibe (3-5 cm unter dem heutigen Niveau!) spricht gegen eine Auffindungslage in situ, was zugleich auch die Zusammengehörigkeit mit den Beifunden in Frage stellt. 2. Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer, Gold) unterstützen die etwaige Zusammengehörigkeit der Funde. 3. Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aussage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehörig zu betrachten. Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhärtet.4. Ebenso muss der Meißel in diesem Zusammenhang als nicht zugehörig ausgesondert werden. Für die Auffindung der Scheibe ergeben sich zwei denkbare Szenarien der Fundsituation: a) Die Scheibe lag entweder als Einzelfund innerhalb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage auf dem Mittelberg b) Oder die Scheibe wurde woanders gefunden. Für eine Einordung in die mitteleuropäische Frühbronzezeit kann jedoch kein vergleichbares Symbolgut benannt werden; bereits 2010 hatte W. David auf die Bezüge zur Latènezeit verwiesen. Gebhard & Krause heben jedoch hervor: "Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollständig. Viele Details ließen sich noch präziser darstellen, wenn die notwendigen Quellen – von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veröffentlichung aller naturwissenschaftlichen Analysen – besser erschlossen wären. Es ist zu hoffen, dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes für die weitere wissenschaftliche Analyse genauso genutzt werden kann." Wir müssen davon ausgehen, daß eine zweite Publikationswelle zur Nebrascheibe, welche auch die ungewöhnliche Restaurierungspraxis würdigt, in Vorbereitung ist. Wissenschaftspolitik Die Autoren haben aber noch ein Ass im Ärmel: "Das hier publizierte Manuskript wurde am 8. November 2018 beim Archäologischen Korrespondenzblatt in Mainz eingereicht und (zunächst) auch angenommen…Unser Manuskript durchlief den üblichen Gutachterprozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte „Bronzezeit“, „Eisenzeit“ und „Archäometrie“ begutachtet. Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf. zur Überarbeitung mitgeteilt und zum größten Teil berücksichtigt und umgesetzt. Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit, dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach, die die Verf. aber erst nach der Publikation innerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten. Hierbei wurde kein vollständiger Konsens gefunden. Nach dem Einreichen einer finalen Fassung am 9. August 2019 blieb das Manuskript liegen, einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM. Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusammenfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM. Obwohl dieses den Druck befürwortete, blieb das Manuskript erneut liegen. Nach weiteren Monaten des Wartens, beschlossen die Verf. am 3. Juni 2020, das Manuskript beim Archäologischen Korrespondenzblatt zurückzuziehen und bei den Archäologischen Informationen einzureichen." Mellers Entgegnung Auf der Website des Landesmuseums für Vorgeschichte wird gekontert: "Die Kollegen ignorieren nicht nur die Fülle an publizierten Forschungsergebnissen der letzten Jahre, sie führen dafür verschiedene Argumente ins Feld, die indes leicht zu widerlegen sind… Unter anderem mit metallurgischen Untersuchungen von Prof. Dr. Pernicka und Kollegen, die ergeben, dass das Kupfer aller Teile des Hortes aus derselben Lagerstätte, dem Mitterberg im Salzburger Land, stammt. "Analysen von keltischen [eisenzeitlichen] Kupferlegierungen zeigen ganz andere Zusammensetzungen sowohl der Hauptbestandteile als auch der Spurenelemente und Bleiisotopenverhältnisse." (Pernicka) Gegenüber der Wochenzeitung „Die Zeit“ sagte Meller, dass die Kollegen nur intrigierten, weil er die Echtheit eines von Gebhard & Krause als hochbedeutend angesehenen Goldfundes im bayerischen Bernstorf/Kranzberg angezweifelt habe. Da Meller die Latte mit dem Weltkulturerbe sehr hoch gehängt hat, kann man nur hoffen, "dass der Absturz der sog. Himmelsscheibe nicht allzu krachend ausfallend wird." [iii], Für viele, die an der Nebrascheibe und ihrer archäomystischen Interpretation zweifelten, ist neben diesem eingeleiteten Showdown besonders wichtig, dass in dieser Veröffentlichung auch eine Veröffentlichung der Scheibe vor ihrer restauratorischen Verfälschung abgebildet wird:
"Es handelt sich um eine der wenigen Aufnahmen, die den Zustand der Himmelsscheibe (ca. Januar 2002) vor der Übernahme durch das Landesmuseum Halle und den dort durchgeführten Konservierungsarbeiten zeigen. Wichtig sind die hier noch gut erkennbaren Erd-Anhaftungen und die Korrosionsspuren. Ein Teil der angeblich frischen, erst bei der Bergung 1999 entstandenen Beschädigungen … weist erkennbar alte Korrosionsspuren auf, die wohl kaum im Zeitraum 1999-2002 entstanden sein können.
Halten wir also fest, daß Gebhard & Krause in diesem Abschnitt des Showdowns der Nebrascheibe ihre Echtheit noch nicht öffentlich anzweifeln. Da es noch eine Fülle weiterer Argumente gegen die Echtheit der Scheibe gibt [iv], wird vermutlich schon rasch die Phase zwei des Showdowns gezündet werden. Ob die Veröffentlichungen dann wieder liegenbleiben? Anmerkungen: Police recover stolen treasures after busting archaeological crime gang in BulgariaDonnerstag, 25. Juni 2020An international crime gang that ransacked ancient sites in Bulgaria and trafficked stolen archaeological goods whose total worth exceeds several millions of euros has been broken up as a result of an international police operation coordinated by Europol.€7.9 million of illegal products seized in hits against medicine traffickers (MISMED)Sonntag, 8. März 2020Europol supported a pan-European operation targeting the illicit online and offline trafficking of misused and counterfeit medicines. The operation, led by the French National Gendarmerie (Central Office against Environmental and Public Health Crime - OCLAESP) and the Finnish Customs (Tulli), involved law enforcement authorities from 11* EU Member States, Bosnia and Herzegovina, Ukraine, the United Kingdom and the United States. The operation was also supported by the European Union Intellectual Property Office (EUIPO), Eurojust and the European Anti-Fraud Office (OLAF). The operation was carried out between July and October 2019. The operation in numbers
Worrying trends of medicine trafficking continue
Over three years, Mismed allowed for:
* Belgium, Cyprus, Finland, France, Greece, Hungary, Italy, Portugal, Romania, Slovakia, Spain. Hubertus Butin über FälschungenSonntag, 23. Februar 2020Der Kunsthistoriker Hubertus Butin beschäftigt sich seit längerem mit Fälschungsfragen. In zwei Wochen wird im Suhrkamp Verlag sein kunstsoziologisches Buch „Kunstfälschung. Das betrügliche Objekt der Begierde“ erscheinen . Ab dem 7. März wird es an die Buchhandlungen ausgeliefert. Am 9. Mai wird Butin im Auktionshaus Karl & Faber in München einen Vortrag halten mit dem Titel „Künstler und ihre Fälschungen – ein spezielles Verhältnis“. Man kann’s ja mal probieren UPDATESonntag, 19. Januar 2020Verschiedene Medien berichten, dass am 28. Januar 2020 ein Prozess am LG Düsseldorf gegen einen 52-jährigen Neusser Zahnarzt beginnt , der am 30.1.2017 (!) wissentlich mehr als 20 (!) Picasso-Fälschungen in einem Düsseldorfer Nobelhotel verschiedenen Vertretern von Kunstauktionshäusern vorgelegt hatte. Die handschriftlichen Notizen auf den Rückseiten der Gemälde sollen von ihm als solche des Nachlassverwalters Picassos ausgegeben worden und von gefälschten Echtheitszertifikaten begleitet gewesen sein. Weil es sich bei dem Termin noch nicht um ein Verkaufsgespräch handelte, sieht die Staatsanwaltschaft allerdings keinen versuchten Betrug. Die Anklage wirft dem Mediziner deswegen vor allem den Gebrauch unechter Urkunden vor. UPDATE: Im Prozess um sage und schreibe 26 gefälschte Gemälde von Picasso hat der Zahnarzt Dr. P. aus Neuss am 10.2.2020 ein Teilgeständnis abgelegt. Im Gegenzug war ihm dafür vom LG Düsseldorf eine Bewährungsstrafe von höchstens eineinhalb Jahren Haft zugesichert worden. Der 52jährige Mediziner gab am Montag zu, Auktionshaus-Mitarbeitern in dem Düsseldorfer Hotel "Breidenbacher Hof" die gefälschten Picassos gezeigt zu haben. Dabei war der Schwindel aufgeflogen. Daß es ziemlich primitive Fälschungen waren, habe er zwar nicht gewusst, er habe lediglich Echtheitszweifel gehabt. Die Bilder habe er von einem Kunstvermittler bekommen, der behauptet hat, sie in Belgrad einem ehemaligen Botschafter Serbiens abgekauft zu haben. Er habe dem Vermittler für dessen Auslagen rund 200 000 € gezahlt. Es sei geplant gewesen, die Bilder gemeinsam zu verkaufen. Dieser Vermittler war jedoch bereits 2019 vom Amtsgericht Ludwigsburg wegen Betrugs zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte einem Unternehmer aus Süddeutschland für 300 000 € Bilder verkauft, die angeblich aus der Sammlung eines ehemaligen jugoslawischen Generals stammten. Tatsächlich waren sie in derselben Fälscher-Werkstatt in Belgrad entstanden wie die Bilder von Düsseldorf. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Zahnarzt unerlaubte Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke und den Gebrauch unechter Urkunden vor, weil er gefälschte Echtheitszertifikate vorgelegt hatte. Weil er die Werke noch nicht zum Verkauf, nur zur Beurteilung anbot, sieht die Staatsanwaltschaft in der Tat keinen versuchten Betrug. ADDITIONAL VIDEOS to ExpoTime!, MUSEUM AKTUELL and this portalMittwoch, 1. Januar 2020
Verlag Dr. Christian Müller-Straten Kunzweg 23, D-81243 München In this area of the portal www.museum-aktuell.de we offer additional content (audios and videos) to our magazines MUSEUM AKTUELL, ExpoTime! and the www.museum-aktuell.de. All media are contributed by our clients for our readers and are linked to third party servers. Fake employment documentation of more than 13,000 non-EU citizensMontag, 25. November 2019On 18 November 2019, the Polish Border Guard (Straż Graniczna) under the supervision of the regional prosecutor’ s office and supported by Europol, dismantled an organised crime group involved in migrant smuggling and facilitation of irregular migration. Operation "Achei": Auch Fälschungen beschlagnahmt?Montag, 25. November 2019Es kommt immer wieder vor, dass dem BKA Diebstähle gemeldet werden, die sich bei näherer Betrachtung als Fälschungen herausstellen. Menschen mit geübtem Blick können in polizeilichen Datenbanken immer wieder solche Objekte ausmachen. Vermutet werden muss, dass nicht etwa Diebe auf dieselben Objekte hereinfielen wie die Besitzer, sondern dass bei tatsächlichen Diebstählen vom Besitzer erkannte Fälschungen dem Diebesgut untergemischt wurden, etwa, um den befürchteten Wertverlust durch Versicherungsbetrug wieder wettzumachen. Der Betrogene wird hierdurch nicht durch Weiterverkauf, sondern durch angeblichen Diebstahl selbst zum Betrüger. Diese Methode ist auch bei Schwarzen Schafen im Handel bei "unverkäuflicher Ware" nicht unüblich. In Bayern waren rund 20 Polizisten des LKA zusammen mit italienischen Kollegen u.a. mit der Durchsuchung der Wohn- und Geschäftsräume eines italienischen Geschwisterpaares in München sowie eines Münzauktionshauses beschäftigt. Die Drahtzieher sollen nach bisherigen Erkenntnissen vor allem beim Tempel des Apollon Aleo hinter einem verlassenen Industriegbäude bei Ciro Marina und im archäologischen Park von Capo Colonna Trichtergrabungen durchgeführt haben. Polizeiliche Drohnenaufnahmen belegen, dass hierbei sogar Bagger eingesetzt wurden. Unter den wenigen, auf einer Pressekonferenz in Italien präsentierten Objekten fällt besonders eine Gruppe von kleinfigürlichen Figuren aus hellerem Ton auf, die allerdings nicht alt zu sein scheinen und anscheinend alle von gleicher Hand geformt wurden (Fotos: EUROPOL). Keine Venus, kein Trinkgefäß - ist der vermisste seltsame Hohlkörper von Aufhausen nichts als ein plumper Fehlbrand?Sonntag, 17. November 2019Der Kreisarchäologe Dr. Ludwig Kreiner schrieb seinerzeit über die Auffindung des seltsamen Objekts: "Den Archäologen gelangen in ihren Ausgrabungen in Aufhausen sensationelle Entdeckungen: so fanden sie 1997 ein 6000 Jahre altes Gefäß in der Form eines Menschen, die sog. Venus von Aufhausen. Dieses Kult-Gefäß ist bisher in Europa ein einzigartiger Fund." [i] Die Aufindungssitution und eines der ersten Fotos des Fundes. Wir empfehlen ein Heranzoomen! Fotos: Kreiner
Schnell wurde "das Gefäß" von Kreiner auf 6.000 Jahre datiert und zur "Sensation" erklärt. Auf einer kürzlichen Pressekonferenz, in der das Verschwinden des Originals bekanntgegeben wurde, sprachen der Dingolfinger Landrat Heinrich Trapp (SPD) und Kreisarchäologe Florian Eibl davon, dass es sich bei der "Venus von Aufhausen" um einen "der wichtigsten archäologischen Funde Bayerns aus den vergangenen 25 Jahren" gehandelt habe. Wir haben also ein nicht mehr auffindbares, scheinbar abhanden gekommenes Objekt, das zur "Venus" erklärt wurde, von dem nur noch dessen zwei Repliken existieren, ein angebliches Alter, und eine Wertung als Sensation. Wo ist der Grabungsbericht, wer waren die Finder - ausgebildete Archäologen oder doch eher Hobbyarchäologen? Vergleichsobjekte sind mal wieder, wie schon bei der Nebrascheibe oder den plumpen Fälschungen von Bernsdorf, nicht bekannt. Ich fürchte, es handelte sich hierbei weder um eine Venus (also nicht um eine Figur), noch um ein Trink- oder Weihegefäß (das hätte ja dicht sein müssen), noch um eine echte Sensation, sondern (wenn nicht um ein doch sehr fragwürdiges Original) um eine Fehlproduktion. MSN oder SAT.1 Bayern schreiben sogar: "Die Venus von Aufhausen ist ein Trinkgefäß aus der Steinzeit." Wie kann eine Venus ein Trinkgefäß sein? Wer trank denn aus einer Venus? Das könnte nur jemand erklären und anschließend behaupten, der beim eigentlichen Vorgang dabei war. Vorsichtigere Wissenschaftler sprechen deswegen von einem "anthropomorphen Weihegefäß" der "Münchshöfener Kultur". Anthropomorphe Darstellungen der Münchshöfener Kultur Aufhausen, Markt Eichendorf, Lkr. Dingolfing-Landau (Abb. 6) Seit 1988 untersucht L. Kreiner im Osten von Aufhausen ein großes Gewerbegebiet. 1997 legte er hier eine noch 0,9 m tiefe birnenförmige Vorratsgrube frei, die im Planum einen Durchmesser von 1,3 m und an der flachen Sohle von 2,1 m besaß. 21 Dabei liest der Verfasser in das plumpe Objekt etwas hinein, was sich an Vergleichsobjekten aus der Lengyelkultur orientiert: eine Ähnlichkeit mit der Frauenstatuetten von Falkenstein-Schanzboden und von Eggendorf am Wald.
Ich halte es für Archäomystik oder Wunschdenken, diesen dreigeteilten Hohlkörper als eine Frauenfigur oder gar ein Frauenfigurgefäß zu interpretieren. Sicherlich sind die Beifunde (ein Gefäß, Geweih- und Knochenreste) interessant und die Fundzusammenhang möglicherweise semantisch bedeutend, doch ist das Objekt selbst grob, unverziert und ausdruckslos. In seiner Oberfläche erreicht es die Feinheit des keramischen Beifunds nicht. Die Datierung erfolgte anscheinend lediglich durch den keramischen Beifund und stilistisch durch die reichlich unpassenden Vergleiche mit Objekten der Lengyelkultur, sonst hätte man die nicht nur möglichen, sondern sogar angesagten naturwissenschaftlichen Datierungsergebnisse aus der Zeit zwischen 1988 und 2010 (!) wohl veröffentlicht und zitiert. Ohne eine Spur von Zweifel schreibt Heiner Schwarzberg im gleichen 28. Vortragsband, 22 Jahre nach dem Fund: "Chronologisch kann die Gefäßfigurine von Aufhausen einer späten Phase der Münchshöfener Kultur zugeordnet werden, die etwa Lengyel III in Mähren, Ludanice in der Südwestslowakei, Bodrogkeresztúr in der Ostslowakei und Ostungarn sowie Balaton-Lasinja in Westungarn, Kroatien und Bosnien entspricht. L. Kreiner und R. Pleyer weisen dabei besonders auf die zeitgleichen Funde von Wallerfang, Lkr. Deggendorf, hin, die Balaton-Lasinja-Anklänge erkennen lassen. 20 L. Kreiner u. a. 21 führen das lokal gefertigte Stück auf Einflüsse aus dem Theißgebiet zurück, da im Lengyel-Umfeld nur wenige anthropomorphe Gefäße bekannt sein sollen." [vi] Vergleichsobjekte der Lengyelkultur. Quelle: 28. Niederbayerischer Archäologentag Eine naturwissenschaftliche Datierung sollte vor allem dann, wenn man meint, es würde sich um ein sensationelles Objekt handeln, unbedingt dazugehören. Sonst könnte sich der Eindruck einstellen, man fürchte den Nachweis einer Falsifikatseinschleppung in die Grabung, wie etwa im Fall von Bernsdorf. Als das Objekt seinerzeit in die Archäologische Staatssammlung kam, um dort eine Replik herstellen zu lassen, hätte man das Sensationsobjekt unbedingt mit einem TL-Test untersuchen lassen müssen. Ansonsten kann man nur mit Torsten Gebhard hoffen, dass sich der merkwürdige Hohlkörper in irgendeiner Asservatenkammer wiederfindet, und sich durch die Arbeit kritischer Wissenschaftler die "birnenförmige Vorratsgrube" (so Engelhard) sich nicht eines Tages als birnenförmige Abfallgrube erweist. Anmerkungen [i] Archäologie in Aufhausen, http://www.aufhausen-ndb.de/?page_id=9 sowie http://alt.aufhausen-ndb.de/do_hamma_her/do_hamma_her.html [ii] Andreas Glas: Die verschlampte Venus. In SZ v. 16./17. 11.2019, S. R14: "Nahe Aufhausen finden Hobbyarchäologen ein Gefäß in Menschenform. Zwei Beine, breite Hüften." [iii] Monika Schwarz: Die Münchshöfener Kultur, seit 2006 online unter http://www.donau-archaeologie.de/doku.php/kulturen/munchshofen [iv] L. Kreiner/R. Pleyer, Die „Venus von Aufhausen“ – Ein besonderes Gefäß der Münchshöfener Kultur. In: K. Schmotz (Hg.): Vorträge des 17. Niederbayerischen Archäologentages. Rahden/Westf. 1999, S. 55–69 sowie L. Kreiner/R. Pleyer: Ein anthropomorphes Gefäß der Münchshöfener Kultur aus Niederbayern. In: Bayer. Vorgeschbl. 64, 1999, S. 363-398 [v] In: Vorträge des 28. Niederbayerischen Archäologentages. Rahden/Westf.2010, S. 74-84 [vi] Heiner Schwarzenberg: Zur Abbildung von Gesicht und menschlichen Körper auf der Gefäßkeramik des 6. und 5. Jahrtausends v. Chr. in Süddeutschland. In: ebd. Kunsthändler verliert Prozess um angebliches Uecker-BildDienstag, 5. November 2019Ein Essener Kunsthändler muß einer Käuferin eines vermeintlichen Bildes von Günther Uecker 7500 € Anzahlung plus Zinsen rückerstatten. Das Düsseldorfer Landgericht erließ ein Versäumnisurteil, weil weder der Händler noch sein Anwalt zum Termin erschienen waren. Die Käuferin hatte das "Sandbild auf Büttenpapier" 2018 erworben, gelangte danach aber zur Ansicht, es handele sich um eine dreiste Fälschung. Der älteste Sohn von Günther Uecker, der dessen Werk verwaltet, hatte erklärt, das Bild stamme nicht von seinem Vater.Keine Fälschung, sondern ein zweifach geschöntes Original des 16. Jh.Dienstag, 5. November 2019UPDATE v. 24.11.2019 (unten) Ein Verdacht und sein unerwartetetes Ergebnis Als der Leiter des Referats Restaurierung am Universalmuseum Joanneum in Graz, Paul-Bernhard Eipper, zum ersten Mal das Bild einer Dame mit Mühlsteinkrause und langer Kette sah, hatte er sofort einen Verdacht. Mit dem süßlichen Lächeln der Dargestellten wirkte es wie eine Kopie des Historismus, vielleicht sogar des 20. Jh. Die als Malgrund verwendete alte Tafel sprach zunächst sogar für eine Fälschung, zumal die Rückseite „Euphrosina Bimlin, ANNO DNI 1594“ beschriftet war. Als nach der Reinigung und vorsichtigen Freilegung ein Frauenporträt der deutschen Renaissance zum Vorschein kam, war das Staunen groß: Der ernste Gesichtsausdruck der Dame war anscheinend um die Mitte des vorigen Jahrhunderts geschönt worden, doch handelte es sich eben nicht um eine Fälschung.
Abb. 1+2: Vorder- und Rückseite des neuen Eipper-Buchs, das einiges an restauratorischem Wissen für Kunsthistoriker bereitstellt. In den Jahresberichten des Joanneums von 2008 und 2011, in den Blogseiten des Hauses wurde diese Entdeckung publiziert, später dann auch im „Handbuch der Oberflächenreinigung“, nachdem der Kunsthistoriker Ulrich Becker bemerkt hatte, daß der Name Bimlin auf Augsburg verweist. Karin Leitner-Ruhe überließ zu einem späteren Zeitpunkt Eipper die alte Inventarkarte (Abb. 3). Sie enthielt die Vermutung, dass es sich beim Künstler um Frans Francken handeln solle, ferner den Eintrag, dass es sich um eine Leihgabe von Ignaz Graf Attems handelte und sich früher einmal in Aflenz, einem Bergort, rund 78 km nördlich von Graz, befand. Abb. 3: Inventarkarte des Joanneum zum Porträt. Scan: UMJ Noch überraschender aber war der Fund einer alten sw-Aufnahme des Gemäldes, die es in einem dritten, bis dahin unbeachteten Zustand zeigt. (Abb. 4) Im Vergleich mit dem freigelegten Werk des 16. Jh.offenbarte sich nun, dass der viele Jahre sichtbaren Schönung noch eine weitere, darunter liegende schönende Übermalung zugrundelag. Abb. 4: Beilage der Inventarkarte: ein bis lang unbeachtetes Foto von 1943. Foto: Alexander Stern/UMJ Die Aufnahme stammt vom Fotografen Alexander Stern, der sie mit seinem Stempel versah. Hierdurch ist sie archivalisch datierbar, denn in einem anderen Zusammenhang erwähnte die Joanneums-Chefkuratorin Mag. Dr. Karin Leitner-Ruhe 2014: „Für die Aufnahmen im Bergungsort Aflenz wurde der Fotograf Alexander Stern der Lichtbildstelle der Reichsstatthalterei der Steiermark engagiert.“ 1 Abb. 5: Die Rückseiten-Beschriftung, entstanden vermutlich erst nach der Übermalung der Datierung auf der Vorderseite. Foto: P.-B. Eipper So bekam der Regel-Betrachter der Vorderseite zwar ein Frauenbildnis zu sehen, hingegen keinen Hinweis auf die Datierung, auf den Namen der Person oder ihr Alter. Eine solche Anstückung mit gleichzeitiger Übermalung wichtiger Originalsubstanz würde selbstverständlich heute kein Restaurator mehr vornehmen. Abb. 6: Auszug aus Siebmachers Wappenbuch von 1605 mit dem Wappen der Bimmel. Quelle: Wikimedia Commons. Im Wappenanhang bei Paul von Stetten 1762 ist das richtige Wappen aufgrund eines Druckfehlers auf Taf. X, Nr. 4 abgebildet, nicht auf Taf. VIII. Die Hände mit den Ärmelkrausen derartiger Porträts waren ein erheblicher Bedeutungsträger: Die Handhaltung signalisierte innere Gelassenheit und Würde. Gelegentlich hielt eine Hand eine symbolkräftige Blume, einen Handschuh, ein Hündchen - vor allem aber wies die Ringhand dann einen kleinen Wappenring auf, wenn es sich um eine entsprechende Familie von Rang handelte. Ein Vergleich mit anderen Gemälden desselben Künstlers zeigt: Die Tafel wurde somit im Laufe seiner Restaurierungsgeschichte wohl wegen Wurmfraß seitlich und unten gekürzt, nicht aber oben. Links und rechts nur einige Zentimeter, aber nach unten erheblich. Da oben links weder das Wappen, noch der Name der Dargestellten gefunden wurde, darf vermutet werden, dass der unten entfernte Teil des Gemäldes an der Ringhand der Bimmel einen Wappenring aufwies. Alle mir bekannten, dem ausführenden Künstler zugeschriebenen Patrizierporträts (s.u.) sind hierdurch näher bestimmbar; Gattinnen reicher Nichtpatrizier malte er mit neutralen Ringen, sie wurden aber auf der Bildvorderseite, weil hierdurch ein Identifikationsmerkmal fehlte, per Inschrift ("uxor...") textlich bezeichnet. Abb. 7: Das Palais Attems, Graz, während einer Führung zum Tag des Denkmals 2017 Im 19. Jh., als das Joanneum bei der Bevölkerung um Zuwächse warb, wurde auch dieses Bild zunächst als Leihgabe in das Joanneum verbracht. 3 Nach dem Tode Attems 1861 kamen mit dem sog. Legat Attems dann viele Werke an die Bildergalerie des heutigen Universalmuseums Joanneum. Im Spätsommer 2019 war das Portrait der Bimmel in der ziemlich ungenauen Legats-Auflistung jedoch „nicht zu finden. Es gibt darin aber einige „weibliche Kopfstücke“, die schwer zuzuordnen sind.“ 4 (Leitner-Ruhe) Vermutlich erwarben die Attems das Portrait im 18. oder 19. Jh. für ihre Bildergalerie als reines Kunstobjekt. Da es aber keine genealogische Verbindung zwischen den Attems und der Dargestellten gab, konnte das Gemälde zunächst als Leihgabe, und 1861 dann als Schenkung dem Joanneum vermacht werden. Abb. 8: Lucas Kilian: Posthumes Porträt von Quirin Rechlinger als Duumvir (also 1594-1605), Kupferstich, undat., vor 1624. Blatt 208 x 138 mm. Aus Kilians „Reipublicae Augstanae Vindelico-rum Praefecti...“, Augsburg 1624. Drugulin 17029; Singer 75425; Diepenbroick 20706
Abb. 9: Abraham de Hel zugeschr.: Bildnis der Korona Welser, verheirate Langenmantel, Detail. Foto: Sotheby's Das Inkarnat bei der Korona Welser ist ähnlich jenem der Bimmel und entspricht der Kennzeichnung von Gode Krämer. Der flussperlenverzierte Haarschmuck weist große Ähnlichkeiten auf, zudem die kurzwimprige Augenpartie, vor allem die Darstellung des Ohrs. (Abb. 10) Abb. 10: Links das Ohr der Korona Welser, rechts, seitenverkehrt, jenes der Euphrosina Bimmel. Die am oberen Rand befindliche Datierung ist annähernd gleich geschrieben. Das Gesicht der Korona Welser weist dieselbe Grautönung im Schläfenbereich auf, ihr Mund denselben Schwung. Die Zuschreibung an de Hel kam zuerst im Mai 1947 von Dr. Ludwig Ohlenroth. 17 Abb. 11 + 12: Abraham de Hel zugeschr.: Halbfigurporträts von Karl von Langenmantel und seiner Frau Korona Welser, Diese beiden hochqualitativen Porträts entstanden zwei Jahre vor der zweiten Eheschließung des Quirin Rechlinger mit Euphrosina Bimmel. Als Bürgermeister war Rechlinger dieses Bildnispaar sicherlich nicht unbekannt geblieben und dürfte den Ausschlag zur Beauftragung de Hels für sein eigenes Porträt mit Euphrosina Bimmel gespielt haben.
Porträts der Augsburger Oberschicht des 16./17. Jh. hängen in den berühmtesten Museen der Welt. Wenngleich das Gemälde der Bimmel durch die Veränderungen mitgenommen erscheint, ist es doch ein wichtiges Werk der Augsburger Spätrenaissance und seltenes historisches Zeugnis, denn weitere bildliche Dokumente der Euphrosina Bimmel sind anscheinend nicht überliefert. Abb. 13: Anonymus: Bildnis eines Herren Rehlinger, datiert auf der Halskachel 1527. Möglicherweise Bernhard III. Rehlinger. Aber nicht nur dieser Bernhard Rehlinger diente dem österreichischen Kaiser, sondern auch Euphrosinas Ehemann, der Augsburger Bürgermeister Quirin Rehlinger selbst, dem am 26.5.1598 vom Wiener Kaiserhaus der Titel „Kaiserlicher Rat“ 20 „unter ausdrücklicher Würdigung der Verdienste seines Geschlechts“ verliehen wurde. Damit ist natürlich das Geschlecht der Rehlinger gemeint. Sehr wahrscheinlich ist, daß dessen Hilfe rein finanzieller Art war. Möglich ist deswegen, dass das Bild der Bimmel schon um 1600 nach Österreich zu den auf Abstammung bedachten Verwandten kam, wo es später irgendwann die kunstsinnigen Attems erwarben. Dank Besonderer Dank für Hinweise an die genannten Mitarbeiter des Universalmuseums Joanneum, an Dr. Gode Krämer, an Dr. Christoph Trepesch, Dr. Christoph Nicht und Sarah Klein MA (Kunstsammlungen und Museen Augsburg) sowie an Dr. Barbara Rajkay vom Stadtarchiv Augsburg. Anmerkungen 1 Archiv Alte Galerie, Graz, Postausgang 1943, Zl. A 250/43, Karl Garzarolli-Thurnlackh an Alexander Stern, 15.9.1943. Der Vortrag von Karin Leitner-Ruhe „Luftschutzmaßnahmen”, wurde veröffentlicht unter „Ein Bilderstapel...“ in: Sabine Loitfellner, Pia Schölnberger: Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus: Mythen - Hintergründe - Auswirkungen. Wien 2016, hier S. 253 Hinweis: In: MUSEUM AKTUELL, September 2019, H. 260/2019, S. 9-12 findet sich eine Kurzfassung dieses Blogeintrags unter der Überschrift "Durchschaut: Einem zweifach geschönten Bild auf der Spur. " UPDATE: Was bei der Abfassung dieses Beitrags nur eine kunsthistorische Vermutung war, wurde jetzt von Paul-Bernhard Eipper bestätigt: Sägespuren beweisen, dass die Tafel rezent links und rechts gekappt wurde. In diesem Fall dürfte die Ursache zweifacher Natur sein: Anobienbefall und Anpassung an einen vorhandenen, allerdings kleineren Rahmen. Diese uns heute brutal erscheinende Vorgehensweise war in den vergangenen Jahrhunderten bei Leinwand- und Tafelgemälde üblich, man möchte fast meinen: die Regel. Gefälschte Qumran-FragmenteDonnerstag, 19. September 2019Die berühmten Schriftrollen von Qumran zählen zu den bedeutendsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts. Sie wurden nach 1947 in elf Höhlen nahe dem namensgebenden Ort Khirbet Qumran im Westjordanland von Beduinen entdeckt und enthalten 2000 Jahre alte jüdische Texte, darunter auch Abschriften aus der Bibel. Derartige Schriften auf Papyrus oder Pergament wurden später dann auch an anderen Orten der israelischen Wüste gefunden. Sie enthielten u.a. Verträge und Texte der Essener-Sekte, der nach Ansicht einzelner Theologen auch Jesus angehörte. Man spricht heute von ca. 60.000 Fragmenten und Dokumenten. Sie sind sämtlich online (auch russisch, deutsch und englisch) und bieten ein unmittelbares Bild von den diversen religiösen Glaubensrichtungen des antiken Judentums und von dem Alltagsleben während der ereignisreichen Zeit des Zweiten Tempels.[1] Giuliano Ruffini and Pasquale FrongiaSamstag, 14. September 2019As Vincent Noce reports in The ART NEWSPAPER of Sept. 13, 2019, the high-profile Old Master forgery scandal took a dramatic turn. On 10 September, the virtually unknown painter, Pasquale "Lino" Frongia, 61, was arrested by Carabinieri in northern Italy. He was jailed in Reggio di Emilia and is awaiting transfer to Paris where he is due to be interviewed by investigating officers and the judge Aude Burési, who, for the past five years, has been leading the criminal investigation. Mustread: Neues zu de Caro oder: Die Bilder trügen - Der Fuchs verliert sein Fell, nicht aber seine EigenschaftenFreitag, 16. August 2019Im Buch "Fälschungserkennung" hatte ich mehrfach darauf hingewiesen, dass Fälschungen eine besondere Form des Umgangs mit der Wahrheit darstellen. Die normalerweise während der Zeit der im Geheimen durchgeführter Fälschungen öffentlichkeitsscheuen Fälscher (oft einhergehend, zur Tarnung, mit Hochstapelei, einer anderen Form der Unwahrheitsproduktion) werden zu gezielt Medien ausnutzenden Menschen, nachdem sie enttarnt worden sind. Dies ist ist im Fall de Caro ein bißchen anders: Schon während der Zeit seiner Diebstähle und Fälschungen nutzte de Caro die Medien reichlich aus, um in der Öffentlichkeit seine eigentlichen Ziele zu verschleiern. Anmerkungen und Videohinweise Inhaltsübersicht "Mehr sehen als andere"Mittwoch, 14. August 2019Allgemeine Hinweise In diesem Blog finden Sie wichtige und kompliziertere Begriffe aus der Konservierung-Restaurierung. Sie sind mit dem englisch-deutschen Fachlexikon "KONSERVATIV" in Rot verlinkt. Die Glossarbegriffe sind reich illustriert, von jedermann lesbar und können von Konservatoren-Restauratoren gerne ergänzt werden. Dies geschieht unter Nennung des Copyrightholders. Ein Glossarbegriff kann auch mehrere Einträge (von mehreren AutorInnen) haben. Bitte senden Sie uns gerne Ihre Vorschläge mit Bildern zu unter verlagcms@t-online.de. Zu KONSERVATIV: https://www.museumaktuell.de/index.php?site=kwb&TM=8
Inhalt
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DoublierungMittwoch, 14. August 2019Durchstoßungen von Gemäldeträgergeweben wurden früher, da die Technik der auf die Schadstelle begrenzten Rissverschweißung erst 1945 durch Kudrjawzew erfunden wurde, durch eine Doublierung behoben. Es wurden dazu verschiedene Klebemittelsysteme verwendet, auch Beimischungen des giftigen Bleiweiß kamen durchaus vor. Für eine Doublierung schnitt man das Gemälde vom Spannrahmen, klebte eine neue Leinwand mit (Mehl-) Kleister und variablen Knochenleimanteilen oder mit Wachs (-Harz-Mischungen) auf die bestehende Originalleinwand und fixierte das Ganze auf neue, nun aber kleinere Spann- oder Keilrahmen. <Folgt Bebilderung> Da der Umspann noch am vorhergehenden Spannrahmen war, musste bemaltes Material der Ränder zum Neuaufspannen verwendet werden, das Bildformat wurde kleiner, auch passten die Zierrahmen nun nicht mehr, weshalb zeitlich aktuellere die älteren, originalen Rahmen ersetzten. Die Schnittkanten der alten Gemäldeleinwand wurden abschließend zumeist mit Papierstreifen an den Kantenbereichen überklebt. Die Doublierung erfolgte zumeist mit der Wärme eines untemperierbaren Bügeleisens, weshalb es öfter zu Verbrennungen und Blasenbildung der Malschicht kam. Leider verschwanden bei der Doublierung sämtliche Rückseitenaufschriften, welche oftmals nur noch bei Redoublierungen oder Röntgenuntersuchungen zutage treten, bzw. sichtbar gemacht werden können. Heute wird die Doublierung nur noch selten ausgeführt, hauptsächlich dann, wenn die Substanz des Gewebes geschwächt ist. Die Technik der Rissverschweißung und die jetzt sehr häufig praktizierte Anränderung machen diese schonenderen, auf die Fehlstellen begrenzten Behandlungen möglich. In der Regel wird heute für Doublierungen bei 70 °C der eher reversible Schmelzsiegelkleber Beva 361 als Folie mit Infrarot, Bügeleisen oder (Heiz)-Vakuumtisch eingesetzt. Die Doublierung ist nicht zu verwechseln mit der Marouflage, bei der das Hinterkleben eines textilen oder auch papierenen Bildträgers mit einem starren Träger (z.B.: Holz, Harzfaser, Sperrholz, Presspan) gemeint ist. Literatur: Eipper, P.-B.: Die Restaurierung eines Gemäldes des Rembrandt-Schülers Govaert Flinck „Venus und Amor“. In: MUSEUM AKTUELL 110/2004, S. 28-32, bzw. Celler Chronik 10/ 2002, S. 161-170.
RentoilierungSonntag, 11. August 2019Bei einer Rentoilierung wird ein Ölgemälde von einer alten schadhaften Leinwand auf neue übertragen. Man klebt zu diesem Zweck ein Stück feine Leinwand oder starkes, graues Papier mit gewöhnlichem Mehlkleister auf das Gemälde, lässt diesen trocknen, wendet dann das Gemälde und feuchtet die alte Leinwand mit einem Schwamm an, infolgedessen der alte Leim nach und nach aufgelöst wird und die alte Leinwand behutsam abgenommen werden kann. Ist dies geschehen, klebt man mittels eines Kleisters von Mehl und starkem Leimwasser neue Leinwand auf, lässt wieder trocknen, nimmt nun die auf die rechte Seite geklebte Leinwand nach Anfeuchten derselben ab und reinigt das Gemälde vorsichtig. Diese risikoreiche, maximal-invasive Maßnahme wird heute quasi nicht mehr praktiziert. [1] Dipl.-Rest. Dr. Paul-Bernhard Eipper
Marouflierung/MarouflageSonntag, 11. August 2019Die Doublierung ist nicht zu verwechseln mit der Marouflage, bei der das Hinterkleben eines textilen Bildträgers mit einem starren Träger gemeint ist. Dabei wird eine Malerei auf eine Wand, Decke oder Platte geklebt, oder auf eine Nachbildung des Gewölbes, die anschließend unter der Decke befestigt wird (wie. z. B. das Deckengemälde von Chagall im Zuschauerraum der Pariser Opéra Garnier, welches auf eine künstliche Kuppelschale maroufliert wurde, hinter der das Originalgemälde erhalten ist). In der Restaurierung wurde die Marouflage eingesetzt, um den textilen Bildträger zu stabilisieren, oder um Löcher, Risse, Unebenheiten etc. zu unterkleben um eine glatte Oberfläche zu erhalten. Auch bei Ölskizzen auf Papier und Kartons findet man diesen Vorgang angewendet. Da Marouflagen nur selten rückgängig gemacht werden können, ohne die originale Substanz anzugtreifen, die Reversibilität heute aber eine der Hauptanforderungen an die Restaurierung ist, sollte diese Technik nicht mehr eingesetzt werden. [1] Dipl.-Rest. Dr. Paul-Bernhard Eipper [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Marouflage Fälschungsverdacht: Miró-Schau in München abgesagtDienstag, 23. Juli 2019"Die große Sommerausstellung mit Druckgrafiken des katalanischen Künstlers Miró entfällt, weil französische Experten unter den vorgesehenen Exponaten Fälschungen entdeckt haben. Stefan Mekiska, https://www.br.de/nachrichten/kultur/faelschungsverdacht-joan-miro-schau-in-muenchen-abgesagt,RWxZ0M9 New possibilities of fake detection with c14 /Neue Möglichkeiten der Fälschungserkennung mit C14Montag, 17. Juni 2019https://www.pnas.org/content/pnas/early/2019/05/28/1901540116.full.pdf
Hitlereien unter FälschungsverdachtMontag, 11. Februar 2019Einem SZ-Bericht zufolge [1] wollte für das vergangene Wochenende wollte das Nürnberger Auktionhaus Weidler eine Spezialauktion Adolf Hitler mit insgesamt 63 Hitlereien, darunter 31 Aquarelle, Ölgemälde und Bleistiftzeichnungen durchführen. Doch dazu kam es nicht: Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hatte nach einem Spezialisten-Tip zu den zweifelhaften beigegebenen Expertisen die 63 Werke mit den Signaturen AH oder A. Hitler unter Mitwirkung des Auktionshauses sichergestellt (nicht: beschlagnahmt); sie ermittelt nun wegen Urkundenfälschung und versuchtem Betrug, da ein Anfangsverdacht bestehe, daß die Signaturen falsch seien und die Einlieferer davon in Kenntnis gehandelt hätten. Zumindest bei einigen "Expertisen" hierzu stellte sich zudem der Verdacht ein, daß auch diese gefälscht seien bzw. in betrügerischer Absicht erstellt sein könnten. Denn, so Stephan Klingen vom ZI in München, für solche Hitlereien gäbe es keine Gutachter - aus das angebliche amerikanische Werkverzeichnis sei nicht valide. Der unbegabte Amateurmaler Hitler habe zwar Bilder geschafffen, diese seien jedoch "ohne jeden Wiedererkennungswert".
Zwei Gutachten eines Dr. August Priesack, eines noch nicht einmal auf eigenem Briefpapier geschrieben, Erst kürzlich waren bei einer anderen Auktion in Berlin ähnliche Bilder sichergestellt worden; 5 Werke der geplanten Nürnberger Auktion stammen vom selben Einlieferer. Der Online-Katalog des Auktionshauses Weidler, das bereits 2018 mehrfach angebliche Hitlereien versteigert hatte, wurde zunächst zunächst mehrfach mit dem Begriff "Entfällt" gekennzeichnet, am Tag der Berichterstattung (11.2.2019) war er auch so nicht mehr im Netz.
Ein Firmensprecher teilte der SZ jedoch zunächst mit, fünf angebliche Hitler-Aquarelle sollten jedoch weiterhin versteigert werden, das teuerste zu einem Ansatz von 45.000 €. [2]
Am Samstagnachmittag fanden sich jedoch dafür keine Käufer. "Zwei Aquarelle waren im Katalog mit der Notiz "Nachweis Bayerisches Hauptstaatsarchiv" versehen – doch das nahm das Haus Weidler direkt im Saal 'auf Bitten des Staatsarchivs', jedoch ohne nähere Angaben zurück." [3] Nordbayern.de konnte nur noch berichten: "Ein Bieter im Saal sicherte sich auf Anhieb eine Tischdecke, angeblich aus Hitlers Besitz, zum angesetzten Preis von 630 Euro. Ein anderer Interessent ließ sich eine Vase aus Meißener Porzellan, angeblich aus Hitlers Privaträumen in der Reichskanzlei, 5500 Euro kosten. Er beteiligte sich via Telefon – und bekam den Zuschlag ohne Konkurrenz. Auf einem Korbstuhl, den Hitlers Veterinär als Geschenk erhalten haben soll und der auf 6500 Euro veranschlagt war, blieben der bisherige Besitzer, der auch drei der Aquarelle eingeliefert hatte, sowie das Auktionshaus sitzen." Die gesamte Auktion war in 10 Minuten zuende. Laut Spiegel Online soll Kerstin Weidler, Auktionatorin des Auktionshauses ihre Berechtigung zur Versteigerung von Hitlereien so begründet haben : "Auch Museen machten Geld mit Nazi-Kunst.." [4] Fotos: Auktionshaus Weidler Anm. [1] Olaf Przybilla: Schtonk II. In: Süddeutsche Zeitung v. 8.2.2019, S. R17 Erfinder der Fake News?Montag, 28. Januar 2019In einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung (1) bewertet ein gewisser Josef Schnelle einen gewissen Gabriel Jogand-Pagès (1854-1907), der unter seinem Pseudonym Léo Taxil bekannt wurde, als Erfinder der Fake News. Nun war dieser Taxil zwar ein gewaltiger Fabulierer und Erfinder unendlichen Unsinns über "den Teufel" oder die Freimaurerei, aber Erfinder der Fake News war er nicht. Der Autor Peter Mayer schrieb denn auch in einer Würdigung Taxils ein halbes Jahr zuvor: "Niemand kam dabei allerdings ernsthaft zu Schaden, es sei denn, dass sich die Gutgläubigen schmerzlich ihre Einfalt eingestehen mussten." (2). Aber bereits Peter Mayer brachte ihn in im September 2018 in Zusammenhang mit Fake News, obwohl dies nicht zutrifft. Josef Schnelle übernahm dies - selbst Journalist - ohne zu merken, dass diese Bewertung des antiklerikalen Wadenbeißers nicht stimmt. Schnelle übernahm auch Peter Mayers Kontext, der auf das Zola-Wort aufmerksam machte: „Meine einzige Sorge angesichts des Journalismus von heute ist der Zustand nervöser Überreizung, in dem er die Nation hält“. Ein bißchen weniger Überreizung, ein bißchen mehr Nachdenken hätte auch den beiden zitierten Autoren gut getan. Warum? Weil Fake News etwas anderes sind, als das, was Taxil jahrzehntelang produzierte. Zum einen sind Fälschungen und Fake News nicht dasselbe (gefälschte Nachrichten sind ein Spezialfall von Fälschungen zum Zwecke des politischen Umsturzes oder zum Gewinnen eines Krieges, zum anderen sind Fake News als Mittel der virtuellen Kriegsführung viel älter, und zum dritten ging es Taxil zumeist nicht um Nachrichten, sondern um das Lächerlichmachen von Papsttum und Freimaurerei mithilfe "desavouierender" Lügen, ähnlich jenen, die man jahrhundertelang über Juden erfunden hatte. Es gibt von Taxil zwar auch eine gefälschte Bismarck-Nachricht, aber der Rest seiner Erfindungen hat anderen Charakter. Taxil, Schwindler und Autor pornografischer Schriften, der auch schon mal in seinem Exil in der Schweiz eine versunkene Römerstadt im Genferseee entdeckte und große Haischwärme im Hafen von Marseille erfand, war ein Gegener der Freimaurer und der Kirche. Ein Freigeist, der als ehemaligeer Jesuitenschüler gerne "Gläubige" leimte. Und zusätzlich zu diesem Spaß damit auch noch viel Geld verdiente. Schaut man sich die englischen und deutschen Einträge in der Wikipedia an, so sind diese besser als dieser Artikel. Sie kommen ohne Schnelles Bewertung aus und bieten mehr Informationsmaterial. Dass nun ausgerechnet die deutsche Wikipedia wiederum den dünnen Artikel von Schnelle als Weblink nennt, sollte nachdenklich stimmen. So beißt sich die Katze in den Schwanz. Anm. (1) Josef Schnelle: Erfinder der Fake News. In: SZ vom 19/20.1.2019, S. 57 (2) Peter Mayer: Schwindler aus Leidenschaft. Deutschlandfunk, 29.9..2018 https://www.deutschlandfunk.de/eine-lange-nacht-ueber-den-publizisten-leo-taxil-schwindler.704.de.html?dram:article_id=427938 20. Karlsruher Tagung für Archivpädagogik, 22. März 2019: Fake oder Fakt? Wahrheitsfindung im ArchivMontag, 28. Januar 2019
Ein persönlicher Rückblick auf die CULTURA SUISSEMontag, 28. Januar 2019Die CULTURA SUISSE ist am vergangenen Samstag zu Ende gegangen und wir blicken auf die Veranstaltung rundweg positiv zurück. Die Erstveranstaltung war ein voller Erfolg: für die Veranstalter, für die Aussteller und die Besucher. Es steht schon jetzt fest, dass die Messe mit 2500 Fachbesuchern gut besucht war, und zwar vor allem aus der (deutschsprachigen) Schweiz und Deutschland. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es noch zu erschließendes Potential im internationalen und engeren Umfeld gibt, hier besonders in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz, in Frankreich und Österreich, das unmittelbare geografische Umfeld aber schon gut nachgefragt hat. Aus mehreren schweizer Museen, den Fachhochschulen und Universitäten, der Kantonsarchäologie und anderen schweizer nationalen und kantonalen Institutionen, sogar Gymnasien waren ganze Besuchergruppen angereist, viele neugierige selbständige Restauratoren und Vertreter namhafter Firmen, die auf kommenden Veranstaltungen dabei sein werden. Auch der publikumsoffene Samstag, ein interessantes Experiment, war eigentlich ein voller Erfiolg - selbst der auf anderen Messen eher besucherarme Freitag war gut besucht. Insgesamt war der Besucherfluss an allen drei Tagen annähernd konstant, wobei man durchaus für verkürzte Öffnuzngszeiten, nämlich von 10-16 h, plädieren könnte. Ein Messeintervall von zwei Jahren ist sicherlich gut, allerdings sollte die nächste Veranstaltung bereits im Januar/Jänner 2020 sein, um dann zweijährig stattzufinden. Die Gespräche mit den Besuchern verliefen insgesamt sehr positiv. Die mittlere und jüngere Generation war ausgesprochen kommunikativ aufgelegt, die Gesprächseinstiege waren unkompliziert, oft entstanden herzliche und interessierte Fachgespräche. Neue AutorInnen boten sich an, es entstanden wiederbelebte und völlig neue Geschäftskontakte. Hierbei stellte sich die Zusammenarbeit mit Ticketino als besonders interessant dadurch heraus, dass jede(r) BesucherIn ein Namenschild trug, auf dem auch seine Institution oder Firma ausgewiesen war. Dies erleichterte die Kommunikation ungemein und dürfte den Veranstaltern eine interessantes Werkzeug für künftiges Marketing in die Hand gegegben haben. Auch die 120 Aussteller waren mit den Besucherzahlen und der Besucherqualifikation sehr zufrieden, kritische Stimmen haben wir keine gehört. Der Gesamttenor war: Gut, dass es jetzt die CULTURA SUISSE gibt - wenn es die Messe nicht gäbe, müsste sie dringend erfunden werden. Das bringt uns zurück zu den denjenigen, die diese Veranstaltung in Analyse und Strategie entwickelt haben: Ein herzlicher Dank für das gesamte Team der EventEx AG, ihren Beratern und Cooperanden: da waren engagierte und liebenswerte Profis am Werk. Adelheid Straten Fotos: Jörg Brandt SBF
Geschrieben von C. Müller-Straten
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03:28
Schweizer Museumsverband lehnt Urheberrechtsschutz für alle Fotos abFreitag, 11. Januar 2019Geplanter Lichtbildschutz würde kulturelle Teilhabe und Forschung behindern Die geplante Einführung des Lichtbildschutzes ins Schweizer Urheberrecht bereitet dem Schweizer Verband der Museen (VMS) und ICOM Schweiz (Internationaler Museumsrat) Sorge. Kurz vor Jahresende hatte der Nationalrat den Gesetzesentwurf des Bundesrats zur Modernisierung des Urheberrechtsgesetzes (URG) weitgehend gutgeheissen. Im Entwurf findet sich auch der Schutz der „nicht-individuellen Fotografie“. Damit würden sämtliche Fotografien, die dreidimensionale Objekte abbilden, einen urheberrechtlichen Schutz erhalten, auch wenn sie nicht die dafür bisher erforderliche „Individualität“ aufweisen. Diese Revision beträfe nicht nur die Museen. Denn jegliche Verwendung und Verbreitung alltäglicher Schnappschüsse, Produktefotos oder Urlaubsbilder würde genehmigungs- und vergütungspflichtig, auch eine Veränderung der Fotos etwa durch ausschnittsweise Abbildung wäre nur mit Zustimmung des Fotografen möglich. Röntgenaufnahmen, Aufnahmen von Wärmebildkameras etc. würden ebenfalls geschützt. Besonders problematisch ist aus Sicht der Museen, dass der Schutz rückwirkend eintreten soll. Sämtliche Fotos, deren Herstellung noch keine 50 Jahre zurückliegt, würden erfasst. Sollen sie verwendet werden, müsste dies zukünftig genehmigt und vergütet werden, auch wenn ihre Herstellung damals bereits bezahlt worden war. Bei den Museen wären davon beispielsweise Objektfotografien oder Aufnahmen historischer Ereignisse in den Archiven der Museen betroffen. Ebenso wären aber mit einem Schlag Aufnahmen dreidimensionaler Objekte aus der Verwaltung, Wissenschaft und Forschung, von Vereinen, Unternehmen und aller Privatpersonen urheberrechtlich geschützt. Sollen diese Fotos verwendet werden, etwa für ein Firmenjubiläum, müssten die Fotografen nun aufwendig ermittelt und um Erlaubnis gefragt werden. Wer jedoch vor Jahrzehnten ein Foto geschossen hat, lässt sich meist nicht mehr recherchieren. Fotos unbekannter Fotografen, zumal wenn sie bisher unveröffentlicht blieben, könnten kaum mehr verwendet werden. Aus Sicht der Museumsverbände würde diese rückwirkende Geltung des Lichtbildschutzes die öffentliche Erschliessung und Erforschung älterer Fotobestände erheblich erschweren und hätte erhebliche Auswirkungen auf alle Bereiche der Gesellschaft. Diese Wirkung wurde bisher öffentlich kaum wahrgenommen. Nunmehr liegt der Entwurf dem Ständerat vor. Dessen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK-SR) hat ihn für ihre erste Sitzung am 21./22. Januar auf die Tagesordnung genommen. Der VMS und ICOM Schweiz setzen darauf, dass die Kommission den Lichtbildschutz ablehnt, und empfehlen dringend an der geltenden Rechtslage zum Schutz fotografischer Werke festzuhalten, die durch die Schweizer Gerichte bestens präzisiert wurde. Catherine Schott, Generalsekretärin
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10:06
Ist der älteste Mensch aller Zeiten eine Fälschung?Samstag, 5. Januar 2019Nach einem Zeitungsbericht soll es sich bei Jeanne Calment, der angeblich ältesten Frau der Welt - sie soll erst nach 122 Jahren gestorben sein - in Wahrheit um ihrer Tochter Yvonne handeln. Yvonne habe nach Recherchen von Nikolai Sak ** schon früh die Identität ihrer Mutter angenommen, um die damals übliche Erbschaftssteuer vn 35 % zu umgehen. Die Familie besaß mehrere Häuser in der Provence. Nach Zak ist Jeanne vor etwa 35 Jahren gestorben. Yvonne wäre jetzt 99 Jahre geworden. Zak stützt sich vor allem auf Ungereimtheiten der öffentlichen Erinnerungen (und Methoden der Umfrage und Photoshop-Vergleiche von Bildern); "Sie erwähnte beispielsweise, einst Vincent van Gogh Im Laden ihres Vaters begegnet zu sein. Tatsächlich aber habe Jeannes Vater nie einen Laden besessen, wohl aber Yvonnes Vater." Nun soll zur Klärung von Fragen das Grab von Jeanne geöffnet werden, in dem sie 1997 offiziell beigesetzt wurde. Berit Uhlmann: Madame Calment und ihre Tochter. War die offiziell älteste Frau der Welt eine Betrügerin? in: Süddeutsche Zeitung v. 4.1.2019, S. 16 ** veröffentlicht in Researchgate, https://www.researchgate.net/publication/329773795_Jeanne_Calment_the_secret_of_longevity Massenhaft Fälschungen relativ unbekannter schwarzer Künstler auf dem MarktSamstag, 5. Januar 2019Lesen Sie hierzu einen Beitrag in THE ART NEWSPAPER: AnreisetipsFreitag, 21. Dezember 2018Die Hallen 1 bis 3 lassen sich via Haupteingang betreten. Parkplätze und ÖPNV: Eingabe Navigationsgerät: Auf dem Gelände befindet sich ein Parkhaus mit 700 Parkplätzen, auf dem Aussenparkplatz stehen weitere 1'800 Parkplätze zur Verfügung. Ab Hauptbahnhof Bern gelangen Sie wie folgt zum Veranstaltungsgelände: Kontakt: Messeleitung CULTURA SUISSE:
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19:33
Aufplanung nahezu abgeschlossen. Stand: 20.12.2018Freitag, 21. Dezember 2018Mit über 100 Ausstellern ist den Schweizern ein respektabler Start gelungen. Das aktuelle Ausstellerverzeichnis finden Sie hier. Die Hallenorientierung ist relativ einfach: links befindet sich die Abteilung Denkmalpflege und Konservierung-Restaurierung, rechts die Abteilung Museen und museumsähnliche Institutionen. Rechts hinten finden Sie den Stand unseres Verlages, neben VMS/AMS.Das Forum und das Hallencafé befindet sich in der Hallenmitte. Der vorläufige Hallenplan der CULTURA SUISSE findet sich hier.
Geschrieben von C. Müller-Straten
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18:24
Vorträge auf der CULTURA SUISSEFreitag, 21. Dezember 2018Neben Podiumsdiskussionen finden auf der Messe auch Vorträge zur Weiterbildung statt:
Das aktuelle Rahmenprogramm für Ihre Planung finden Sie hier.
Geschrieben von C. Müller-Straten
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18:13
Podiumsgespräche auf der CULTURA SUISSEFreitag, 21. Dezember 2018Folgende Podiumsgespräche sind im Angebot: Donnerstag, 24.1.2019 / 14.00 Uhr (Moderation: Frau Karin Salm, Kulturjournalistin BR) Wer trägt die Verantwortung für das baukulturelle Erbe: die öffentliche Hand oder die Privaten? Für Private bedeutet der Besitz eines Baudenkmals zwar Ehre aber gleichzeitig auch Belastung. Fragen um das Thema „Eigentum gegen Allgemeingut“ sind darum ein Dauerbrenner. Frau Francoise Marcuard – Domus Antiqua Helvetica, Sektion Bern - Frau Judit Solt – Chefredaktorin TEC21 - Herr Bernhard Eicher – Vizepräsident HEV Bern; FDP-Stadtrat Bern - Herr Reto Nussbaumer – Präsident KSD, Konferenz der Schweizer Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger Freitag, 25.1.2019 / 14.00 Uhr (Moderation: Frau Karin Salm, Kulturjournalistin BR) Denkmalpflege im Alltag: Die jungen Denkmäler Das baukulturelle Erbe der Nachkriegsmoderne steht unter Druck. Zum einen fehlt den jungen Denkmälern oft die breite Akzeptanz, zum andern sind die bautechnischen Herausforderungen gross. Frau Nicole Bauermeister – Direktorin Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK - Herr Hans Ulrich Glarner – Amt für Kultur Kanton Bern - Herr Stephan Baumann– Schadstoffexperte, bafob GmbH - Herr Patrick Schoeck – Präsident Verein Kulturerbejahr / Leiter Baukultur Schweizer Heimatschutz
Freitag, 25.1.2019 / 16.00 Uhr (Moderation Herr Stefan Zollinger, Präsident VMS) Deakzession im Museum Die Deakzession berührt ein Tabuthema. Wie gehen Schweizer Museen mit dem Entsammeln um? Herr Andreas Spillmann – Direktor Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich - Herr Philippe Büttner – Konservator Kunsthaus Zürich - Herr Simon Schweizer – Autor VMS Standardbroschüre Deakzession
Samstag, 26.1.2019 / 14.00 Uhr (Moderation Frau Karin Salm) Das Handwerk ist Gold wert Baudenkmäler brauchen nicht nur das Fachwissen der Denkmalpflege und die Sorgfalt der Architekten und Eigentümer. Sie sind auch auf Handwerkerinnen und Handwerker angewiesen, die traditionelle Werkstoffe und historische Arbeitstechniken kennen. - Frau Luzia Borer – Inhaberin Oel und Kalk GmbH - Herr Michael Gerber - Leiter Denkmalpflege Kanton Bern - Herr Thomas Beer – Präsident Trägerverein Handwerk in der Denkmalpflege - Herr Andreas Franz – Präsident Schweizerischer Verband für Konservierung und Restaurierung SKR
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18:11
Aussteller-Vorstellung: Adega GmbH, Wallisellen/ZHFreitag, 21. Dezember 2018Die Schweizer Firma Adega retail solutions GmbH entwickelt und vertreibt mit ihrer Schwestergesellschaft Merces ticketing solutions Ticketing-, Shop- und Administrationslösungen für kleine, mittelgrosse und grosse Museen und Museumsverbunde. Die integralen Gesamtlösungen der beiden Firmen umfassen alles, was Museen von heute benötigen: Vom Online- und Mobile-Ticketing über Kassenlösungen und Zutrittsprüfungen, von der Warenbewirtschaftung und Bestandsführung im Museumsshop bis hin zur Ausrichtung von Events und der Auswertung von Besucherzahlen über ein Web-basiertes Backoffice und Zentralsystem.
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18:07
Aussteller-Vorstellung: docuSAVE, Uetendorf/BEFreitag, 21. Dezember 2018Die Firma docusave ist spezialisiert auf die Bergung, Sicherung, Trocknung und Wiederherstellung von wasser- oder brandgeschädigten Dokumenten jeder Art, Kunst und Kulturgütern, Fotos, Videomagnetbändern und ähnlich sensiblen Materialien. Zu ihren Kunden zählen Privatpersonen, KMU, Treuhandgesellschaften, Notariate, Rechtsanwaltskanzleien, Banken, öffentliche Verwaltungen, Archive, Bibliotheken, Museen, Spitäler, internationale Organisationen etc.
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18:02
Aussteller-Stand 22.11.2018Donnerstag, 22. November 2018Mit jetzt 79 Ausstellern ist den Veranstaltern ein exzellenter Start einer neuen Schweizer Messe für das Segment Kunst und Kultur, Denkmalpflege, Konservierung-Restaurierung, Museen und Bibliotheken gelungen! Die Messe ist sehr gut national und mit einigen prominenten Ausstellern aus dem umliegenden Ausland bestückt. Das konnte man zum Auftakt gar nicht besser machen.
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06:34
Aussteller-Vorstellung: IBZ-Salzchemie GmbH & Co. KGMittwoch, 24. Oktober 2018Die IBZ-Salzchemie wurde 2003 gegründet und bietet seit 2006 eine Produktlinie auf Basis von Nanokalk zur Steinkonservierung und Restauration an. Unter den Produktnamen CaLoSiL® – CaSoPaL® – CaLoXiL® verbirgt sich ein Kalk-Baukastensystem, welches zur Steinfestigung, als Anti-Schimmelmittel und zur Oberflächengestaltung erfolgreich eingesetzt werden kann. Neben den Produkten stehen wir des Weiteren auch als kompetenter Partner im Bereich Analytik (Stein-, Putz-, Mörtelanalyse) sowie bei der Beurteilung und der Anlage von Testflächen zur Verfügung. Gern unterstützen wir Sie auch in Form von Weiterbildungskursen. Die Teilnahme an der CULTURA SUISSE ermöglicht es uns, unsere Expertise sowie die Produkte und deren Anwendung einem breiten Publikum zu präsentieren. Dr. Claudia Dietze
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08:22
A machine to fight fake newsFreitag, 19. Oktober 2018The fight against fake news has taken a massive step forwards thanks to a new artificial intelligence tool. Built by researchers from the University of Michigan and the University of Amsterdam, the new algorithm has proven to be more effective than humans when it comes to detecting lies and untruths online. At the most basic level, fake news is articles, videos and social media posts that are fundamentally untrue. These stories are targeted at people online who share similar interests in the hope that they will be re-shared. And because people rarely check the sources or facts behind these articles, they can quickly go viral. Aussteller-Vorstellung: Vogel Fensterbauer AGDonnerstag, 18. Oktober 2018Die 1909 gegründete Vogel Fensterbauer AG aus Goldach SG gehört in der Schweiz zu den führenden Unternehmen, wenn es sich um auszuführende Arbeiten in den Bereichen historischer Fenster- und Türbau sowie um Restaurierungen von Fenstern handelt. Geschäftsleiter Christian Rüttimann ruft sich bei Aufträgen an historischen Bauten stets in Erinnerung, »dass Fenster und Türen immer auch Teile unseres Kulturgutes sind und eine entsprechend respektvolle Behandlung verdienen». An der CULTURA SUISSE präsentiert die Vogel Fensterbauer AG ihre ganze Expertise; exklusiven Fensterbau, historischer Fensterbau, historischer Türennachbau, Rekonstruktionen und Modifikationen, Fenster-Restaurierungen sowie die Fertigung von Kunstverglasungen.
Geschrieben von C. Müller-Straten
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09:28
Aussteller-Vorstellung: Testo AGDonnerstag, 18. Oktober 2018Die Testo AG aus Mönchaltorf ZH hält im Bereich Temperatur- und Feuchteüberwachung für Museen und Archive sowie für Ausstellungs- und Lagerräume in Bibliotheken und Magazinen das geeignete System bereit.Testo Saveris 2 bietet laut Geschäftsführer Daniel Kiener als Funk-Datenlogger-System die komplette Überwachung von Temperatur und Feuchte bereit, sicher, automatisch und mit minimalem Aufwand verbunden. «Jedes Museum ist anders. Und jedes Archiv erst recht. Deshalb können sich Kunden ihr testo Saveris 2-Paket selber zusammenstellen, ganz auf ihre Bedürfnisse abgestimmt und von uns fachmännisch beraten», erklärt Daniel Kiener. Als Quereinsteigerin in der Schweizer Museumsbranche schaut die Testo AG – als weltweit agierendes Unternehmen und Weltmarktführer im Bereich Messtechnik –, ihrer Teilnahme an der CULTURA SUISSE mit Spannung entgegen, wie ihr Geschäftsführer sagt: «Wir freuen uns, an der Cultura Suisse den Zugang zu einem breiten Fachpublikum zu erhalten und wir hoffen natürlich, dass wir mit der Teilnahme an der Messe unseren Bekanntheitsgrad erhöhen.»
Geschrieben von C. Müller-Straten
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09:26
Fuelled by Brexit?Freitag, 12. Oktober 2018Fuelled by Brexit? Die britische Preservation Equipment Ltd. tritt ab sofort mit einem deutschsprachigen Shop für Konservatoren-Restauratoren im deutschsprachigen Raum an. Der Hoflieferant Ihrer Majestät der Königin und einer der führenden Lieferanten Europas ist seit über 30 Jahren im Geschäft. Sein neuer deutscher Shop beinhaltet zunächst über 8.000 versandbereite Artikel. Die Preise sollen konkurrenzfähig , schneller Versand garantiert sein. Mehr unter www.preservationequipment.de C. Müller-Straten
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07:36
MUSEUM AKTUELL : Eingefahrene Wege verlassen!Freitag, 12. Oktober 2018Die aktuelle Doppelausgabe von MUSEUM AKTUELL macht erneut Digitalisierung und Konservieren-Restaurieren zum Thema. Die Ausgabe rät insgesamt dringend dazu, In der Restaurierung, Kunstgeschichte, Ausstellungsorganisation, naturwissenschaftlichen Methoden, Digitalisierung und Marketing eingefahrene Wege zu verlassen. Im (wie immer lesenswerten) Editorial heißt es: Den Auftakt zum Thema Konservierung ‒ Restaurierung in dieser Ausgabe von MUSEUM AKTUELL bildet der Rückblick auf die DDR-Restauratorenausbildung, über die Prof. Sabine Maier auch auf der „Denkmal“ sprechen wird. Welchen Erkenntnisgewinn Beobachtungen zur Vorbereitung einer Konservierung bringen, zeigt Carmen Markert. Wir haben noch stark in Erinnerung, wie heftig die politische Debatte über den Transport des äußerst empfindlichen Dürer-Selbstbildnisses von München nach Nürnberg geführt wurde und die restauratorischen Bedenken schließlich Gehör fanden. Ingrid Hopfner, der es vor allem auf die Neuentwicklung von Bilderkisten ankommt, beweist mit ihrem Monitoring, daß Transportschäden auch und gerade dann entstehen, wenn Kuriere nicht dabei sein dürfen. Michael Stanic sieht als einen Weg in das Museum der Zukunft, daß abwägend und mit Bedacht digitale Technologien von Nutzen sein werden, um dem wachsenden Bedürfnis der Menschen nach Analogem, nach Echtem, nach Fakten, nach Aufklärung, nach Kontext und nachdenklich machender Vermittlung zu entsprechen. Dieses Bedürfnis wird mit der voranschreitenden Digitalisierung des Lebens wachsen. Dabei kommen Lutz Boden und Michael Stanic überraschenderweise (weil aus unterschiedlichen Ansätzen her kommend) in einem Punkt zum gleichen Ergebnis: Lernwillige und lernfähige Besucher sind dabei die Voraussetzung, nicht aber die gesamte Bevölkerung... Es wird Zeit, sich von dieser Idee zu verabschieden und Angebote für all diejenigen auszubauen, für die Kultur „das“ Lebenselixir ist. Ebensowenig sind Museen eine freiwillige soziale Leistung wie öffentliche Schwimmbäder oder öffentliche Verkehrsmittel. Gefragt ist also präzise Zielgruppenarbeit ‒ wobei eher weniger an die bei Museen so beliebten „Singles“ oder „Familien“ gedacht ist. Auch dazu brauchen Museen wieder mehr Geld und Fachkräfte. Wohin es führen kann, ein Museum ohne Fachkräfte zu betreiben, ist beim Museum im französischen Elne, über das wir in EXPOTIME! berichtet haben, abzulesen. Hier finden Sie das Inhaltsverzeichnis der Ausgabe: MUSEUM AKTUELL wird mit einem eigenen Stand auf der MUTEC und CULTURA SUISSE vertreten sein. Sprechen Sie uns gerne vorher schon online an und kommen Sie an unseren Stand - wir freuen uns auf Ihren Besuch. Auch wenn Sie eigentlich nur ein Abonnement abschließen wollen.
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07:31
Aussteller-Vorstellung: XPEDEODonnerstag, 11. Oktober 2018xpedeo mediaguides: multimediale Inhalte barrierefrei vermitteln – Was 2005 als simpler Audioguide mit eigenem Redaktionssystem begann, hat sich dank unserer innovativen Softwareentwicklung, unserem kreativen Team und der anspruchsvollen Projekte unserer Kunden zu einem der führenden Mediaguides im deutschsprachigen Raum entwickelt. Ein Erfahrungsschatz, der sich auch in der Qualität unserer Konzepte und redaktionellen Arbeit deutlich bemerkbar macht. Unsere Features Unser Ortungsmodul Unser Evaluationstool
Kontakt:
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11:17
Erstmalig europaweiter "Tag der Restaurierung" am 14.10.2018Montag, 1. Oktober 2018Der „Tag der Restaurierung“ findet 2018 zum ersten Mal europaweit statt und ist ein Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr „Sharing Heritage 2018“. Künftig soll jährlich jeweils am zweiten Sonntag im Oktober mit diesem Aktionstag das Bewusstsein für das reichhaltige europäische Kulturerbe gefördert und die Bereitschaft zu seiner Bewahrung geweckt werden. Viele Einrichtungen haben dazu interessante Angebote entwickelt. So gibt es im Deutschen Museum in München beispielsweise an diesem Tag Laborführungen (zweimal, jeweils eine Stunde) und vier Vorträge: Vorträge im Ehrensaal (Museumseintritt):
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10:46
Auf der CULTURA SUISSE wird es langsam engMontag, 24. September 2018Gewöhnlicherweise gut unterrichtete Kreise berichten: Mittlerweile sind 70% der Fläche bereits gebucht. Die Cultura Suisse scheint gut anzukommen.
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09:15
VMS/AMS und ICOM Schweiz haben neue VorständeFreitag, 31. August 2018Die Vorstände der beiden Museumsverbände VMS und ICOM Schweiz sind neu aufgestellt. Der Verband der Museen Schweiz VMS und ICOM Schweiz haben an ihren Generalversammlungen am 24. August 2018 mit Stefan Zollinger und Tobia Bezzola zwei neue Präsidenten gewählt. Stefan Zollinger, Leiter des Nidwaldner Museums und Kulturbeauftragter des Kantons Nidwalden, präsidiert den VMS ad interim für ein Jahr. Er folgt auf Gianna A. Mina, Direktorin des Museums Vincenzo Vela, welche die Geschicke des Verbands seit 2010 leitete. Tobia Bezzola, Direktor des Museo d'arte della Svizzera italiana MASI in Lugano, ist neu Präsident von ICOM Schweiz. Er übernimmt das Amt von Madeleine Schuppli, Direktorin des Aargauer Kunsthauses, die den ICOM-Vorstand drei Jahre präsidierte. Stefan Zollinger ist Germanist und Kunsthistoriker. Seit 2013 leitet er das Amt für Kultur des Kantons Nidwalden und das Nidwaldner Museum. Ursprünglich Gymnasiallehrer engagierte er sich in diversen Kulturprojekten, präsidierte die visarte zentralschweiz, leitete das Kulturhaus Stadtmühle Willisau und betreute Projekte der Albert Koechlin Stiftung. Tobia Bezzola ist seit 2018 Direktor des Museo d'arte della Svizzera italiana MASI in Lugano. Von 2013-2017 war er Direktor des Museums Folkwang in Essen (D). Zuvor arbeitete Bezzola als Leiter der Abteilung Ausstellungen am Kunsthaus Zürich, wo er seit 1995 als Kurator tätig war. Bezzola war Assistent von Harald Szeemann und hat das Nachdiplomstudium Museologie an der Universität Basel besucht. Zudem hatte er zu Beginn der 1990er-Jahre am Lehrstuhl für Politische Theologie und Praktische Philosophie an der Universität Zürich bei Prof. H. Lübbe eine wissenschaftliche Assistenz inne. Der VMS-Vorstand erfuhr eine Erneuerung. Neu sind im Vorstand vertreten: Peter Kohler, Betriebsdirektor des Ballenbergs, Freilichtmuseum der Schweiz, Marc Limat, Direktor des Museum.BL, Olivier Pagan, Direktor des Zoologischen Gartens Basel, Therese Schaltenbrand, Co-Geschäftsleiterin des Museumsverbunds Baselland, Karine Tissot, Direktorin des Centre d'art contemporain in Yverdon-les-Bains und Adélaïde Zeyer, Direktorin des Château de Morges et ses Musées. Andrea Kauer Loens, Direktorin des Rätischen Museums, und Stefan Zollinger sind seit 2017 Mitglieder des VMS-Vorstands. Matthias Frehner, Vorstandsmitglied seit 2011 und Hannes Geisser, seit 2012 im Vorstand aktiv, sind aus dem VMS-Vorstand zurückgetreten. Susanne Jost, Gilles Borel und Pascal Ruedin haben ihre Amtzeitbeschränkung erreicht. Im Vorstand von ICOM Schweiz sind neu Jacqueline Strauss, Direktorin des Museums für Kommunikation sowie Katharina Epprecht, Direktorin des Museums zu Allerheiligen vertreten. Philippe Büttner, Kurator am Kunsthaus Zürich, Elisabeth Abgottspon, Leiterin des Ortsmuseums Küsnacht, Susanne Buder, Leiterin Konservierung & Restaurierung der Kunstsammlungen des Bundes, sowie Helen Bieri Thomson, Direktorin des Château de Prangins des Schweizerischen Nationalmuseums wurden in ihrem Amt bestätigt. Roger Mayou, Direktor des Musée international de la Croix-Rouge et du Croissant-Rouge, und Christine Keller Lüthi, Kuratorin am Landesmuseum Zürich des Schweizerischen Nationalmuseums haben nach siebenjähriger Vorstandstätigkeit ihr Amt niedergelegt. Quelle: Catherine Schott, ICOM Schweiz und VMS.
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17:01
Am 14. Oktober 2018 ist der 1. Europäischen Tag der RestaurierungSamstag, 11. August 2018Europaweit geben Restauratoren an diesem Sonntag exklusive Einblicke in ihre Arbeitswelt. In privaten Ateliers, Hochschulen, Denkmalämtern, Museen und Schlösserverwaltungen sind Besucher dorthin eingeladen, wo gewöhnlich die Türen verschlossen sind, um beim Konservieren und Restaurieren zuzusehen. Mit diesem neuen jährlichen Aktionstag möchten wir Menschen aus ganz Deutschland für das Entdecken und Erforschen von Kunst und Kulturgütern begeistern, Jung und Alt durch die ungewöhnliche Nähe zu den Objekten für Werte sensibilisieren. Ziel des Aktionstags ist es,
Alle Restaurator*innen und Institutionen, die Restaurator*innen beschäftigen, sind dazu aufgerufen, sich am Europäischen Tag der Restaurierung zu beteiligen. Informationen zum Aktionstag und zum Mitmachen sind zu finden unter https://www.tag-der-restaurierung.de. Der europäische Tag der Restaurierung wird ausgerufen vom Europäischen Dachverband der Restauratorenverbände (E.C.C.O.) und von den einzelnen Mitgliedsverbänden europaweit umgesetzt. Der Europäische Tag der Restaurierung findet ab 2018 jährlich jeweils am 2. Sonntag im Oktober statt. Dies nächsten Termine sind: 14. Oktober 2018 (Erstausgabe) Patricia Brozio
Geschrieben von C. Müller-Straten
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17:03
Paper related magazines offered for freeSonntag, 5. August 2018A collection of conservation journals and conference proceedings (mostly paper related) is going FREE to anyone who cares to swing by Abingdon-on-Thames (9 miles south of Oxford) in the next couple of months and take away a fairly hefty box.
Regards
Simon
Geschrieben von C. Müller-Straten
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13:37
Hallenkonzept und Rahmenprogramm der CULTURA SUISSESamstag, 4. August 2018Erstmals vorgestellt: Hier ist das Hallenkonzept der CULTURA SUISSE:
Das Rahmenprogramm wird nach der Sommerpause bekanntgegebe. Feststeht, dass es zwei Foren geben soll.
Geschrieben von C. Müller-Straten
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06:25
MUSEUM AKTUELL zum UNESCO-Weltkulturerbe, Jean-Pierre Latz und Fehlstellenbehandlung bei einem Wandmalerei-FragmentFreitag, 3. August 2018Die aktuelle Ausgabe von MUSEUM AKTUELL vereinigt eine Hommage an das UNESCO-Weltkulturerbe in Österreich mit zwei Beiträgen zu konservatorisch-restauratorischen Fragen. Das Editorial wird am Beispiel Österreich grundsätzlich: Mit dem Weltkulturerbe ist das so eine Sache. Wien und Salzburg haben die Marke eigentlich gar nicht nötig, beide haben so viel zu bieten, daß man sie als touristische Hochburgen bezeichnen könnte. Ob sich eine Altstadt auch mit Hochhäusern verträgt, ohne die Auszeichnung „Weltkulturerbe“ zu verlieren, wird in Wien allerdings immer mal wieder probiert. Die „Wiener Ballkultur” wurde von der UNESCO aus der Liste des immateriellen Kulturerbes wieder gestrichen, was sich vielleicht nicht überall herumgesprochen hat. Anderes kulturelles Erbe wurde als Weltkulturerbe anerkannt (die Pfahlbauten am Mondsee), auch wenn die Mondseekultur im Mondseer Land besser präsentiert werden könnte. Aber zumindest hat hier ein Verein erste Akzente gesetzt. Die UNESCO, doch auch die weltweiten Träger dieser Auszeichnung, müssen jedoch noch mehr darauf achten, daß auch tatsächlich nur Authentisches diese Auszeichnung erhält. [1] Zu ähnlichen Erkenntnissen könnte man natürlich auch im Fall der Schweiz oder Deutschlands kommen. Hier finden Sie das Inhaltsverzeichnis der Ausgabe: MUSEUM AKTUELL wird mit einem eigenen Stand auf der CULTURA SUISSE vertreten sein. Sprechen Sie uns gerne vorher schon online an und kommen Sie an unseren Stand - wir freuen uns auf Ihren Besuch. Anmerkungen: [1] Zu erinnern ist an den Tianamen-Platz und die höchst umstrittene verseuchte Festplatte von Nebra.
Geschrieben von C. Müller-Straten
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09:19
MSc in Cultural Heritage Materials and Technologies, KalamataMontag, 30. Juli 2018Aus der LinkedIn-Restaurierungsgruppe:
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04:26
Johann August TürpeFreitag, 27. Juli 2018"Der Hofkunsttischler Johann August Türpe wird 1848 für seine Restaurierungsarbeit an dieser Pendule sehr gelobt. In diesem Zusammenhang erfahren wir aber auch, daß er die Chance genutzt hatte, um die Uhr zu kopieren, die Beschläge abformte und daraus eine neue Uhr baute, die als vermeintliches Original verkauft wurde. [1] Offensichtlich beschränkte sich Türpe nicht nur auf einen Nachbau. Durch ein Foto, das einige seiner Arbeiten auf der Weltausstellung in London 1862 zeigt, wissen wir, daß er mindestens eine zweite gebaut hat, diese jedoch unter seinem Namen verkaufte. Diese Rechercheergebnisse sensibilisieren für die recht beachtliche Vielzahl der Ausformung dieses Modells, die derzeit nachweisbar sind, aber alle ins 18. Jh. datiert werden." Anmerkung: [1] vgl. Ernek-van der Goes, Christiane: Fälschung als Empfehlung. Wie Johann August Türpe das Prädikat des Hofkunsttischlers erhielt. In: Dresdner Kunstblätter, 60. 2016, Heft 3, 2016, S. 44-53
KONSERVATIVe-Testphase endet am 31.7.2018 (update)Dienstag, 24. Juli 2018Die diesjährige Testphase des umfangreichen Online-Fachwörterbuchs für Kuratoren und Konservatoren-Restauratoren endet in wenigen Tagen - am 31.7.2018. Teilgenommen an dem einmonatigen kostenlosen Test haben 19 Museen, große Bibliotheken, Fachhochschulen sowie selbständige Restauratoren. Am 31.7.2018 um Mitternacht werden die Registrierungsdaten automatisch wieder gelöscht. Auch während der diesjährigen Testphase ist KONSERVATIV weiter gewachsen - und zwar auf über 80,000 Begriffe; aufgenommen wurden neue Begriffe aus dem sehr umfangreichen Gebiet Textilien, aus der Heraldik und Waffenkunde. Ebenfalls auf dem neuesten Stand ist die öffentlich zugängige PDF-Liste "VALSCHE FREUNDE", die nunmehr 12 Seiten umfasst. Der Verlag Dr. C. Müller-Straten hatte 2015 KONSERVATIVe als Online-Datenbank ins Leben gerufen, als für die Korrekturarbeit an den RESTAURATORENBLÄTTERN des IIC Austria, Bände 32--34, die Durchsicht vorliegender Wörterbücher und Webseiten ergab, dass die üblichen allgemeinen Lexika, die z.T,. sogar mehrfach wiederaufgelegten Fachwörterbücher und mehrere deutsch-englischen Webseiten die Fachsprache der Kunst- und Restaurierungswissenschaft (im Gegensatz zu anderen Fachsprachen) nicht in gewünschtem Umfang und auch nicht in der benötigten Qualität erfaßten. In einem ersten internen Test wurde KONSERVATIVe dann auch auf sämtliche englischen Texte der RESTAURATORENBLÄTTER - PAPERS IN CONSERVATION angewendet. Eine nachgeschaltete Überprüfung der Fahnen dieser umfangreichen Jahrbücher durch Graham Voce vom IIC in London ergab erfreulicherweise in den Jahren 2015-2017 bei den mit KONSERVATIVe überprüften Fachwörtern keine nennenswerten Übersetzungsfehler. KONSERVATIVe ermöglicht im Gegensatz zum Handling von schnell veraltenden Druckwerken copy and paste, zweifaches Filtern und schnelles Arbeiten in preisgünstigen Einzelplatz- oder Mehrplatz-Jahreslizenzen (auch für freigeschaltete IP-Adressen). Das Werk wird durch die Trainingsliste "VALSCHE FREUNDE" sowie ein langsam entstehendes bebildertes Glossar ergänzt und wächst kontinuierlich mit seinen BenutzerInnen. Viele Begriffe sind zudem kurzdefiniert. Der Verlag wird das Nachschlagewerk auch auf seinem Stand auf der CULTURA SUISSE den Schweizer KollegInnen vorstellen. Wenn Sie an diesem Werk gelegentlich helfen wollen, das umfangreiche Werk noch weiter auszubauen, nehmen Sie bitte Kontakt mit dem Verlag auf: konservativ@museum-aktuell.de
Geschrieben von C. Müller-Straten
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15:51
Ein TipSonntag, 22. Juli 2018
Bei FB gibt es die geschlossene Gruppe "Materialmarkt für Restauratoren" (https://www.facebook.com/groups/652087108291266/). Zu den letzten Einträgen gehörten: Roland Stefan sucht Steinzeugfliesen. Es handelt sich wohl um einen Boden der Firma AGROP aus den 1920er Jahren. Die "großen" Fliesen sind gelb (16x16cm), in den Zwickeln liegen im Wechsel rote und schwarze Fliesen (5x5cm). Den Rahmen bilden schwarze Fließen (20x14cm) in Reihe verlegt. Lore Ley verkauft Max Doerner, Malmaterial und seine Verwendung im Bilde, Stuttgart, verschiedene Ausgaben (2. Auflage 1922,8. Auflage 1944, 12. Auflage 1965) und Kurt Wehlte, Ölmalerei, Einführung in Techniken und Bildaufbau, Otto Maier Verlag Ravensburg, 7. Auflage 1958 und Andreas Schudrowitz hatte günstig den Injektionsmörtel Ledan TC1 Plus abzugeben.
Geschrieben von C. Müller-Straten
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06:19
Questionnaire: Entrepreneurship in Cultural Heritage ConservationDonnerstag, 19. Juli 2018Sílvia Sequeira und Catarina Pinheiro, Portugal, führen aktuell eine interessante anonyme Umfrage auf Englisch durch: Questionnaire: Entrepreneurship in Cultural Heritage Conservation We are interested in assessing entrepreneurial skills among conservators-restorers and would really appreciate your feedback. This survey is not going to take much of your time and you will be able to see the results in the "IBBS18 - new trends in cultural heritage biodeterioration" conference book of abstracts. The questionnaire is totally anonymous and you can find the online form here: https://goo.gl/forms/wHpYjpOCp9kRkH5y1 All contributions will be greatly received. Sílvia Sequeira and Catarina Pinheiro
Geschrieben von C. Müller-Straten
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08:15
MAK Wien zeigt 100 BESTE PLAKATE 17 aus Deutschland, Österreich und der SchweizMittwoch, 18. Juli 2018Noch bis 23.9.2018 Von humorvollen Werbebotschaften bis zu gesellschaftskritischen Statements bietet die Ausstellung ein facettenreiches Spektrum an zeitgenössischem Plakatdesign. Die jährlich von einer internationalen Fachjury gekürten einhundert gleichberechtigten Gewinnerplakate reichen von studentischen Projekten bis zu Auftragsarbeiten etablierter GrafikdesignerInnen und Werbeagenturen. Im Jahr 2017 zeigt sich bei den Siegerprojekten ein starker Trend zu seriellen Plakatkombinationen und unkonventionellen grafischen Lösungsansätzen. Der fünfköpfigen Jury des bereits seit 2006 stattfindenden Grafikdesignwettbewerbs, bestehend aus dem Kommunikationsdesigner Jens Müller (Düsseldorf, Vorsitz), dem Plakatkünstler Peter Bankov (Prag), den Grafikdesignern Albert Exergian (Wien) und Michael Kryenbühl (Bern/Luzern) sowie dem Gestalter Daniel Wiesmann (Berlin), lag eine Rekordzahl von 2 293 Plakaten von 657 verschiedenen TeilnehmerInnen vor. Im Zuge des zweistufigen Auswahlverfahrens wurden 45 Sujets aus Deutschland, 50 aus der Schweiz, eine Deutschland-Schweiz-Kooperation und vier Einsendungen aus Österreich prämiert. Die prämierten Arbeiten gehen auch in diesem Jahr als Neuzugänge in die MAK-Kunstblättersammlung ein. Im Rahmen einer Ausstellungstournee wird die Schau an weiteren Orten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt. Zu den Ausstellungsstationen in der Schweiz zählen Luzern, Zürich, La Chaux-de-Fonds und erstmals auch Genf. Zur Ausstellung erschien der Katalog "100 Beste Plakate 17. Deutschland Österreich Schweiz/100 Best Posters 17. Germany Austria Switzerland" im Verlag Kettler, Dortmund 2018. Für das Corporate Design des Katalogs, der Web-Visuals und der Drucksorten zeichnen Jakob Mayr und Kilian Wittmann von der Klasse für Ideen am Institut für Design der Universität für angewandte Kunst Wien verantwortlich. Erhältlich im MAKdesignshop www.100-beste-plakate.de Kurator: Peter Klinger, Stellvertretende Leitung MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung
Geschrieben von C. Müller-Straten
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16:40
Arsen freisetzendes "Schweinfurter Grün" steckt in mehr als bislang bekanntDienstag, 17. Juli 2018
Die Gefährlichkeit des Schweinfurter Grüns ist Konservatoren-Restauratoren seit langen bekannt. Allerdings ging man bislang davon aus, dass das unter 80 Handelsnamen bekannte und unter bestimmten Umständen Arsen freisetzende Grün eine Sache des 19. Jh. sei. Das stimmt jedoch so nicht: erstaunlicherweise wird Schweinfurter Grün weltweit noch heute eingesetzt - und ist als gefährliches Pigment viel älter als bislang bekannt. Im Jahr 1805 (wieder)entdeckte der österreichische Techniker Ignaz von Mitis das auch nach ihm benannte Ausfällungsprodukt. Das Pigment wurde industriell erstmals um 1805 in Kirchberg am Wechsel hergestellt ("Kirchberger Grün "), später dann in Schweinfurt und im nahen Schonungen. Es dauerte aber bis 1844, bis es dem Merseburger Arzt Carl von Basedow gelang, Schweinfurter Grün in bedruckten Tapeten als Ursache für viele unerklärbare Todesfälle in Deutschland und Großbritannien nachzuweisen. Ein bestimmter Pilz (Penicillium brevicaule) aus leimgebundenem Schweinfurter Grün setzt dabei organische Arsenverbindungen frei, die über die Atemluft zu Vergiftungen führen. Doch das gefährliche Grün steckte auch in Kinderspielzeug und Kosmetica. Zwar wurde 1882 das Schweinfurter Grün als Farbe in Deutschland verboten, Verbote galten seit 1887 für die Verarbeitung in wässrigen Bindemitteln und in Pastell. Doch noch lange danach wurde das Grün als Pflanzenschutzmittel und Schiffsanstrich eingesetzt. In anderen Ländern, z.B. in Großbritannien, ist das Gift als Farbpigment allerdings bis heute erlaubt. [1] Nun jedoch entdeckten Forscher der Universität von Süddänemark das gefährliche Grün auch in mittelalterlichen Fragmenten, die in Bucheinbänden des 16. und 17. Jahrhunderts versteckt waren: "The poisonous qualities of these books were detected by conducting a series of X-ray fluorescence analyses (micro-XRF). This technology displays the chemical spectrum of a material by analysing the characteristic “secondary” radiation that is emitted from the material during a high-energy X-ray bombardment. Micro-XRF technology is widely used within the fields of archaeology and art, when investigating the chemical elements of pottery and paintings, for example." [2] Dass die giftigen Pigmente in den renaissancezeitlichen Werken versteckt wurden, ist nach Ansicht der dänischen Forscher kein Zufall, denn sie gehen davon aus, dass die insektizide Wirkung der Pigmente schon damals bekannt war. Links: Schweinfurter Grün in KONSERVATIVe suchen: http://www.museum-aktuell.de/index.php?site=kwb&TM=8 Anmerkungen [1] Meilan Solly: Arsenic-Laced Books Discovered in University Library. During the Victorian era, the toxin was commonly found hidden in wallpaper, paints and dyes. In: Smithsonian.com, July 3, 2018. https://www.smithsonianmag.com/smart-news/arsenic-laced-books-discovered-university-library-180969527/ [2] Jakob Povl Holck; Kaare Lund Rasmussen: How we discovered three poisonous books in our university library. In: The Conversation, Juni 27, 2018. https://theconversation.com/how-we-discovered-three-poisonous-books-in-our-university-library-98358
Geschrieben von C. Müller-Straten
um
07:17
Statt eines Vorworts: Quellenkritik für alleSonntag, 13. Mai 2018"10 Gebote zum Umgang mit Geschichte(n) 1. Seien Sie neugierig! 2. Seien Sie kritisch! 3. Prüfen Sie die Quellen! 4. Prüfen Sie die "Erzähler"! 5. Informieren Sie sich über Alternativen! 6. Kennen Sie die Methoden! 7. Hinterfragen Sie die Konzepte! 8. Seien Sie nicht zu negativ! 9. Seien Sie selbstkritisch! 10. Ziehen Sie Schlussfolgerungen! Quelle: Belgien: Ganze Ausstellung mit vorgeblich russischer Avantgardekunst geschlossenMittwoch, 9. Mai 2018Wegen der vielen Fälschungen russischer Avantgarde-Kunst haben mittlerweile große Häuser, wie das Museum Ludwig in Köln, die Berlinische Galerie oder die Albertina derartige Bestände wegen massiven Echtheitszweifeln wieder ins Depot verbracht. Am Freitag, dem 16. März 2018, verurteilte das Landgericht Wiesbaden zwei Männer zu Haft- und Geldstrafen wegen des Verkaufs von gefälschten Kunstwerken, die Künstlern wie El Lissitzky, Malewitsch und Alexander Rodtschenko zugeschrieben wurden. Der neueste Fall [1] Am 20. Oktober 2017 wurde im Museum voor Schone Kunsten (MSK) in Gent (BE) eine Ausstellung mit dem Titel "Russische Moderne 1910-30" eröffnet. Sie bestand aus 24 Werken, die Larionov, Goncharova, Tatlin, Filonov, Kandinsky, Malewitsch, El Lissitzky, Exter, Popova, Rozanowa, Rodtschenko, Udalzowa und anderen zugeschrieben werden. Als Herkunft aller Werke wurde die "Dieleghem-Stiftung" angegeben, die von dem Russen Igor Toporowski und seiner Frau Olga erst 2017 in Belgien gegründet worden war. Sie wurde nach dem Château de Dieleghem benannt, das die Toporovskis besitzen und das bis 2020 etwa zu zwei Dritteln mit öffentlichen Geldern zu einem Museum für ihre Sammlung umgebaut werden soll. [2] Erklärtes Ziel der Stiftung ist die "uneigennützige Förderung von Werken und Künstlern von Europäischer Kunst aus der Zeit von 1850-1930 und der russischen Moderne von 1900-30 ". Sie behält sich aber das Recht vor, "jedes Element, das es besitzt, zu verkaufen, wenn es nicht in die vom Gründer definierte Sammlung passt ". Wie nachträglich bekannt wurde, beinhaltet der Vertrag zwischen Museum und Stiftung auch einen Passus, nach dem Werke der Stiftung auch während der Ausstellung verkauft werden dürfen. [3] Die gesamte Sammlung besteht aus rund 500 Werken, von denen zwei Drittel Gemälde sind.
Teilansicht der Ausstellung 'Russische Moderne' [sic] in Gent. Die Gemälde werden, von links nach rechts, folgenden Künstlern zugeschrieben: Kasimir Malewitsch, Liubov Popova und Olga Rozonova (zwei Arbeiten). In der Mitte an Malewitsch zugeschriebene Werke. Foto: The Telegraph und andere Medien, kein Fotograf benannt, ähnliche Bilder stammen nach anderen Quellen (artnet) vom MSK, Gent. Am 15. Januar erschien in der flämischen Tageszeitung De Standaard ein offener Brief, der von zehn Spezialisten mit Spezialkenntnissen in russischer Avantgarde unterzeichnet wurde, welche die in Gent gezeigten Arbeiten als "höchst fragwürdig" bezeichneten und, falls sie sich nach einer wissenschaftlichen Untersuchung als Fälschungen herausstellen sollten, fallengelassen werden sollten. Zu den Unterzeichnern gehören die Händler Julian Barran, James Butterwick, Richard Nagy, Ivor Braka und Jacques de la Béraudière sowie Kuratoren und Sammler, darunter Natalia Murray, Co-Kuratorin der Ausstellung Revolution "Russische Kunst von 1917 bis 1932" an der Londoner Royal Academy of Arts, aber auch der Kölner Händler Alex Lachmann, der regelmäßig auf Londoner Auktionen russischer Kunst zu sehen ist und zu den einflußreichsten Menschen in diesem Bereich zählt. Der Brief sagt weiter: " They have no exhibition history, have never been reproduced in serious scholarly publications and have no traceable sales records.” Das Museum “did not provide any information about their provenance or exhibition history…other than the name of the owner". Am nächsten Vormittag wurden die Museumsmitarbeiter verdonnert, die Angelegenheit nicht zu kommentieren. Am Nachmittag wurde eine Erklärung des flämischen Kulturministers Sven Gatz veröffentlicht, in der es hieß, dass das Institut die Leihgaben auf der Grundlage von "vertraulichen Informationen des Sammlers" bewertet habe und dass "die Dokumentationen und die Beschreibungen aus dem Besitz der Dieleghem-Stiftung Geschichte und Authentizität jedes einzelnen Werks belegen." Keines dieser Hintergrundmaterialien wurde jedoch veröffentlicht. Einen Ausstellungskataliog des Museums gab es ohnehin nicht. Ein Expertengremium würde eingesetzt werden, "um die russischen Kunstwerke, die derzeit in der MSK zu sehen sind, weiter zu erforschen". Die Erklärung schloss mit der unbelegten Behauptung von Gents Kulturbeauftragten Annelies Storms, das Museum sei "unbeabsichtigt in eine Debatte von Kunsthändlern geraten, von denen die meisten auch ein finanzielles Interesse an der Sache haben." Storms forsche Behauptung reizte vier der Unterzeichner des Briefes besonders: Konstantin Akinsha, Vivian Barnett, Natalia Murray und Alexandra Shatskikh, sämtlich keineswegs Kunsthändler, sondern weltweit bekannte Akademiker und / oder Kuratoren. Akinsha kündigte in ihrem gemeinsamen Namen an, dass sie alleine deswegen einen Rechtsbeistand aufsuchen werden. Alle 24 Werke, die von der Dieleghem-Stiftung an das Museum für Schöne Künste (MSK) in Gent als historische Werke der russischen Avantgarde ausgeliehen wurden, wurden abgehängt, die Ausstellung geschlossen und die Werke in ein Museumslager verbracht. Als am 18. Januar ein zusätzlicher Artikel in De Standaard erschien, in dem der Direktor des Luxemburger Nationalmusée fir Geschicht a Konscht, Michel Polfer, ausführte, er sei ebenfalls von den Eigentümern kontaktiert worden, habe aber "keine Zusicherungen über die Herkunft der Werke oder wie sie nach Belgien kamen" erhalten, ordnete Gatz daraufhin an, dass die Bilder der Genter Ausstellung einer Laboranalyse unterzogen werden sollten. Was danach geschah Nach der vorläufigen Suspendierung der Direktorin des Museums der Schönen Künste in Gent wegen ihres Vorgehens bei der Ausstellung russischer Avantgarde-Werke hat die belgische Polizei eine Reihe von Hausdurchsuchungen durchgeführt, die mit der Kontroverse in Zusammenhang stehen. Catherine de Zegher wurde vorübergehend als Leiterin der Einrichtung entlassen, eine externe Untersuchung (Ernst & Young) angeordnet. De Zegher ist seither einer intensiven Prüfung unterzogen worden, weil sie die ausgeliehenen Werke nicht überprüft und nicht mit Beamten der Stadt zusammengearbeitet habe. Sie hatte zudem angegeben, sich zuvor mit den Kunsthistorikerinnen Magdalena Dabrowski und Noemi Smolik beraten zu haben - diese erklärten jedoch, daß dies nicht der Fall gewesen war. Als Reaktion hierauf erklärte die Kulturstadträtin Annelies Storms, dass der Vorstand das Vertrauen in die Direktorin verloren habe. GemäldeumschlagkantenFreitag, 2. März 2018Im Zierrahmenfalz finden sich oft Hinweise verborgen, die uns Anhaltspunkte zur Entstehung und zum Werkprozess eines Bildes geben. Früher haben mehr Maler als heute ihre Gemäldeleinwände selbst vorbereitet, aufgespannt und grundiert. Im vom Zierrahmen verdeckten Randbereich finden sich Informationen, die Kopisten und Fälscher nicht haben. Die Grundierung soll den Untergrund glätten, die Textur des Untergrundes dämpfen und eine Verankerung der Malschichten auf dem Träger gewährleisten. Meist haben Künstler die Gewebe erst im aufgespannten Zustand grundiert. Aber es gibt auch vor dem Aufspannen grundierte Leinwände. Oder auch fertig gemalte Gemälde, welche vor dem Aufspannen zunächst auf einen passenden Ausschnitt hin passend geschnitten wurden. Das trifft besonders auf viele Pleinair-Skizzen zu. Norbertine von Bresslern-Roth, Österreichs bedeutendste Tiermalerin, grundierte Ihre Bilder stets im aufgespannten Zustand selbst, da sich die zuvor ungewaschenen Trägergewebe beim Trocknen der flüssig aufgebrachten Grundierung straff spannen. In der zeitgenössischen Kunst dominieren Acrylgründe, die auf Rollen aber auch in genormten Größen angeboten werden. Meist handelt es sich hier um beschichtete Gewebe, was man daran erkennt, daß die Grundierung auf dem Gewebe aufliegt und das Gewebe nicht durchdringt. Heutige Künstler erwerben zumeist genormte Formate, wo die fertig grundierten Leinwände bereits auf dem Keilrahmen aufgespannt ist. Eine in ihrem ursprünglichen Zustand erhaltene Umschlagskante ist ein Indiz dafür, daß das Gemälde nicht beschnitten wurde, d.h. in seinen Ausmaßen nicht verändert wurde. Dies war bei früheren Restaurierungsmaßnahmen durchaus üblich; man schnitt Gemälde häufig einfachheitshalber vom Spannrahmen und verkleinerte sie dadurch beim Neuaufspannen, da man ja wieder Material für den Umspann benötigte. Dabei veränderte sich auch das Innenmaß der Zierrahmen, weshalb die originalen Rahmen bei dieser Prozedur zumeist verschwanden und durch modischere Rahmen ersetzt wurden. Zu den herstellungsgeschichtlich relevanten Prozesse gibt uns der Umschlag eines Gemäldes also genauso wertvolle Hinweise, wie auch zur Geschichte des Gemäldes selbst. Zumeist aber sind diese maltechnischen Details jedoch durch den Zierrahmen für unsere Augen verborgen, weshalb diese beim Anfertigen von Kopien oder Fälschungen zumeist außeracht gelassen werden. Für den Maltechniker sind die Umschläge hingegen extrem wichtig, da diese unsichtbaren Details Geschichten erzählen können, die geradewegs in die Werkstatt des Künstlers führen und darüber hinaus Indizien über die Biografie eines Gemäldes bereithalten. Abb. 1: Original erhaltener Leinengewebe-Umspann mit ursprünglicher Aufnagelung. Foto: Autor Abb. 2: Original erhaltener Leinengewebe-Umspann mit ursprünglicher Aufnagelung. Foto: Autor ![]() Abb. 2a: Der Umschlag zeigt die Malkante eines selbstaufgespannten und grundierten Jutegewebes von Norbertine von Bresslern-Roth. Foto: Autor Abb. 3: Der Umschlag zeigt die Malkante eines verworfenen, andersfarbigen, leicht verkleinerten Gemäldes auf Leinen, das unter einem Gemälde von Norbertine von Bresslern-Roth liegt. Dieses liegt in seiner zweiten Aufnagelung vor. Foto: Autor Abb. 4: Der Umschlag zeigt die Malkante eines verworfenen, andersfarbigen, leicht verkleinerten Gemäldes auf Leinen, das unter einem Gemälde von Norbertine von Bresslern-Roth liegt. Dieses liegt in seiner zweiten Aufnagelung vor. Foto: Autor Abb. 5: Der Umschlag zeigt die Malkante eines verworfenen, andersfarbigen, leicht verkleinerten Gemäldes auf Leinen, welches unter einem Gemälde von Norbertine von Bresslern-Roth liegt. Dieses liegt in seiner zweiten Aufnagelung vor. Foto: Autor Abb. 6: Original erhaltener Umspann mit ursprünglicher Aufnagelung. Das Gemälde wurde nach seiner Fertigstellung beschnitten und vom Künstler aufgespannt . Foto: Autor Abb. 7: Zeitgenössisches Leinengewebe, das vom Künstler selbst grundiert wurde, nachdem es aufgespannt wurde. Foto: Autor Abb. 8: Zeitgenössisches Leinengewebe, das vom Künstler selbst grundiert wurde, nachdem es aufgespannt wurde. Foto: Autor Dipl.-Rest. Dr. Paul-Bernhard Eipper paulbernhardeipper@gmail.com" target="_blank">paulbernhardeipper@gmail.com Vor- und UnterzeichnungenDienstag, 27. Februar 2018Zumeist bleiben sie verborgen, weil sie unter der Farbschicht liegen. Je nach Transparenz der aufliegenden Schichten sind sie dem aufmerksamen Auge mehr oder minder sichtbar. Sind sie von pastoser Farbe abgedeckt, können sie auch mit naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden manchmal nur schwer sichtbar gemacht werden. Unterzeichnungen und Vorzeichnungen sind gelegentlich Bestandteil der Bildwirkung und zum Teil sichtbar und auch so gedacht, im Regelfall waren sie jedoch definitiv nicht für den Betrachter bestimmt. Im Laufe der Zeit können diese Faktoren an der wahrgenommenen Oberfläche mit bildaussagebestimmend werden, ja manchmal sogar diese dominieren, was die Betrachter manchmal irritieren kann. Bleistift-Vorzeichnung an einem Gemälde von Henri Matisse. Der Künstler hat die Vorzeichnung partiell ganz bewußt stehen lassen, nicht übermalt und ins Bild integriert. Foto: Autor ![]() Jan van Eyck (1390–1441), Hl. Barbara, 1437, Öl auf Holz, 34 x 18,5 cm. Koninklije Musea voor Schone Kunsten van Belgie, Antwerpen. Quelle: Wikimedia Commons/ The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei Bei Fresken finden wir oft die durch den Malkarton in den feuchten Putz gedrückten Konturen, bei unvollendeten Gemälden, wie z.B. Jan van Eycks (1390–1441) Hl. Barbara ist eine komplette Unterzeichnung sichtbar, die uns bei vollendeten Gemälden verborgen bleibt oder höchstens an wenigen Stellen durchschimmert. Bei Lorenzo Costas (1460–1535) Bildnis eines jungen Mannes finden wir heute sichtbare Pauspunkte an Augen und Nase. Auch diese „Malhilfe“ war zu keiner Zeit für den Betrachter vorgesehen. Was die alten Meister nicht wissen konnten: Durch die natürlich zunehmende Transparenz dünner Ölfarbschichten, welche auch durch zu starke Restaurierungsmaßnahmen zustande kommen – insbesondere durch Reinigungen und Firnisabnahmen, die die Farbschicht dünnen und so transparenter machen –, können im Laufe der Zeit die Untermalung (also Vorzeichnungen, Pauspunkte, Linien, Zahlen bei Rasterübertragungen, Beschriftungen, Hinweise für den Malergehilfen) durch die Farbschicht hindurch scheinen. ![]() Bleistift-Vorzeichnung an einem Gemälde von August Deusser (1871-1942). Foto: Autor ![]() Füller-Vorzeichnung an einem Gemälde von August Deusser (1871-1942). Foto: Autor ![]() Ölfarben-Vorzeichnung an einem Gemälde von August Deusser (1871-1942). Foto: Autor Der Maltechniker freut sich über diese Bildentstehungshinweise, welche auch in der Vermittlung in der Museumsdidaktik zusehends eine größere Rolle spielen. Für den Fälscher sind diese Konstruktionsspuren der Bildarchitektur schwierig, sie werden eher vermieden (z.B. durch Sperrschichten), verraten sie doch dem versierten Betrachter wie dem Graphologen viel über die (echte) Handschrift des Künstlers, sind einerseits schwierig herzustellen und andererseits meist nur den entsprechend ausgerüsteten Fachleuten sichtbar. RückseiteninformationenMontag, 26. Februar 2018Viel zu häufig treten die Rückseiten von Gemälden im wahrsten Sinne des Wortes in den Hintergrund. Hinweise zum Material, zur Genese des Werks, zur Restaurierungsgeschichte aber auch wichtige Angaben, wie rückseitige Beschriftungen, Stempel und Aufkleber geben Zeugnis über die Provenienz des Kunstwerkes und den Herstellungsprozeß. ![]() Abb. 1: Nicht vom Künstler aufgebrachter, rückseitiger Galerievermerk „flinck N 17“. Foto: Autor ![]() Abb. 2: Nicht vom Künstler aufgebrachter, rückseitiger Galerievermerk „CaRL LOTH“ . Foto: Autor ![]() Abb. 3: Vom Künstler aufgebrachte, rückseitige Signatur und Datierung „Schmalix 1986“ . Foto: Autor ![]() Abb. 4: Vom Künstler aufgebrachter, rückseitiger Titel, Signatur, Postleitzahl und Ortsangabe „Im Glascafé G. Brettschuh 8454 Arnfels“. Foto: Autor ![]() Abb. 5: Vom Künstler aufgebrachte Signatur und Adresse „LOJEN GERHARD BERGMANNGASSE GRAZ AUSTRIA“ . Foto: Autor ![]() Abb. 6: Vom Künstler aufgebrachte Signatur und Datierung „JOH. FRUH. 62.“ . Foto: Autor ![]() Abb. 7: Nicht vom Künstler aufgebrachter Eigentumsvermerk auf dem textilen Gemäldeträgergewebe. Die Signatur des Künstlers befindet sich auf dem Stützkreuz des Keilrahmens. Foto: Autor Abb. 8: Vom Künstler aufgebrachte Signatur, Titel, Vermerke, Ausstellungsaufkleber. Foto: Autor Daneben finden sich häufig Signaturen und Adressen des Künstlers, manches Mal sehen wir verworfene Skizzen oder ganze Gemälde, die abgekratzt, übermalt oder durchgestrichen sein können. Von der Vorderseite her durchgeschlagene Bindemittel oder Firnisse zeichnen sich ab. Aber auch Galeriebeschriftungen und Numerierungen zeigen, wo das Gemälde in der Galerie hing und von wem es stammt. Häufig können Doublierungen diese Hinweise verdecken, welche dann erst nach einer Abnahme der Hinterklebung wieder zum Vorschein kommen. Auch über den Erhaltungszustand des Gemäldes gibt die Rückseite Auskunft. Es zeigt sich gerade an den Rückseiten, daß Bilder Schicksale haben und es oft sehr aufschlußreich und spannend sein kann, diese zu rekonstruieren, wobei die Rückseite oft mehr hilft als die Vorderseite. Deshalb sollte man immer versuchen, soviel wie möglich dieser Hinweise zu erhalten und diese keinesfalls zu entfernen. Sie sind zumeist auch ein Echtheits- und Authentizitätsindiz. Dem Maltechniker geben Rückseiten Aufschluß über die Gewissenhaftigkeit des Malers und erlauben den Blick in die Werkstatt des Künstlers. Dem Restaurator hilft eine Analyse der Rückseiten, sein Behandlungskonzept auf das Objekt abzustimmen. Fälscher beschäftigen sich im Regelfall kaum mit der Rückseite – schon um weniger Spuren zu hinterlassen, die ihr Werk als Fälschung überführen könnten – was an sich schon wieder ein Hinweis ist. Idealerweise deckt ein Klimaschwankungen puffernder Rückseitenschutz die Rückseite ab, um sie auch vor Verschmutzung, Licht und mechanischen Schäden zu schützen. Um die durch den Schutz verdeckten Informationen sichtbar zu lassen, kann der Einrahmer die Rückseite fotografieren und das Foto auf den Rückseitenschutz kleben. Hinweise auf StaffeleienMontag, 26. Februar 2018Dem aufmerksamen Betrachter sind mittige, manchmal freigebliebene Partien, manchmal andersfarbig ausgeführte Partien der oberen Kanten von Gemälden schon aufgefallen. Dreibeinige Feldstaffelei. Wikimedia Commons/Mrs. Scarborough Vor allem die dreibeinigen Feldstaffeleien der „Pleinairisten“ hatten tellerartige Feststellschrauben, mit denen man die Leinwände festklemmte. Aber auch sehr große Atelier-Staffeleien verfügten über diese zumeist fein gedrechselten Teller, die sich auf hölzernen Gewindestangen zum Gemälde hin horizontal drehen ließen. Während diese teils recht auslandenden Tellerschrauben heute nicht mehr gebräuchlich sind, gab es und gibt es bis heute auch L-förmige Profile oder auch einfache Leisten mit zwei Metallstiften, die in die obere Leiste des Spann- oder Keilrahmen gerammt werden. Alle diese Befestigungsvorrichtungen hinterlassen mittig Spuren am oberen Gemälderand.
Manchmal wurden diese Hinweise beseitigt und manchmal eben nicht, denn die Maler wußten, daß sie den Farbton der unbemalten Stelle nicht sicher wieder treffen würden und ließen diesen frei oder überdeckten ihn meist in einer nur ähnlichen Farbe. Oft wußten die Maler auch darum, wie tief der künftige Zierrahmenfalz in das Gemälde hineingreift und bemalten diese Stellen nicht. Diese Hinweise bleiben somit verborgen, bis ein Gemälde wieder ausgerahmt wird.
Dipl.-Rest. Dr. Paul-Bernhard Eipper
ZirkelpunkteMontag, 19. Februar 2018Aufmerksamen Betrachtern von Heiligendarstellungen sind sie nicht verborgen geblieben: die sog. Zirkelpunkte. Es handelt sich hier keineswegs um zentrale Ausflugslöcher von Holzschadinsekten, oder um Vandalenakte. Zirkelpunkte sind im Zentrum der Nimben zu finden und zeigen uns heute, wie die Heiligenscheine angelegt wurden. Diese Konstruktionspunkte dienen der Anlage von einfachen aber auch mehrschichtigen Nimben und Trassierungen. Sie wurden zumeist nur übermalt und nicht zuvor gekittet. Der heutige Betrachter fragt sich, warum die früheren Künstler den Einstichpunkt nicht unterlegten, umso der Beschädigung der Grundierung zu entgehen. Vor allem schwer verständlich ist dieser Makel deshalb, da der Zirkelpunkt bei der späteren Ausmalung zumeist im Gesicht der dargestellten Person liegt und somit erkennbar ist. Vielleicht wurde dieser Konstruktionshinweis besonders wertgeschätzt und blieb – den Herstellungsprozess dokumentierend – deshalb erhalten und wurde bewußt nicht verheimlicht. Zirkelpunkt oberhalb des rechten Auges der Maria. Verkündigung, um 1490, Öl/Tempera/Fichte, Alte Galerie am Universalmuseum Joanneum, Graz, AG Inv.-Nr. 363. Foto.: Autor Zirkelpunkte im Haaransatz Gottvater und im Zentrum der Weltkugel. Verkündigung, um 1490, Öl/Tempera/Fichte, Alte Galerie am Universalmuseum Joanneum, Graz, AG Inv.-Nr. 363. Foto: Autor Zirkelpunkt im Zentrum des Nimbus. Fohnsdorfer Altar, um 1530, Öl/Tempera/Holz, Alte Galerie am Universalmuseum Joanneum, Graz, AG Inv.-Nr. 391. Foto: Autor Zirkelpunkte findet man freilich nicht nur in der sakralen Kunst. Bei vielen Architekturbildern finden sich nicht nur häufig Fluchtpunkte, sondern im Zentrum von gemalten Rundbögen, Nischen, Kuppeln, Kugeln, Oculi, kreisförmigen Gesimsen, etc. zusätzlich die Zirkelpunkte. Der Maltechniker jedenfalls kann diese offensichtliche Nachlässigkeit nicht erklären, freut sich jedoch über diesen Hinweis, der die praktische Arbeit illustriert. Es hat sich auch in der Vermittlung und Museumsdidaktik gezeigt, daß solche Details von den Besuchern gerne gesucht und gefunden werden, sofern man sie darauf aufmerksam macht. Der heutige Restaurator sollte diesen „Gruß aus der Werkstatt“ nicht zukitten und nicht überretuschieren. Literatur Nicolaus, K., Handbuch der Gemäldekunde, DuMont Buchverlag, Köln 1979, S. 1-267 (S. 87) Dipl.-Rest. Dr. Paul-Bernhard Eipper „Die Karte ist wertlos“: Dramatischer Wertverlust wegen blinden VertrauensSonntag, 18. Februar 2018Wie der Bayerische Staat 1990 eine Fälschung erwarb [Update] Der Fälschungsverdacht entstand erst dadurch, daß bei Christie's London ein weiteres Exemplar dieser Globussegmentkarte zur Versteigerung gelangen sollte. Ein kritischer Vergleich des Münchner Exemplars mit dem Exemplar in den USA seitens der Staatsbibliothek war nämlich seinerzeit vor dem Ankauf unterblieben. Vor der Versteigerung in London verglich 2017 erneut nicht etwa die Staatsbibliothek ihr Exemplar mit dem eingelieferten Exemplar, sondern das Auktionshaus. Erst nach der Fälschungsbefundung durch Christie's wurde die bislang unverdächtige Karte auch in München mit heutigen Fälschungserkennungsmethoden untersucht. Als man also an der Bayerischen Staatsbibliothek eigene Untersuchungen startete, stand schon fest, daß man eine Fälschung untersuchen würde. Der Öffentlichkeit bekanntgemacht wurde das Faktum der Fälschung allerdings erst, als man selbst zusätzliche naturwissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt hatte, die grundsätzlich zur Fälschungserkennung gar nicht nötig gewesen wären. ![]() Das 2017 bei Christie's eingelieferte, dort als Fälschung erkannte und deswegen nicht versteigerte Exemplar. Quelle; unbekannt, vermutlich Christie's London Wie wurden die Fälschungen erkannt? Bei den Prüfungen durch Christie's-Experten und externe Gutachter stellte sich heraus, daß das Münchner Exemplar ebenso wie das eingelieferte Exemplar rezente Fälschungen sind. Nick Wilding, Buchexperte der Georgia State University, dem wir schon die Aufdeckung des gefälschten „Siderius Nuntius“ verdanken, machte die ausschlaggebende fachliche Beobachtung: [2]Die bei Christie's eingelieferte Segmentkarte hat ebenso wie das von der Staatsbibliothek angekaufte Exemplar einen verdächtigen weißen Strich. Dieser Strich rührt von einem ehemals gefalteten Exemplar der Segmentkarte her, die sich in der James Ford Bell Bibliothek der Universität von Minnesota in Minneapolis befindet. Ihr wurde an dieser Stelle nachträglich ein Papierstreifen hinzugefügt, um eine defekte Stelle zu reparieren. Damit standen sowohl die Christie's-Karte als auch das Münchner Exemplar als Fälschung nach dem Exemplar der James Ford Bell Bibliothek fest. ![]() Bereits bei diesen Nahaufnahmen des Originals von Minneapolis, der Christie's-Fälschung und des Originals von Offenburg kam man die weiße Stelle und Retuschen bei der Knickung sehen: „A white line from a tear is visible on the Minneapolis map (left). The same line appears in the Christie’s map, (center) which experts said suggested it had been created through photo-reproduction of the Minneapolis map. The tear line is not visible in an original print in Offenburg.“ Fotos: James Ford Bell Library, University of Minnesota; Associated Press; Museo Galileo nach dem zitierten Artikel in der NYT. Darüber hinaus sprach für eine rezente Fälschung des Londoner Exemplars, daß hier ein Kleberfleck auf dem Papier vorlag, der mit Druckfarbe überdruckt war. Die Christie's-Karte hat zudem eine unklare Herkunft. Im Katalog heißt es lediglich: „the estate of a British paper restorer“. Die Auktion wurde schließlich wegen Zweifeln an der Echtheit des Werks abgesagt. ![]() Der überdruckte rezente Kleberfleck der bei Christie's eingereichten Fälschung in 60facher Vergrößerung. Foto: Michael Peichl, Houston Eisentitanat statt Ruß Zusätzlich wurde die Karte auch in den Labors der Bayerischen Staatsbibliothek aufwendig untersucht, und zwar mithilfe der Ramanspektrografie und der Röntgenfluoreszenzanalyse (beides heute mit Handhelds möglich). Das verwendete Papier zeigte dabei die charakteristische Siebstruktur eines historischen Büttenpapiers ohne Wasserzeichen. An "irgendwie alte" Büttenpapiere heranzukommen, dürfte nicht allzu schwer sein. Bei der Untersuchung der verwendeten Druckfarbe sei man darauf gestoßen, daß das Druckfarbenpigment Titan enthalte; wahrscheinlich liegt Eisentitanat [2a]vor. Ruß als historisch übliches schwarzes Pigment „konnte an der Globensegmentkarte jedoch nicht nachgewiesen werden.“ [3] Das deutete auf die Herstellung der Karte in der 1. Hälfte des 20. Jh. hin. Die Vorlagen zur Fälschung sind wohl fototechnisch entstanden. Weitere Gründe, die für eine Fälschung sprachen, waren: Es fehlten die unsauberen Stellen, die normalerweise bei Drucken des 16. Jh. mit Holzblöcken zu sehen sind. Fehleinschätzungen der Globensegmentkarte in der deutschen Presse Auf den echten Waldseemüllerschen Globensegmentkarte wird keineswegs, wie in mehreren Zeitungsberichten zu lesen ist, zum ersten Mal in der Kartografiegeschichte der amerikanische Kontinent als „America“ bezeichnet, denn das eigentlich Aufsehen erregende Werk Waldseemüllers ist dessen riesige, ca. 3 qm große Karte, die er zusammen mit Matthias Ringmann (1482-1511) in einem Elsässer Kloster schuf. Sie befindet sich heute in der Library of Congress in Washington D. C. (s.u.). Nach dieser Karte fertigte Waldseemüller kleinere Varianten, von der heute weltweit noch vier weitere bekannt sind. Sie bestehen aus 12 aneinandergereihten elipsoiden Segmenten und erinnern etwas an einen Bastelbogen. Denn die Karte war einst in der Tat dazu hergestellt worden, ausgeschnitten und auf eine kleine Kugel geklebt zu werden. Noch bei weiteren späteren Karten, u.a. auf erst 1541 in Lyon nach dem Tod Waldseemüllers herausgegebenen und von Laurentius Frisius kolorierten Weltkarte, taucht Amerika als großer kontinentaler Block auf, allerdings immer noch zu klein im Vergleich zu späterem Wissen. An der Universitätsbibliothek München, schräg gegenüber der Bayerischen Staatsbibliothek, entdeckten lange nach dem Ankauf der Fälschung von 1990 zwei unbekannt gebliebene Bibliotheksmitarbeiterinnen per Zufall 2012 ein weiteres Exemplar der Globensegmentkarte in einem 200 Jahre alten Bibliothekseinband. Insofern besitzen Münchner Bibliotheken nun ein Original und eine Fälschung. Und dieses Original der UB besitzt sogar ein Elsasser Wasserzeichen aus der Zeit 1500-1510. In der Presse wurde denn auch das Exemplar der UB mit jenem der Stabi verwechselt. ![]() Das originale Exemplar der Globensegmentkarte der Münchner Universitätsbibliothek befand sich seit langem schon "gegenüber" der Staatsbibliothek, allerdings unerkannt in einem nicht-kartographischem Einband. Foto: Bibliothek Zur Bewertung der Fälschung Die Einbindung der Waldseemüllerkarten in den Cosmographia-Band sollte sicherlich den Verkaufswert des Bandes aufwerten. Insofern handelt es sich um eine Anfettung. Daß es sich hierbei um das Werk eines „klugen Restaurators“ (Ceynowa) handelt, ist eine unbewiesene Annahme. Weder muß der Fälscher Restaurator gewesen sein (es spricht sogar einiges dagegen), noch war er besonders "klug". Er stellte mehrere fotomechanische Fälschungen auf altem Papier her (wie alt genau das Papier ist, läßt sich nicht sagen), übersah aber dabei aber die Welligkeit der Vorlage und die erkennbaren Restaurierungen des Originals. Er machte sich auch nicht die Mühe, ein rußhaltiges Pigment zu verwenden, sondern arbeitete mit einem modernen Schwarzpigment. Insofern schuf er Fälschungen fürs Auge, und nicht für kritische vergleichende Kartenexperten, die bereits um 1960 hätten Verdacht schöpfen müssen. Fazit: Worin besteht das eigentliche Skandalon? Man mag Klaus Ceynowa, Generaldirektior der Staatsbibliothek, nachsehen, daß er versuchte, sein Haus in einer ersten Stellungnahme gegenüber dpa dadurch zu exkulpieren, dass der Urheber des Machwerks ein "kluger Restaurator" gewesen sei. [4] Befremdlicher ist jedoch, daß er in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk die Behauptung aufstellte, es sei 1990 angeblich nicht möglich gewesen, die Fälschung vor dem Ankauf mit den restlichen Exemplaren zu vergleichen – „zu dem Zeitpunkt konnte man Karten noch nicht vergleichen [!!!] - man hätte also um die Welt fahren und die zwei oder drei Exemplare, die bekannt waren, nebeneinanderlegen müssen.“ In den 90ger Jahren hätte man sehr wohl hochaufgelöste Digitalisate oder auch nur analoge Detailaufnahmen vergleichen können — und natürlich wäre man verpflichtet gewesen, bei einem so hohen Ankaufspreis ein USA-Ticket zu kaufen. Zumindest der Christie`s-Experte Julian Wilson erkannte, wie wichtig es war, deswegen in die USA zu reisen und sein Einlieferungsobjekt direkt mit der Variante in Minneapolis zu vergleichen.[5] Natürlich hätte man auch 1990 schon mit dem bloßen Auge oder einer Lupe die weiße Stellen entdecken können. Hochauflösende Digitalisate sind dazu keineswegs, wie Dr. Ceynowa meinte, unabdingbar nötig: sie erleichtern heute nur die Arbeit. Ceynowa verkennt damit die faktischen Möglichkeiten der analogen Photographie. Und natürlich hätte man auch schon 1990 die Druckfarbe analysieren können, allerdings noch nicht mit einer Analysepistole. Berufsmäßigen Zweifel gab es bei den Spezialisten der Bayerischen Staatsbibliothek und den herangezogenen externen Gutachtern nicht: „Man hat sich verlassen“ (Ceynowa), es hat nie Zweifel an der Echtheit gegeben, noch nicht einmal dann, wenn es um Millionen [Dritter] geht. Anscheinend hat es auch in der Staatsbibliothek keinen "automatischen" Alarm gegeben, als in London erneut ein druck-identisches Exemplar versteigert werden sollte. Aber das eigentliche Unbegreifliche versteckt sich noch etwas mehr. Die wirklich älteste Karte mit dem Eintrag "America" (nach Amerigo Vespucci) ist jenes Großformat von 1507, das heute den Eingangsbereich der Library of Congress in Washington ziert. Und diese befand sich noch vor nicht allzu langer Zeit als Nationaler Kulturbesitz im Besitz des Fürsten zu Waldburg-Wolfegg und Waldsee und durfte mit einer Ausnahmegenehmigung des ehemaligen CDU-Kultusministers Naumann in die USA verkauft werden. [6] Heute gibt es im Waldburg-Museum für die Öffentlichkeit nur noch ein Faksimile.
Anmerkungen: [1] Woher die finanziellen Mittel stammten, steht mittlerweile fest: Der Ankauft wurde finanziert aus drei Quellen: Aus einer üblichen, von rund 30 Kuratoriumsmitgliedern abgesegneten Zuwendung der Kulturstiftung der Länder, aus Steuermitteln des Freistaats Bayern und einer durch Prof. Dr. Merkle vermittelten Spende der Robert-Bosch GmbH. Von dieser relational kleineren Spende abgesehen, stammten die Ankaufsmittel somit überwiegend aus Mitteln der Länder, und hier vor allem aus bayerischen Steuergeldern. Vgl. den Band Paterimonia 38 sowie Kulturstiftung der Länder: Tätigkeitsbericht 1 1988-192, S.52 Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß höchstwahrscheinlich eine Finanzierung einer zwar seltenen, aber nicht sehr seltenenen "Cosmographia" ohne die beigebundene "Waldseemüller-Fälschung durch die Kulturstiftung der Länder, nicht erfolgt wäre. Entscheidend war wohl allein die Beibindung der gefälschten Waldseemüller-Karte. Dies geht aus dem Umstand hervor, daß im Tätigkeitsbericht 1 und bis zum 14. März 2018 die Excel-Tabelle der Kulturstiftung die Bezuschussung den Vorgang nicht unter "Ptolemäus/Cosmographia", gelistet hatte, sondern unter "Waldseemüller-Karte". (Mitteilung Monika Michalak v. 14.3.2018). Im "Tätigkeitsbericht" wurde die "Cosmographia" lediglich als "wertvolle Ausgabe" bezeichnet, in die der eigentliche Hauptgegenstand der Förderung die "von Martin Walseemüller gezeichnete" (!) Karte zum Hauptgrund des Ankaufs gemacht wurde. Die gefälschte Karte wurde sogar zum"Unikat und Rarissimum" erhoben. Ein Unikat war das beigebundene Blatt jedoch auf keinen Fall - und zwar weder als Original noch als Fälschung. [1a] Pressemitteilung der Bayerischen Staatsbibliothek v. 15.2.2018 [2] Michael Blanding: Why Experts Don’t Believe This Is a Rare First Map of America. In: The New York Times v. 10.12.2017, https://www.nytimes.com/2017/12/10/arts/design/why-experts-dont-believe-this-is-a-rare-first-map-of-america.html: „An original map, one that came directly off the woodblock, would not have replicated that tear, which happened later, Mr. Wilding said. But this map did and so, he said, he believes the map Christie’s has represents a reproduction of the Bell map.“ [2a] Eisentitanat kommt vor allem im weltweit massenhaft abgebauten Ildemit FeTiO3, benannt nach dem Ilmengebirge im Ural, vor. Es bildet schwarze tafelige Kristalle und wird rezent in schwarzen Druckfarben als Pigment beigegeben. Ilmenit ist übrigens auch der Hauptausgangsstoff für das weltweit als Weißpigment eingesetzte Titandioxid. Näheres dazu bei MINDAT, Mineralienatlas und Wikipedia. [3] siehe Anm. 1 [4] Wer der Urheber ist, steht jedoch keineswegs fest. Deswegen muß zunächst davon ausgegangen werden, daß der Urheber der Fälschung und die Person, die der "Cosmographia" die Fälschung beigebunden hatte, zwei verschiedene Personen sind. Zwar ist anzunehmen, daß der Urheber der Münchner Fälschung und der bei Christie's eingelieferten Fälschung dieselbe Person sind, aber Christie's Experte Wilson kann über den Einlieferer nur soviel sagen, daß es sich um einen Nachfahren des einst am Ashmolean Museum in Oxford tätigen Grafikrestaurators Arthur Bruno Drescher gehandelt haben soll. Vermutlich handelt es sich hierbei jedoch um eine gezielt falsche Fährte des Einlieferers, der wußte, daß er eine Fälschung einliefert, denn es bietet sich sicherlich an, einen verstorbenen Fachmann und eingewanderten "Hunnen" als Vorbesitzer anzugeben, und nicht einen lebenden Briten. Ein Fachmann für Grafik hätte beim Anfertigen einer Fälschung nicht derart gravierende Fehler begangen. Ich halte es deswegen für wahrscheinlich, daß hinter der Fälschung kein Restaurator —und speziell nicht Drescher — steckt. [5] vgl. Anm. 2 [6] "Über Jahrzehnte versuchte die Library of Congress in Washington D. C.das gut erhaltene Stück zu erwerben, doch es blieb noch für ein Jahrhundert im Besitz des Hauses zu Waldburg-Wolfegg und Waldsee – und der Öffentlichkeit nicht zugänglich, da die Sicherheitsvorkehrungen zu aufwändig gewesen wären und auch staatliche Einrichtungen in Deutschland derartige Kosten nicht übernehmen wollten und konnten. Am 27. Juni 2001 veräußerte das Oberhaupt des Hauses, Johannes zu Waldburg-Wolfegg, die Karte. Seiner Aussage am 18. November 2007 im Rahmen der Gesprächsreihe Adel verpflichtet im Stuttgarter Haus der Geschichte Baden-Württemberg zufolge wurden 10 Millionen US-Dollar aufgewendet. Das ist der höchste Preis, der je für ein kartografisches Gut gezahlt wurde. Beim Verkauf wurde, begleitet von öffentlicher Kritik, durch eine Sondergenehmigung der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Baden-Württemberg der Ausfuhrschutz für national wertvolles Kulturgut gemäß dem Kulturgutschutzgesetz aufgehoben. Gerhard Schröder hatte sich persönlich für eine Ausnahmeregelung eingesetzt. Die symbolische Übergabe erfolgte am 30. April 2007 durch die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Angela Merkel, im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der Library of Congress, Washington, D.C. Die Bundeskanzlerin betonte in ihrer Rede, dass die Verdienste der USA für die deutsche Entwicklung in der Nachkriegszeit seinerzeit den Ausschlag dafür gegeben hätten, die Waldseemüllerkarte als Zeichen der transatlantischen Verbundenheit und als Hinweis auf die zahlreichen deutschen Wurzeln der USA an die Library of Congress zu übergeben. Unter den Gästen der Übergabezeremonie befand sich neben dem Mehrheitsführer der Demokraten im Repräsentantenhaus, Steny Hoyer, auch Johannes zu Waldburg-Wolfegg, der Verkäufer der Karte. 2005 war die Karte von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt worden." Wikipedia, s.v. "Martin Waldseemüller", besucht am 18.2.2018 FarbverunreinigungenMontag, 29. Januar 2018Dinge, die nicht in die Farbe gehören In der Malschicht, oder besonders leicht sichtbar: in der obersten Farbschicht, finden sich manchmal Details, welche Anhaltspunkte zur Herstellung eines Bildes geben. Natürlich haben viele Maler ihren Farben bestimmte Zuschlagstoffe wie Streckmittel, Sand, Fasern, Metallflitter etc. absichtlich beigegeben, um ihr Malmaterial für bestimmte Effekte zu modifizieren. Andere unbeabsichtigte „Zugaben“ auf ihren Gemälden haben viele Maler aber gar nicht bemerkt oder aber deren Vorhandensein war ihnen anscheinend einfach egal. Jedenfalls wurden sie nicht entfernt. Und so finden aufmerksame Beobachter von Gemäldeoberflächen manchmal Dinge, die sie staunen lassen oder einfach erheitern. Ganz besonders spannend ist dieser Umstand bei Informationen, die Fälscher, die auf der Basis von Reproduktionen fälschen, nicht sehen oder nicht wissen, weil sie sie nicht bekommen haben oder nicht bekommen können. Abb. 1: Pinselhaar in der frischen Farbe (Abb.: Autor) Abb. 2: Fliege an einem Gemälde von Sigmar Polke (Abb.: Autor) Abb. 3: Birkensamen an einem Gemälde von Sigmar Polke (Abb.: Autor) ![]() Abb. 4: Zeitungsabdruck bei einem Bild von Paul Schad-Rossa (Abb.: Autor) Erhaltene Einsprengsel geben uns Einblicke, wie und zu welcher Jahreszeit die Objekte entstanden sind: Den Pleinairisten in Südfrankreich fegte der Mistral die Bilder manchmal von der Staffelei herunter und so klebten Lavendelblüten, Gräser und Erde in der Farbe fest. Insekten wurde die klebrige Farbschicht zur tödlichen Falle (wie es Vincent van Gogh’s Olivenbäume, 1889, The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City, mit einer Heuschrecke in der Farbe belegt). [1] Auch bei dem Großformat von Gustave Caillebottes „Trocknende Wäsche“ (132,5 x 178 cm) finden wir eine Blattknospe in der Farbschicht eingebettet. [2] Solche Belege für tatsächliche Freiluftmalerei gibt es nicht nur bei der Malweibern um 1900 in Bayern. Nahezu allen Malern im Freien ging es so, wie auch den Brücke-Malern, die an den Gestaden der Ostsee malten. Billige Pinsel verloren Pinselhaare. Zeitungen und Folien ließen an zu frisch verpackten Gemälden Abdrücke an der Oberfläche zurück. Und Andy Warhols Werkstattkatze hinterließ ihre Pfotenabdrücke auf den frischen Siebdrucken. [3] Bei Sigmar Polke finden wir Birkensamen und Insekten in der Farbschicht, ein Beleg, daß der Maler seine stark lösemittelhaltigen Farben draußen oder auch bei geöffnetem Fenster verarbeitete. Bei Restaurierungsmaßnahmen sollten diese Mitbringsel aus der Werkstatt, Feld, Wald und Wiese nicht entfernt werden. Sie sind ein Indiz für den Werdegang eines Gemäldes und auch ein Echtheitsindiz. ![]() Abb. 5: Noppenfolienabdruck (Abb.: Autor) Anders verhält es sich bei Spuren von Verpackungsfehlern wie z. B. Abdrücken von Noppenfolie in der Farboberfläche. Falls möglich, sollten diese nicht werkimmanenten Spuren von einem Restaurator beseitigt werden. Literatur: Lewerentz, K., von Saint-George, C., Schaefer, I. & Portsteffen, H.: Forschungen zur Maltechnik des Impressionismus und Postimpressionismus. In: In & out. Projekte aus Forschung und Lehre Institut für Restaurierungs und Konservierungswissenschaft Köln. CICS 2006, S. 73-80 Anmerkungen [1] “But just go and sit outdoors, painting on the spot itself! Then all sorts of things like the following happen – I must have picked up a good hundred flies and more off the 4 canvases that you’ll be getting, not to mention dust and sand…when one carries them across the heath and through hedgerows for a few hours, the odd branch or two scrapes across them…” Van Gogh Br. tan seinen Bruder Theo 1990: 522 | CL: 418, Nuenen, 14 July 1885, http://vangoghletters.org/vg/letters/let515/letter.html [2] Lewerentz, K., von Saint-George, C., Schaefer, I. & Portsteffen, H.: Forschungen zur Maltechnik des Impressionismus und Postimpressionismus. In: In & out. Projekte aus Forschung und Lehre Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft Köln. CICS 2006, S. 80 [3] Z. B. Andy Warhol: „Jackie”, 1965, Siebdruck Autor: Dipl.-Rest. Dr. Paul-Bernhard Eipper paulbernhardeipper@gmail.com" target="_blank">paulbernhardeipper@gmail.com
Did the Modigliani exhibition in Genoa last summer contain lots of fakes?Freitag, 12. Januar 2018According to a recent article in The Art Newspaper, 20 of 21 Amedeo Modiglianis seized by police at the Palazzo Ducale in Genoa last summer are fake, expert Isabella Quattrocchi confirms. The show which drew more than 100,000 visitors was closed three days earlier last July after the state prosecutor ordered the seizure of 21 alleged fakes, the expert was appointed by the Italian prosecutors to assess the images. Quattrocchi stated in a written report that "in terms of both style and the pigments [used]”, the alleged paintings by the early 20th-century artist are “crudely forged”. She adds that the frames come “from countries in Eastern Europe and the United States, and cannot be linked to Modigliani’s context or historical period”. The Italian collector Carlo Pepi and the Paris-based art historian Marc Restellini both questioned works in the show. An Italian court will now consider Quattrocchi’s findings. The investigation into the pictures is still ongoing. The museum declared in a note to the press and public: Modigliani Palazzo Ducale has been acknowledged by the District Attorney’s Office of Genoa about the inquiry on some of Modigliani’s artworks, and has been making all reasonable efforts to cooperate. Due to the ongoing procedure and regardless of its outcome, Palazzo Ducale has been suffering serious economic and public image damages (and may suffer more in the future) and considers itself exclusively as the injured party. Palazzo Ducale wishes to highlight not to be the direct organizer of the exhibition, having commissioned its production and the selection of the artworks to Mondo Mostre Skira, a nationally and internationally esteemed partner, Palazzo Ducale has been working with for years on great exhibitions like “Frida Kahlo”, “Da Van Gogh a Picasso. Capolavori dal Museo di Detroit” (fourth exhibition in the range in Italy for number of visitors in 2016).
The Modigliani exhibition currently runs until 2 April at Tate Modern in London. The Italian curators maintain that the works in the show are authentic. “For this exhibition, we are only borrowing works that feature in the widely accepted 1972 catalogue raisonné by Ambrogio Ceroni, so we have no reason to be concerned,” says the Tate co-curator, Nancy Ireson. Ceroni’s 1958 catalogue raisonné is considered the benchmark. The Genoa exhibition curator Rudy Chiappini (who is one of the suspects) said: ” The new information about the frames is ridiculous." Source: Gareth Harris: Twenty Modiglianis seized by police in Genoa are fake, expert confirms. Works were exhibited at Palazzo Ducale in July when they were confiscated by the authorities. In: The Art Newspaper, 11.1.2018 Die Kugellagerkugel und authentische Kunstpostkarten (Update)Freitag, 5. Januar 2018Von Gerhard Richter existieren weltweit seit Beginn der 90ger Jahren gefälschte Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle, Druckgrafiken und Multiples. Hierauf machte kürzlich die Kunsthistoriker und Kunstjournalistin Catrin Lorch in der Süddeutschen Zeitung in einem Interview mit dem Berliner Kunsthistoriker Hubertus Butin aufmerksam. [1] Hubertus Butin sagt in diesem Interview: "Es gibt kaum ein deutsches Auktionshaus, das nicht schon Richter-Fälschungen angeboten hat." Im folgenden Text werden allerdings nur folgende Beispiele erwähnt: Auktionshaus Zeller (1 x rückabgewickelt), Grisebach, van Ham (1 x zurückgezogen bzw. 1 x nicht angenommen), Nagel (1 x unverkauft), Neumeister (1 x), Bonhams (1 x) und Sotheby's New York (2 gefälschte Richter-Editionen der Slg. Ames; Kerzen-Grafik und Multiple "Kugel 1"- in Wahrheit eine industrielle Kugellagerkugel). Bei folgenden Auktionshäusern wurden hingegen nach eigenem Bekunden von sich aus die Fälschungen aufgedeckt: Christie's Düsseldorf (1 x nicht angenommen), W.G. Herr (1 x nicht angenommen) und Sotheby`s Köln (1 x nicht angenommen). Butin fügt einschränkend hinzu: "Man muss sich bewusst machen, dass die Fälschungen, die in Auktionskatalogen abgebildet sind, zwar fast immer vor der Auktion entlarvt und zurückgezogen werden, doch ... kaum jemand erfährt, dass es hier um Fälschungen ging." [2] Genannt werden Fälle, in denen Werke Richters, die als Lichtdruck (mit Runzelkorn) herauskamen, in Offsetdruck (mit Offset-Raster) angeboten wurden - teils als beschnittene Plakate, teils als Scan. Auch Fälle, wo unauthorisierte Scans und Drucke nach Originalgemälden von Richter hergestellt wurden, oder mit Richters Signatur versehene Kitschgemälde sind bekannt. Die Dreistigkeit der Fälscher geht sogar soweit anzunehmen, niemand würde den ziemlich unzugänglichen Meister fragen, ob er die angebotenen Werke überhaupt hergestellt hat, - oder auch den insinuierten Arnim Zweite (eine Fälschung trägt die Widmung "Für Armin (K20)" (heute bei einem Sammler in Vancouver). Ein Fälscher bot seit 2008 ca. 10 große abstrakte Bilder nach kleinformatigen Vorlagen an, gerakelt auf Karton. Sie wurden von der Polizei konfisziert und von Richter als Fälschungen klassifiziert. Richters Expertise wurde jedoch bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf gestohlen und ins Gegenteil umfrisiert. Als Echtheitsbestätigung wurden diese Urkundenfälschungen für den Verkauf weiterer Richterfälschungen im rheinischen Kunsthandel 2008-2014 eingesetzt. Möglichkeiten der Überprüfung böten, so das Interview: Bereits 2014 hatte Butin in der FAZ vor angeblich signierten Kunstpostkarten gewarnt: "Noch vor einigen Jahren wurden Karten mit der Signatur von Gerhard Richter von deutschen Auktionshäusern versteigert. Mittlerweile hat sich dieser Markt anscheinend vollständig bei Ebay angesiedelt: Täglich werden mehrere neue Angebote mit „original handsignierten“ Richter-Karten eingestellt, als handelte es sich dabei um eine Massenproduktion; sie bringen in den Online-Auktionen, je nach Motiv, zwischen dreißig und 420 Euro. Anmerkungen: Update: Hubertus Butin wies uns in eMails darauf hin, dass die zitierten Aussagen zu Auktionshäusern seiner eigenen Einschätzung und Erfahrung entsprächen, nicht jener von Frau Lorch. Hochgepriesenes Malewitsch-Bild der Kunstsammlung NRW ist eine Fälschung der 70er JahreSonntag, 12. November 2017Marion Ackermann, ehem. Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 2015 vor der Fälschung „Schwarzes Rechteck, rotes Quadrat“. Foto: Wilfried Meyer, © Kunstsammlung NRW Die Kunstsammlung NRW hatte das unsignierte Gemälde und mehr als 40 Zeichnungen von der Dr.-Harald-Hack-Stiftung geschenkt bekommen. Sie sollen von dem Revolutionskünstler Kasimir Malewitsch (1878-1935)stammen. Viele Jahre hatte das Bild zuvor als Leihgabe im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen gehangen. Untersuchungen an Farbe und Leinwand hätten nun ergeben, daß das zunächst auf etwa 1915 datierte Bild wahrscheinlich erst zwischen 1972 und 1975 entstanden sei, teilte das Düsseldorfer Museum mit. Zudem hätten weitere maltechnische Untersuchungen durch die TH Köln sowie der Vergleich mit einem authentischen Malewitsch-Gemälde in den USA gegen eine Echtheit gesprochen. Der Direktor des Wilhelm-Hack-Museums, René Zechlin, sagte, Kunsthistoriker hätten die Echtheit des Gemäldes schon länger bezweifelt. Dennoch habe das Museum das Ölgemälde nie überprüfen lassen, weil es sich bis dahin um eine Leihgabe handelte. Eine nähere Untersuchung wäre nicht ohne Zustimmung der Besitzer möglich gewesen. Offen ist dabei jedoch, ob sich der Sammler dezidiert gegen eine naturwissenschaftluiche Untersuchung ausgesprochen hatte. 2015 war die Malewitsch-Sammlung in einer Ausstellung in der Düsseldorfer Kunstsammlung gezeigt worden. Schon damals sei die damalige Direktorin Marion Ackermann aber mit dem "äußerst komplexen Thema" der problematischen Provenienzen von Malewitsch-Bildern konfrontiert worden. Im Schenkungsvertrag sei daher ein Passus zur wissenschaftlichen Erforschung des gesamten Konvoluts eingefügt worden. Auch der erst kürzlich angetretenen neue Direktorin Susanne Gaensheimer sind die auf dem Markt befindlichen falschen Malewitsch-Werke natürlich bekannt. Dennoch hat sie das Ergebnis der beiden Gutachten schwer getroffen. Ursprünglich habe man bis Januar warten wollen, wenn „endgültige Klarheit“ über beide Gutachten herrsche, nun wurde das Museum allerdings durch eine Veröffentlichung des Handelsblattes mit dem Fall an die Öffentlichkeit gedrängt. Das gefälschte Gemälde hatte sogar Eingang in den Malewitsch-Kanon gefunden: es war bereits 1975 in einem Buch über Malewitsch dokumentiert worden. Das Zeichnungskonvolut wird noch untersucht. Welche Lücke schloß die Fälschung? In einer Presseaussendung der Kunststiftung NRW hatte Marion Ackermann seinerzeit das Gemälde allerdings vorschnell noch als „bedeutend“ und die gesamte Schenkung als „bisher wertvollste Schenkung in der über 50jährigen Geschichte des Museums“ bezeichnet. Weiter hieß es damals: „Das etwa 83 Zentimeter mal 58 Zentimeter große Ölbild kann zu den Meisterwerken der suprematistischen Phase im Schaffen des Russen gezählt werden und ist im zeitlichen Umfeld seines legendären Schwarzen Quadrats (1915) entstanden. Das Bild zeigt ein auf weißem Grund schwebendes Rechteck und Quadrat: Es steht damit exemplarisch für den von Malewitsch entwickelten Suprematismus, bei dem – so der russische Künstler - „Kunst nur sich selbst zum Inhalt haben kann….Die ureigenste Idee von der Kunst ist die Gegenstandlosigkeit. Über die dynamische Organisation von Körpern, Fläche und Farben suchte der Künstler in dieser Zeit die dritte und sogar die vierte Dimension mit den Möglichkeiten der Bildsprache sichtbar zu machen. Ein stilistisch sehr ähnliches Werk Malewitschs („Malerischer Realismus. Junge mit Tornister“/1915) befindet sich seit 1935 im Museum of Modern Art in New York.“ Allerdings war es Ackermann wiederum, welche die nun veröffentlichten Ergebnisse der Gutachten in Auftrag gegeben hatte.. An diesem Fall zeigt sich überdeutlich, wie falsch es ist, sich museumsseitig kunsthistorisch und marketingmäßig bewertend zu Objekten zu äußern, deren Echtheit durch Gutachten erst noch geprüft werden muß. Museumsseitige Festlegungen hätten immer noch geschehen können, wenn die beauftragten Gutachter zum Ergebnis gekommen wären, daß nichts gegen die Echtheit spräche. Zuschreibungen und "Einordnungen" ins Oeuvre bzw. in die Kunstgeschichte dürfen in Zukunft erst wieder stattfinden, wenn berechtigte Echtheitszweifel zerstreut sind. LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster präsentiert eine politische Fälschung des 18. Jhts als Beispiel von "Fake News"Mittwoch, 8. November 2017Rombout van den Hoeye, Allegorie auf Prinz Wilhelm II. von Nassau-Oranien (1626-1650) als Friedensstifter, um 1648. Foto: LWL/Sabine Ahlbrand-Dornseif "Als Kunstwerk des Monats November präsentiert das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster die "Allegorie auf Prinz Wilhelm II. von Nassau-Oranien (1626-1650) als Friedensstifter" von Rombout van den Hoey[e]. Das niederländische Flugblatt aus dem Jahre 1648 stammt aus dem Porträtarchiv Diepenbroick im Kunstmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Vielleicht ist diese sog. Fake-News mit dem schwangeren Prinzen nur der Scherz eines Lehrlings, auf den überhaupt niemand hereingefallen ist? Entstanden möglicherweise durch den Zusammendruck zweier Platten, einer Allegorie und eines Porträts.
UPDATE: Neues zu Bernstorf oder: Kugelschreiber, 1 inch breite Neugoldbänder und grinsende Katzen in den Verästelungen der ArchäologieDienstag, 24. Oktober 2017Abb.: Jahresschrift, op. cit., S. 242 Götterdämmerung, Teil 1: Mittlerweile liegen drei wissenschaftliche Rezensionen zu: Rupert Gebhard; Rüdiger Krause: Bernsdorf... München 2016 vor, nämlich
Anthony Harding; & Helen Hughes-Brock: Mycenaeans in Bavaria? Amber and gold from the Bronze Age site of Bernstorf. In: Antiquity 91 359 (2017), S. 1382-1385 und
Alfred Reichenberger: Rezension von Rupert Gebhard; Rüdiger Krause: Bernsdorf. In: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Hg.: Harald Meller): Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte, Bd. 96, S. 543-550
Die Besprechungen finden ihre Untermauerung durch das deutliche Vorwort von Harald Meller und Kate Verkooijen: Report and Catalogue of the amber found at Bernstorf... sowie zwei werktechnisch-naturwissenschaftliche Untersuchungen zu den Goldblechen, deren Verzierung und den Ritzungen auf fossilem Bernstein von Christian-Heinrich Wunderlich und Karoline Peisger im gleichen Band. Im Verein mit den bereits bekannten Aussagen von Wolfgang David und Ernst Pernicka/Wunderlich [1]
Pernicka, Ernst & Wunderlich, Chr.-H.: Rezension von Rupert Gebhard und Rüdiger Krause: Bernstorf. In: Praehistorische Zeitschrift 92(2), 2017, S. 1-17
kommen sämtliche Beiträge zu dem Ergebnis, dass die "Hauptfunde" des bayerischen Bernstorf eindeutig rezente Fälschungen sind. Sie bestätigen damit unsere in MUSEUM AKTUELL und EXPOTIME! vorgebrachten Überlegungen, die von Rupert Gebhard fairerweise zitiert wurden.
Diese Erkenntnisse erfordern nunmehr auf vielerlei Ebenen endlich Konsequenzen, etwa die Umwidmung/Überarbeitung des Museums in Kranzberg.
Anmerkungen: [1] Eine weitere sehr lange, zusammenfassende Besprechung vereint in einer exzellenten Zusammenfassung nochmals eine Rezension am Vorgehen und Band von Gebhard & Krause mit einer Darstellung der vielen Argumente, die für eine Fälschung der Hauptfunde von Bernstorf sprechen. Dabei wird deutlich herausgearbeitet, dass bei der "Entdeckung" auf dem Gelände auch eine bislang nicht namentlich bekanntgemachte "Seherin" eingeschaltet war, die entscheidende Tips gab, wo zu graben sei. Das erinnert an die bei Gebhard und Krause nachzulesende Aussage von Gerhard Mittermeier zu dem Fund eines unbearbeiteten Stücks Bernstein, der mehrfach vor Zeugen erklärt hatte, dass Herr Dr. Moosauer ihn veranlasst hatte, an dieser Stelle zu graben (Mittermeier zu Moosauer: „Aber Du hast doch gesagt, ich soll hier kratzen.“; S. 286). Vanessa Bähr bezeichnete diesen Fund später sogar als "Grabungskontext". Vorsicht: Verseuchter Ludwig II-KanonSonntag, 22. Oktober 2017Wir hatten in der der "Fälschungserkennung" und bei anderen Gelegenheiten mehrfach darauf hingewiesen, daß das zu Bestrafende an Fälschungen nicht nur an der betrügerischen wirtschaftlichen Schädigung Dritter, nicht nur in der Rufschädigung an sich kompetenter Sammler, Händler, Museen oder Universitäten, sondern vor allem in der Verseuchung des wissenschaftlichen Kanons besteht - dem, was man in einer Fachwissenschaft und Öffentlichkeit für eine erwiesene Tatsache hält. Gehen Fälschung in diesen Kanon ein (was leider massenhaft für die überwiegend blauäugige Kunstgeschichte angenommen werden muß), müssen mit ihnen angestellte Vergleiche und Schlußfolgerungen falsch werden. Je mehr Fälschungen in eine Wissenschaft als echt eingehen, desto weniger bildet diese Wissenschaft ihren Erkenntnisgegenstand ab. Der kürzlich aufgedeckte Fall [1] eines erfundenen Interviews eines amerikanischen Journalisten mit König Ludwig II. von Bayern macht diesen Umstand auf schmerzliche Weise erneut deutlich. Er belegt auch abermals unsere in der "Fälschungserkennung" mehrfach dargestellte These, daß es gerade die "missing links" sind, die eine Fälschung passieren lassen. Und "missing links" greift diese Fälschung gleich zwei auf: Das behauptete Interview wäre das einzige gewesen, das Ludwig jemals gegeben hätte, noch dazu einem US-Amerikaner. Während dieser Audienz soll der König anscheinend auf Englisch sein Herz ausgeschüttet und am Ende den Raum mit Tränen in den Augen erlassen haben. Niemand hatte sich bislang daran gestört, dass Ludwigt II. gar kein Englisch sprechen konnte und der Journalist kein Deutsch. Ludwig II. wird sogar mit dem Satz zitiert, er würde seine Krone für eine einzige Stunden Gespräch mit dem US-amerikanischen Dichter Edgar Allan Poe aufgeben. Angeblich soll der König nur in diesem Interview auch seine behauptete Geisteskrankheit selbst angesprochen haben. Dafür gibt es sonst keine historischen Quellen. Das Interview soll angeblich im Februar 1882 stattgefunden haben, erschien aber erst im November 1886 nach des Königs Tod. Das allein macht schon stutzig, denn Tote können sich nicht mehr wehren. Das von Unwahrscheinlichkeiten nur so strotzende "Interview", das seinerzeit das angesehene "Lippincott's Monthly Magazine" nicht als Fälschung erkannt und veröffentlicht hatte, wurde bereits 1926 durch Ludwig Below zitiert [2], "in jüngster Zeit erwähnten, um nur einige zu nennen, die Buchautoren Thomas Ammon, Maria Seitz und Oliver Hilmes" [3] das nie stattgefundene Interview von Lew Vanderpoole. Kein deutscher Historiker oder Poe-Forscher hatte sich bislang kritisch mit dieser angeblichen Quelle auseinandergesetzt. Denn auch bei der Beschäftigung mit Lew Vanderpoole hätten man Verdacht schöpfen müssen: Wie Luc Roger herausfand, gab es diesen Journalisten wirklich, allerdings wurde bereits 1887 - ein Jahr nach der Veröffentlichung des fraglichen Interviews mit Ludwig II. - über Betrügereien Vanderpooles in den US-amerikanischen Medien berichtet. Das Cosmopolitan Magazine in New York hatte ihn wegen literarischen Betrugs angezeigt und Vanderpoole wurde verhaftet, weil er versucht hatte, als ein angeblicher Verwandter von George Sand Manuskripte von ihr an die Zeitschrift zu verkaufen. Auch in diesem Fall stellte er sich als Korrespondent des Figaro dar. In beiden Fällen behauptete er, irgendein Erbe zu beanspruchen. Der Fälscher war somit auch Hochstapler, wie so oft in der Fälschungsgeschichte. Und die angeblichen Manuskripte von George Sand (2 Romane) hatte er gar nicht selbst geschrieben, sondern einem anderen Autor gestohlen. [4]
Angeblich soll die Audienz völlig ohne jede Kenntnis der baierischen Journaille, der Hofschranzen und Spione stattgefunden haben. Wie sollten sie auch? Vermutlich war dieser Vanderpoole nie in Bayern, sondern versuchte lediglich wie ein umgedrehter Kal May, vom amerikanischen Schreibtisch aus, sich mit einer passenden Königsstory zu bereichern. So jedenfalls Luc Roger. Anmerkungen: [1] Kratzer, Hans: Königlich-bayerische Fake News. In: Süddeutsche Zeitung v. 21.22.10. 2017, S. R17. Die gut begründete Fälschungsvermutung gelang dem Romanisten und Internet-Blogger Luc Roger [munichandco.blogspot.de]. Gerade für einen Journalisten wie Kratzer ist ungewöhnlich, daß er "Fälschung" mit "Fake News" verwechselt. A. Straten: Rückblick auf die BVK-Tagung ECHT - GEFÄLSCHT, Weimar März 2017Montag, 29. Mai 2017Ein ausführlicher Rückblick von Adelheid Straten zur BVK-Tagung in Weimar (24.3.2017), erschien in MUSEUM AKTUELL, Ausg. 239. In ihm heisst es: "Seit Anfang des Jahres ist als akute Reaktion des BVK auf die Entwicklung der immer erfolgreicheren Fälschungsbekämpfung [1] der Arbeitskreis Fälschungen hinzugekommen. Zu den bereits tätigen Einzelpersonen und Gruppen (LKAs, Zoll, Staatsanwaltschaften, Richter, Wissenschaft und Museen, Restauratoren) zur Fälschungsbekämpfung tritt also nun dieser Verband, in dem Fachleute aus Handel und Museen zusammengeschlossen sind. De Tagung richtete sich insbesondere an Fachkollegen in Museen, selbständige Kollegen, Sammler und Kunstinteressierte, deren unabhängiges Wissen vor allem bei rechtlichen Auseinandersetzungen und Versicherungen gefragt ist. " [1] Richter greifen stärker durch, Auktionshäuser kooperieren immer intensiver mit den Strafverfolgungsbehörden. Hierauf wies auch René Allonge vom LKA Berlin hin: Nordwest-Zeitung v. 30.4.2015 (https://www.nwzonline.de/kultur/taeuschend-echt_a_27,0,951336230.html) Der komplette Text des Tagungsberichts ist nur Online- oder Printabonnenten von MUSEUM AKTUELL zugängig. Zur Heftübersicht:http://www.museum-aktuell.de/index.php?site=show_ausgabe&monat=04&jahr=2017&TM=1 Zum Online-Ausgabe: http://www.museum-aktuell.de/index.php?site=eBook&TM=1 Tatort Kambodscha? Einer Fälschung auf der SpurMontag, 29. Mai 2017Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln, Die Architektur und Kunst des alten Khmer-Reichs (9.-15. Jahrhundert) in Kambodscha fasziniert bis heute und der internationale Markt mit Khmer-Kunst boomt. Teilweise werden Preise in Millionenhöhe erzielt. Inzwischen befinden sich die meisten Khmer-Skulpturen in Privatsammlungen und Museen außerhalb Kambodschas. Doch handelt es sich bei all diesen Objekten um Originale? In der Ausstellung wird anhand einer vermeintlich originalen Khmer-Skulptur deren Geschichte zurückverfolgt. Wie konnte eine Fälschung auf dem Kunstmarkt landen? Welches sind die Handlungen und wer die Täter, die eine Kopie in eine Fälschung verwandeln? Mit welchen technischen Hilfsmitteln werden solche Skulpturen hergestellt? Warum gibt es überhaupt Fälschungen? EU-Bürger/innen lieben das Original – dennoch greifen viele zu Fälschungen!Sonntag, 26. März 2017"Das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) hat fast 27 000 Personen befragt. Das Ergebnis: 96 Prozent halten es für wichtig, dass Erfinder/innen und kreative Menschen ihre Rechte schützen können und für ihre Arbeit honoriert werden. 70 Prozent der Befragten finden, dass der Kauf von gefälschten Waren durch nichts zu rechtfertigen ist. Allerdings kaufen viele Menschen weiterhin gefälschte Produkte... Besonders bei 15- bis 24-jährigen verstärkt sich diese Tendenz. 15 Prozent gaben an, in letzter Zeit sogar wissentlich ein gefälschtes Produkt erworben zu haben. Produktpiraterie verursacht riesige Schäden. Oft denkt man dabei an die großen Luxusmarken von Taschen über Kosmetika bis hin zu exklusiven Uhren. Aber auch kleine, aufstrebende Unternehmen werden beklaut. Und für sie ist das mitunter existenzbedrohend, weil ihr Firmenwert oft aus ihrer Marke und ihrem Know-how besteht. Wurde die Marke nicht registriert, muss man vielleicht tatenlos zusehen, wie sie von Trittbrettfahrern benutzt wird. Hat man sich mit Marken oder Patenten abgesichert, kann man sich wehren und sein Recht auch durchsetzen." Quelle: www.patentamt.at / rundy Facebook kündigt Kennzeichnung von Fake-News an - und ein falscher Ryan Gosling bei der GOLDENEN KAMERADienstag, 7. März 2017Ein Hoax, aber ein sehr peinlicher: Nachdem es 2017 beider Verleihung der GOLDENEN KAMERA der Funke-Mediengruppe zum Auftritt eines falschen Ryan Gosling (La la Land; hier noch relativ unbekannt) kam, will die Verlagsgruppe den "gestohlenen Preis" von Joachim „Joko“ Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf (die im Publikums-Wettstreit gegen die HEUTESHOW übrigens klar verloren) zurück und in Zukunft schärfere Sicherheitsmaßnahmen einführen. MEHR hier: Weiteres Ruffini-Bild als Fälschung entlarvtFreitag, 20. Januar 2017Wie Michael Kohler in der SZ v. 20.1.2017 berichtete, seien bei Sotheby's auf einem Parmigianino zugeschriebenen ohrenbohrenden "Hl. Hieronyxmus" an 21 Stellen moderne Farbpigmente gefunden worden, die nicht durch Restaurierungen erklärt werden könnten. Das Auktionshaus habe dem Käufer bereits 842 000 US$ rückerstattet und dessen Einlieferer, einen luxemburgischen Kunsthändler, verklagt. Die Fälschung soll ebenfalls aus der Quelle Giuliano Ruffini stammen. Allen Werken Ruffinis ist gemeinsam, dass sie der Fachwelt unbekannt waren und dass diese sich lediglich in die 1990er Jahre rückverfolgen ließen. Ergänzend ermittelte der Standard, Wien: "Der Hl. Hieronymus gastierte übrigens 2003 im Zuge der Parmigianino-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien: als authentisches Werk des Manieristen, dessen Entdeckung Kunsthistoriker 1999 gefeiert hatten. Eine Meinung, der sich jedoch nicht alle Experten anschließen wollten, die andere Künstler des 16. Jahrhunderts ins Treffen führten. Sotheby's entschied sich 2012 für einen Kompromiss und schrieb es dem Umkreis Parmigianinos zu. Auch das ein Irrtum, wie man nun weiß. (Olga Kronsteiner, 19.1.2017) Foto: Sotheby`s Bemerkenswertes Urteil des LG Berlin zur Vernichtung / LKA-Asservierung eines gefälschten Pechstein-BildsDienstag, 3. Januar 2017Die Zivilkammer 28 des LG Berlin im November 2016 einen Privatmann dazu verurteilt, seine Einwilligung zur Vernichtung einer Pechstein-Fälschung zu geben, ersatzweise die Überstellung zu Schulungszwecken an das LKA Berlin (Aktenzeichen 28 O 498/14) . Bei dem fraglichen Objekt handelt es sich um die Tuschpinselzeichnung "Strandszene mit Boot", rechts unten monogrammiert HMP und datiert 1914. Es handelt sich um eine rezente Fälschung der geschützten Rohrfederzeichnung "Ausfahrendes Kanu I" von Pechstein aus dem Jahr 1914. Im Aquarell wurde das Pigment Titanweiß Rutil gefunden, das erst Ende der 30er Jahre auf den Markt kam. Das Bild war von dem Privatmann 1987 im Kunsthandel erworben worden), wobei die Vertragsparteien davon ausgingen, es handle sich in beiden Fällen um Originalwerke von Hermann Max Pechstein. Als er es 2014 über ein Auktionshaus anläßlich einer Pechstein-Spezialauktion versteigern lassen wollte, wurde die Fälschung dort entdeckt. Das Auktionshaus zeigte dem Sammler zwei Möglichkeiten auf: entweder sollte das Bild vernichtet werden oder es werde mit einem Fälschungsvermerk zurückgegeben. Daraufhin verklagte der Sammler das Auktionshaus auf Rückgabe, erhielt aber nur eine andere Einlieferung zurück. Die Aquarell landete beim Berliner LKA in der Asservatenkammer. Bei dem anschließenden Rechtsstreit beteiligten sich - wohl erstmalig in der Geschichte - die Inhaber der Urheberrechte von Pechstein als Nebenkläger (Drittwiderkläger). Sie verlangten mit Erfolg vom Sammler die Einwilligung zur Vernichtung der Fälschung. Der Eigentümer habe in das urheberrechtlich geschützte Werk der Erben auf Verbreitung eingeggriffen, wobei es nicht darauf ankäme, daß der Sammler von der Echtheit der Zeichnung ausgegangen sei, "da der Anspruch auf Vernichtung kein Verschulden erfordere". (Wild in Schricker / Loewenheim, Urheberrecht, 4. Auflage, § 98 Rnd. 4). Eine Vernichtung sei auch nicht unverhältnismäßig. denn selbst bei entferntem Monogram könne ein Wiedereintritt in die Handelssphäre nicht verhindert werden. Das Gericht folgte dabei dem Hanseatischen OLG Hamburg (ZuM 1998, 938, 942; dem folgend Bohne, aaO, Rnd. 23; Rachow, aaO, Rnd. 177) , das bereits entschieden hatte, daß eine Kennzeichnung eines gefälschten Kunstwerks ein untaugliches Mittel sei. "Dem steht die Entscheidung des Bundesgerichtshofs in dem so genannten Nolde-Urteil (Urteil vom 08.06.1989 – I ZR 135/87) nicht entgegen, in welchem die Entfernung einer unechten Signatur Emil Noldes als hinreichende Maßnahme angesehen wurde, um das (postmortale) Künstlerpersönlichkeitsrecht zu wahren. Denn in dem vom Bundesgerichtshof entschiedenen Fall ging es anders als hier und in der so genannten ImmendorffEntscheidung des Landgerichts Düsseldorf (Urteil vom 07.10.2012 – 12 O 473/08) nicht um eine Vervielfältigung eines vorhandenen Originalwerks im Sinne von § 16 UrhG (vorliegend „Ausfahrendes Kanu I", in der Immendorff-Entscheidung „Ready-Made de l´Histoire dans Café de Flore"), sondern um die Anfertigung zweier Aquarelle, die nur allgemein der Stilrichtung des Malers Emil Nolde entsprach." Die Drittwiderkläger hatten "schriftsätzlich ausführlich dargelegt, aus welchen Gründen sie von einer Fälschung ausgehen und haben dies insbesondere anhand der Auswahl des Motivs, des Bildaufbaus nebst seiner Proportionen, der abgebildeten Personen, Gegenstände und Landschaft, der Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu dem Originalwerk „Ausfahrendes Kanu I", der Strichführung und dem verwendeten Zeichenstift (Tuschpinsel anstelle einer Rohr-oder Tuschfeder) dargelegt.Der Kläger hat sich mit diesem Parteivortrag nicht näher auseinandergesetzt und hat dem insoweit besonders qualifizierten Parteivortrag keine Anhaltspunkte entgegengesetzt, die für die Echtheit des streitgegenständlichen Werks sprechen. Jedenfalls im Zusammenhang mit dem Untersuchungsergebnis des Landeskriminalamts Berlin steht für das Gericht im Sinne des § 286 Abs. 1 ZPO zweifelsfrei fest, dass es sich bei der streitgegenständlichen Tuschfederzeichnung um eine Fälschung handelt, ohne dass es insoweit einer Beweisaufnahme bedarf. Es sind zudem keine Anhaltspunkte dafür vorhanden, weswegen der Drittwiderkläger zu 2 ein unwahres Gutachten erstellt haben soll. " Das Gericht wies zusätzlich darauf hin, daß auch nachgemalte Originale eine Vervielfältigung darstellen (LG Düsseldorf, aaO; Loewenheim, aaO, § 16 Rnd. 9)... Auch die Übernahme der unverwechselbaren Eigenschaften eines Kunstwerks – wie Motiv, Strichführung, Darstellungsform – nimmt am Vervielfältigungsschutz teil (siehe auch BGH, Urteil vom 11.03.1993 – I ZR 264/91, „Asterix-Persiflagen"). Dies umso mehr, wenn hierdurch nicht nur eine Anlehnung an das Urheberrecht eines Künstlers erfolgt – in dem angesprochenen „Asterix-Persiflagen" Urteil war eindeutig erkennbar, dass die Zeichnungen nicht von den Schöpfern des Asterix-Comics stammen -, sondern der fälschliche Eindruck erweckt wird, es handle sich bei der Vervielfältigung um ein Originalwerk aus Künstlerhand." Es handele sich zudem um eine "unfreie Bearbeitung" im Sinne des § 23 Abs. 1 UrhG, welche aufgrund ihrer Einlieferung im Auktiionshaus ebenfalls eine Urheberrechtsverletzung darstelle. Das Gesetz selbst sieht in § 98 Abs. 1 UrhG als Rechtsfolge des Urheberrechtsverstoßes die Vernichtung der im Eigentum des Verletzers befindlichen rechtswidrig verbreiteten Vervielfältigungsstücke vor. Es handelt sich bei dem Anspruch auf Vernichtung also um den gesetzlichen Regelfall, durchaus mit generalpräventivem Charakter, so dass über das zur Folgenbeseitigung Nötige hinausgegangen werden kann (Bohne in Wandtke / Bullinger, Urheberrecht, 2002, § 98 Rnd. 23; Weidert / Molle, aaO, Rnd. 312; Rachow in Limper / Musiol, Handbuch des Fachanwalts Urheber- und Medienrecht, 2011, Rnd. 177). Das Gericht erkannte auch ganz deutlich darauf, daß das falsche Monogramm einer falschen Signatur entspräche und somit kein Werk "im Stil von..." Die ziemlich penible Vervielfältigung eines Originalwerks als Fälschung rechtfertige ein strengeres Vorgehen. Hilfsweise kann die Fälschung zu Schulungszwecken in die Fälschungssammlung des LKA Berlin gehen. Das vollständige Urteil kann hier heruntergeladenwerden: https://www.berlin.de/gerichte/presse/pressemitteilungen-der-ordentlichen-gerichtsbarkeit/2016/pressemitteilung.546152.php Hunderte ägyptischer Tiermumien waren FälschungMittwoch, 16. November 2016Wie der deutsche Blog selket.de berichtet und der deutschen Öffentlichkeit spätestens seit der Mannheimer Mumienausstellung bekannt, waren seit der Spätzeit Ägyptens Tieropfer gang und gäbe. "Mit ihren Opfer richteten sich die Menschen mit ihren Gebete an die Götter und erhofften sich Gehör für ihre Sorgen und Wünsche. Die Priester machten daraus ein einträgliches Geschäft und verkauften den Pilgern massenhaft mumifizierte Opfertiere. Dass dabei nicht immer alles mit rechten Dingen zu ging, war schon vorher bekannt. Bisher unbekannt war die Dimension, in der gefälschte Tiermumien unter das Volk gebracht wurde. Verschiedene Tiermumien, © Manchester Museum, The University of Manchester Cranach, Hals, Parmigiannino, Orazio Gentileschi, Velásques...Samstag, 8. Oktober 2016
Anmerkungen: (1) Olga Kronsteiner: Fälschungen von Meisterhand. http://derstandard.at/2000045560833/Faelschungen-von-Meisterhand?ref=nl&userid=12434&nlid=22 Foto: Sotheby's. Frdl. Hinweis von P.-B. Eipper, Universalmuseum Joanneum. Neue Literatur, neue Vorträge und TagungenDonnerstag, 29. September 2016In MUSEUM AKTUELL, Auzsg. 233, erschien folgende Buchbesprechung: Fälschung? S. 1-63. In: Dresdener Kunstblätter. Vierteljahresschrift. 60. Jg. 2016. H. 3. Hg.: Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Dresden: Sandstein Verlag 978-3-95498-241-7 Einzelheft 5 €, im Abonnement 4,50 € Heft 3 der Dresdener Kunstblätter bringt sechs Beiträge verschiedener Autoren zum Thema Fälschung: zu Dürer und Raimondi, zum schwierigen Fall eines silbernen Akelei-Pokals, zu einem vermeintlichen Doppelbildnis von Ursone da Bologna, zu Münzfälschungen, zu Möbelfälschungen und zur Fälschung afrikanischer Kunst. Die Artikel erweitern das Fälschungs-Thema endlich einmal wieder in musealer Kompetenz; besonders interessant ist der Fall des schwer zu bestimmenden Pokals. Die Literaturangaben lassen allerdings eine nicht so ganz aktuelle Museumsbibliothek vermuten. Ein weiteres Beispiel der lange tabuisierten Fälschungsthematik: Die Vortragsreihe des Niedersächsischen Landesvereins für Vorgeschichte im Landesmuseum Hannover am 13. Oktober, 10. November und 8. Dezember 2016 und die Fälschungstagung des BVK im März 2017. Über letztere berichten wir separat. Das Niedersächsische Landesmuseum lädt im Frühwinter 2016 zu drei Vorträgen des Niedersächsischen Landesvereins für Urgeschichte:
Zwei neue Fälle von Möbelfälschungen erschüttern FrankreichMittwoch, 21. September 2016Über zwei neue Fälle von Möbelfälschungen berichtet Vincent Noce in The ART NEWSPAPER (http://theartnewspaper.com/news/news/biennale-des-antiquaires-overshadowed-by-new-twist-in-fake-antique-furniture-scandal/):
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