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Rückseiteninformationen

Viel zu häufig treten die Rückseiten von Gemälden im wahrsten Sinne des Wortes in den Hintergrund. Hinweise zum Material, zur Genese des Werks, zur Restaurierungsgeschichte aber auch wichtige Angaben, wie rückseitige Beschriftungen, Stempel und Aufkleber geben Zeugnis über die Provenienz des Kunstwerkes und den Herstellungsprozeß.

 
Abb. 1: Nicht vom Künstler aufgebrachter, rückseitiger Galerievermerk „flinck N 17“. Foto: Autor
 
Abb. 2: Nicht vom Künstler aufgebrachter, rückseitiger Galerievermerk „CaRL LOTH“ . Foto: Autor
 
Abb. 3: Vom Künstler aufgebrachte, rückseitige Signatur und Datierung „Schmalix 1986“ . Foto: Autor
 
Abb. 4: Vom Künstler aufgebrachter, rückseitiger Titel, Signatur, Postleitzahl und Ortsangabe „Im Glascafé G. Brettschuh 8454 Arnfels“. Foto: Autor
 
Abb. 5: Vom Künstler aufgebrachte Signatur und Adresse „LOJEN GERHARD BERGMANNGASSE GRAZ AUSTRIA“ . Foto: Autor
 
Abb. 6: Vom Künstler aufgebrachte Signatur und Datierung „JOH. FRUH. 62.“ . Foto: Autor
 
Abb. 7: Nicht vom Künstler aufgebrachter Eigentumsvermerk auf dem textilen Gemäldeträgergewebe. Die Signatur des Künstlers befindet sich auf dem Stützkreuz des Keilrahmens. Foto: Autor
 
Abb. 8: Vom Künstler aufgebrachte Signatur, Titel, Vermerke, Ausstellungsaufkleber. Foto: Autor
 
Daneben finden sich häufig Signaturen und Adressen des Künstlers, manches Mal sehen wir verworfene Skizzen oder ganze Gemälde, die abgekratzt, übermalt oder durchgestrichen sein können. Von der Vorderseite her durchgeschlagene Bindemittel oder Firnisse zeichnen sich ab. Aber auch Galeriebeschriftungen und Numerierungen zeigen, wo das Gemälde in der Galerie hing und von wem es stammt. Häufig können Doublierungen diese Hinweise verdecken, welche dann erst nach einer Abnahme der Hinterklebung wieder zum Vorschein kommen. Auch über den Erhaltungszustand des Gemäldes gibt die Rückseite Auskunft.
Es zeigt sich gerade an den Rückseiten, daß Bilder Schicksale haben und es oft sehr aufschlußreich und spannend sein kann, diese zu rekonstruieren, wobei die Rückseite oft mehr hilft als die Vorderseite. Deshalb sollte man immer versuchen, soviel wie möglich dieser Hinweise zu erhalten und diese keinesfalls zu entfernen. Sie sind zumeist auch ein Echtheits- und Authentizitätsindiz. Dem Maltechniker geben Rückseiten Aufschluß über die Gewissenhaftigkeit des Malers und erlauben den Blick in die Werkstatt des Künstlers. Dem Restaurator hilft eine Analyse der Rückseiten, sein Behandlungskonzept auf das Objekt abzustimmen. Fälscher beschäftigen sich im Regelfall kaum mit der Rückseite – schon um weniger Spuren zu hinterlassen, die ihr Werk als Fälschung überführen könnten – was an sich schon wieder ein Hinweis ist. Idealerweise deckt ein Klimaschwankungen puffernder Rückseitenschutz die Rückseite ab, um sie auch vor Verschmutzung, Licht und mechanischen Schäden zu schützen. Um die durch den Schutz verdeckten Informationen sichtbar zu lassen, kann der Einrahmer die Rückseite fotografieren und das Foto auf den Rückseitenschutz kleben.

Hinweise auf Staffeleien

Dem aufmerksamen Betrachter sind mittige, manchmal freigebliebene Partien, manchmal andersfarbig ausgeführte Partien der oberen Kanten von Gemälden schon aufgefallen.
Vor allem bei Feldstaffeleien war es notwendig, die zu bemalenden Holztafeln oder Leinwände gut zu befestigen, um gegen starke Windböen gefeit zu sein.

Dreibeinige Feldstaffelei. Wikimedia Commons/Mrs. Scarborough

Vor allem die dreibeinigen Feldstaffeleien der „Pleinairisten“ hatten tellerartige Feststellschrauben, mit denen man die Leinwände festklemmte. Aber auch sehr große Atelier-Staffeleien verfügten über diese zumeist fein gedrechselten Teller, die sich auf hölzernen Gewindestangen zum Gemälde hin horizontal drehen ließen. Während diese teils recht auslandenden Tellerschrauben heute nicht mehr gebräuchlich sind, gab es und gibt es bis heute auch L-förmige Profile oder auch einfache Leisten mit zwei Metallstiften, die in die obere Leiste des Spann- oder Keilrahmen gerammt werden. Alle diese Befestigungsvorrichtungen hinterlassen mittig Spuren am oberen Gemälderand.


Helga Ancher i modelklassen på Kunstskolen for kvinder, Kunstakademiet i København. Wohl Fotomontage, 1903 04. Erkennbar sind bei einigen Staffeleien die Feststellschrauben. Quelle: Wikimedia Commons/Skagens Museum. 


Feststellschraube einer historischen Atelierstaffelei. Quelle unbekannt

Manchmal wurden diese Hinweise beseitigt und manchmal eben nicht, denn die Maler wußten, daß sie den Farbton der unbemalten Stelle nicht sicher wieder treffen würden und ließen diesen frei oder überdeckten ihn meist in einer nur ähnlichen Farbe. Oft wußten die Maler auch darum, wie tief der künftige Zierrahmenfalz in das Gemälde hineingreift und bemalten diese Stellen nicht. Diese Hinweise bleiben somit verborgen, bis ein Gemälde wieder ausgerahmt wird.
Diese Anhaltspunkte zur Entstehung und zum Werkprozess eines Bildes sind dem Maltechniker besonders teuer, zumal sie dem Fälscher verborgen bleiben und er diese spezifischen Informationen normalerweise nicht besitzt. Sie sollten deshalb bei Restaurierungsmaßnahmen sorgsam dokumentiert, aber nicht veröffentlicht und nicht durch Überretuschieren beseitigt werden.


 
Detail eines Gemäldes, das auf einer Staffelei gemalt wurde und dabei von einer L-förmigen Leiste fixiert wurde. Foto: Autor



Detail eines Gemäldes, das auf einer Staffelei gemalt und dabei von einer tellerförmigen Feststellschraube fixiert wurde. Foto: Autor

Dipl.-Rest. Dr. Paul-Bernhard Eipper
paulbernhardeipper@gmail.com
http://www.museum-joanneum.at/das-joanneum/unser-betrieb/ueber-das-joanneum/servicefunktionen/museumsservice/restaurierung/dipl-rest-dr-paul-bernhard-eipper.html