Die berühmten Schriftrollen von Qumran zählen zu den bedeutendsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts. Sie wurden nach 1947 in elf Höhlen nahe dem namensgebenden Ort Khirbet Qumran im Westjordanland von Beduinen entdeckt und enthalten 2000 Jahre alte jüdische Texte, darunter auch Abschriften aus der Bibel. Derartige Schriften auf Papyrus oder Pergament wurden später dann auch an anderen Orten der israelischen Wüste gefunden. Sie enthielten u.a. Verträge und Texte der Essener-Sekte, der nach Ansicht einzelner Theologen auch Jesus angehörte. Man spricht heute von ca. 60.000 Fragmenten und Dokumenten. Sie sind sämtlich online (auch russisch, deutsch und englisch) und bieten ein unmittelbares Bild von den diversen religiösen Glaubensrichtungen des antiken Judentums und von dem Alltagsleben während der ereignisreichen Zeit des Zweiten Tempels.[1]
Forscher datierten die ältesten Stücke auf das 3. Jahrhundert vor Christus, jüngere auf das 1. Jahrhundert nach Christus. Sie haben somit hohen emotionalen Wert für Juden und Christen. Qumranrollen befinden sich heute in Israel (Israel Museum, Jerusalem) und in Washington. Sie bestehen u.a. aus einer kompletten Abschrift des Buchs Jesaja und Tausenden von Fragmenten, die teilweise nur sehr schwer zuzuordnen sind. Die Mehrzahl der Schriftrollen ist in hebräischer Sprache verfasst, ca. 15% sind in aramäischer, einige auch in griechischer Sprache. Ein Dokument ist sogar in Kupfer eingraviert. "Es finden sich darunter parabiblische und exegetische Werke, Hymnen und Gebete, Weisheitstexte, apokalyptische Texte, kalendarische Texte u.v.m. Einige der unter den Schriftrollen vom Toten Meer entdeckten Werke waren bereits vorher bekannt, da sie in Übersetzungen seit der Zeit des Zweiten Tempels erhalten geblieben sind. Man bezeichnet sie als „Pseudepigraphen“. Dazu gehört z.B. das Jubiläenbuch, von dem nur eine griechische und eine äthiopischen Version bekannt waren, bevor es auf Hebräisch in den Qumran-Höhlen entdeckt wurde,. Viele andere nicht-biblische Werke waren dagegen vorher unbekannt." [2]
Ab 2002 tauchten immer wieder weitere Funde auf dem Schwarzen Markt auf. Man begann Verdacht zu schöpfen. Das Museum of the Bible in Washington hatte 2018 fünf von insgesamt 16 Qumran-Schriftrollen aus seiner Ausstellung entfernt, weil es sich um Fälschungen handelt. Stattdessen werden drei andere Schriftrollen-Fragmente präsentiert, deren Authentizität jedoch ebenfalls ungesichert ist. Das Museum wurde am 17. November 2017 eröffnet. Es erstreckt sich über eine Gesamtfläche von rund 40.000 m2 und wird durch den evangelikalen Unternehmer Steve Green maßgeblich finanziert. Nach Recherchen der Zeitschrift der „Biblical Archaeology Society“ und der SZ soll dessen Ladenkette "Hobby Lobby" 2017 zu einer Strafe von 3 Mio. US-$ an den amerikanischen Zoll verurteilt worden sein, weil Green u.a. 1500 Keilschrifttafeln, 500 Bausteine mit Keilschriftinschriften und 3000 Tonsiegel beim Import als handgemachte Tontafeln im Wert von 300 US-$ deklariert hatte, diese in Wirklichkeit aber Raubgut aus dem Irak gewesen waren und an die Altertumsbehörde des Irak restituiert werden mussten. [3]
Das Museum reagierte damit auf das Ergebnis einer Untersuchung der deutschen Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), das die Rollen auf ihr Alter untersucht und befunden hatten, dass diese "nicht alt genug" seien. Das BAM untersuchte die Proben mit einer ganzen Serie von Methoden. Das Urteil der deutschen Experten entspricht im wesentlichen denen des vom Museum of the Bible beauftragten Historikers Kipp Davis von der kanadischen Trinity Western University, der zu dem Ergebnis kam, dass sogar mindestens sieben Exemplare in der Schriftrollen-Sammlung des Museums "moderne Fälschungen" seien.[4]
Anmerkungen'
[1] https://www.deadseascrolls.org.il/home
[2] https://www.deadseascrolls.org.il/learn-about-the-scrolls/introduction (deutsche Fassung)
[3] https://www.israelnetz.com/gesellschaft-kultur/wissenschaft/2018/10/25/qumranrollen-echt-oder-gefaelscht/ sowie Anm. 2
[4] https://www.museumofthebible.org/press/press-releases/museum-of-the-bible-releases-research-findings-on-fragments-in-its-dead-sea-scrolls-collection