

Links das Bild vor der Restaurierung 2012. Foto: cranach-net, Heidelberg. Rechts die Venus nach der Restaurierung in London, so erworben vom Fürsten von Liechtenstein (1531 datiert und mit Schlange signiert) . Foto: Liechtenstein Collections
Aktueller kann eine Tagung nicht sein: Einer der Schwerpunkte des diesjährigen Restauratorentags von IIC Austria und Universalmuseum Joanneum in Graz war das Thema Kopien und Fälschungen mit den Referenten Paul-Bernhard Eipper, Ulrich Becker, Johann Thomas Ambrózy und Christian Müller-Straten. Nur wenige Tage nach dem Vortrag des Münchner Kunsthistorikers zum Thema „Fälscher als Restauratoren - Restauratoren als Fälscher“, bei dem er über den Begriff des restauratorischen Verfälschens sprach und die Fälle Bastiannini, Brigido Lara, van der Veken und Goller vorstellte, berichtete der STANDARD, daß die schreckliche Venus der Liechtenstein-Sammlung (angeblich ein Bild von Cranach), erworben von Prinz Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein 2013 für wohl 7 Mio. € gegen Mitte einer Ausstellung aufgrund einer Anzeige in Aix-en-Provence beschlagnahmt worden sei, um zu prüfen, ob es sich um eine rezente Fälschung handelt.
Laut Bernheimer-Colnaghi hatte sich das Bild zuvor seit der Mitte des 19. Jh. in einer belgischen Privatkollektion befunden. Weder ist diese Provenienz bisher überprüft worden, noch ist das Gemälde nach allen Regeln der Kunst naturwissenschaftlich untersucht worden. Kunsthistorikern fallen sofort die Schwächen kaschierende dümmliche Beinstellung und das ebenfalls für eine Venus von Cranach ursprünglich ziemlich ausdruckslose Gesicht auf. Auf jeden Fall wurde das Gemälde in London vor dem Ankauf durch den Prinzen restauratorisch cranachisiert - und zwar ähnlich der Hyperrestaurierungs-Methode van der Veken. Zu prüfen wird jetzt im Louvre sein, ob hier nicht ein Restaurator eine Fälschung verfälschend aufgemöbelt hat. Prof. Gunnar Heidenreich (Fachhochschule Köln) hat bei cranach-net dieses Bild jetzt (ohne nähere Begründung) als „Imitation“ bezeichnet.
https://blog.arthistoricum.net/beitrag/2016/03/06/cranachs-venus-verfuehrt-cranach-experten/